Absolut fesselnd
Die Geschichte ist in vier Teile unterteilt, die Sofia, ein junges jüdisches Mädchen aus Warschau, Hankus erzählt. Wie ein feines Band, zieht sich diese Tatsache durch das gesamte Buch. Hankus mischt sich ...
Die Geschichte ist in vier Teile unterteilt, die Sofia, ein junges jüdisches Mädchen aus Warschau, Hankus erzählt. Wie ein feines Band, zieht sich diese Tatsache durch das gesamte Buch. Hankus mischt sich nie in die Geschichtenerzählung ein. Selbst dann nicht, als Sofia ihm seine eigene Geschichte erzählt und man fragt sich stets, warum sie das wohl tut. Diese Frage zieht einem durch die Geschichte, die in vier Teile gegliedert ist.
Im ersten Teil geht es um Sofia. 1915 lebt sie mit ihren Eltern als junges Mädchen in Warschau. Wohl in ärmlichen Verhältnissen führen sie dennoch ein glückliches Leben. Bis zu dem Moment, als ein vornehmer jüdischer Herr bei den Eltern von Sofia um ihre Hand anhält. Sie wird gezwungen, ihn in seine Wahlheimat Argentinien zu begleiten, um ihn dort zu heiraten. In diesen Jahren war Argentinien für viele Europäer ein Land voller Träume, die sich jedoch für die meisten Auswanderer in Luft auflösten, sobald sie in die Häfen von Argentinien einliefen.
Anschliessend widmet sich Sofia Hankus Geschichte. Auch er kommt über Umwege nach Argentinien. Auch sein Leben hatte er sich anders vorgestellt. Doch mit Talent und Glück, schafft er es, sich in seiner neuen Heimat einen Namen zu machen.
Bevor am Ende ihre gemeinsame Geschichte erzählt wird, nimmt sich Sofia die Zeit, erst über den Mann, der um ihre Hand angehalten hat und seine Familie zu berichten.
Obwohl die Schicksale mehrerer Menschen aufgezeigt und Gespräche geführt werden, die Sofia nur aus weiteren Erzählungen oder ihrer Fantasie kennt, hat man niemals Probleme, der Geschichte zu folgen. Die Autorin versteht es, den Blickpunkt und Charakter eines jeden ihrer Protagonisten sehr deutlich darzustellen ohne dabei übertrieben zu wirken. Am meisten fasziniert hat mich jedoch, in welcher Weise Sofia ihre eigenen Erlebnisse schildert. Sie erzählt die traumatischen Momente, als wären sie in einem anderen Leben einem anderen Menschen passiert und ist der jüngeren Version ihrer selbst gegenüber äusserst kühl und kritisch. Obwohl sie allen Grund dazu hätte, erhebt sie keinen Anspruch auf die Opferrolle. Im Gegensatz dazu, behandelt sie die guten Momente, oder zumindest solche, die sie in früheren Zeiten als gut befunden hatte beinahe zärtlich. Diese Mischung aus Distanz zu den tragischen und Leidenschaft zu den schönen Momenten macht sie von Anfang an zu einem unglaublich starken Protagonisten, den man einfach mögen muss.