Ein erschütternder, leider nur allzu realistischer Roman
Tanger TransitCotter ist ein Einzelgänger und Freigeist. Oft reist er nach Nordafrika. Für ihn ist es wie eine zweite Heimat, und er bietet auch geführte Touren für Reisende dorthin an. Er ist mit Land und Leuten vertrat ...
Cotter ist ein Einzelgänger und Freigeist. Oft reist er nach Nordafrika. Für ihn ist es wie eine zweite Heimat, und er bietet auch geführte Touren für Reisende dorthin an. Er ist mit Land und Leuten vertrat und hat auch einige Freunde dort. Zu Beginn des Romans hält er sich gerade auf einem Campingplatz bei Tarifa auf. Als er eine Gruppe ertrunkener Marokkaner am Strand findet, ist das Entsetzen groß. Bei einem der jungen Männer entdeckt Cotter eine Tasche, die er heimlich an sich nimmt, denn er möchte mehr über das Schicksal des toten Jungen erfahren.
Auf seinem Weg lernt er Hassan kennen, der sich ihm anschließt. Auch begegnet ihm ein herrenloser Hund, der nicht mehr von seiner Seite weicht und den er schließlich Hercule nennt. Zu dritt begibt sich dieses ungewöhnliche Team auf Spurensuche in Marokko. Sie finden etwas über die Familie des Toten vom Strand heraus und suchen sie auf. Cotter möchte begreifen, was da passiert ist und was junge Afrikaner antreibt, die gefährliche Reise übers Meer anzutreten.
Es ist ein fiktiver Roman, der jedoch sehr viele Wahrheiten enthält. Neben einem faszinierenden Road-Trip durch Nordafrika erfahren die Leser(innen) sehr viel über die Beweggründe der Emigranten und über die kriminellen Machenschaften mit denen sie von den eigenen Landsleuten über den Tisch gezogen werden. Der Autor erklärt die wirtschaftliche und politische Lage in Nordafrika und nimmt auch kein Blatt vor den Mund, wenn es um das Unrecht geht, das den Afrikanern durch den Westen, durch Europa, angetan wird. Hier wird die Kehrseite des Asylantenproblems aufgezeigt, und es wird auch deutlich, dass sicherlich keiner der Afrikaner die Ausreise aus Lust und Laune heraus antritt, sondern der Aufbruch in ein neues, hoffnungsvolles Leben in Europa erfolgt aus der Not heraus. Hier geht es einmal nicht um unpersönliche Zahlen, sondern um Schicksale, wie sie sich tagtäglich wirklich ereignen.
Das Buch ist vielschichtig, denn es zeigt ein facettenreiches Marokko mit all seiner Schönheit aber auch mit seinem Elend.
Die Lebensgeschichte, die Cotter zusammen mit Hassan aufdeckt, hat mich nachhaltig beeindruckt, und die Bilder, Szenen und leider nur allzu realen Beispiele, die der Autor im Roman verwendet, werden mich so schnell nicht loslassen. Es ist ein fundiertes Buch, das man gelesen haben sollte, um die wahren Zusammenhänge zu begreifen. Erst dann kann man sich ein wirkliches Bild zu diesem Thema machen.