Cover-Bild Nachts sind das Tiere
10,99
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Politik und Staat
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 11.04.2016
  • ISBN: 9783442713530
Juli Zeh

Nachts sind das Tiere

Essays
Die NSA-Affäre hat viele Internet-Nutzer verunsichert und verwirrt. Wir, die Politikverdrossenen, die »Einfach- so-Egozentriker«, die Selbstquantifizierer, melden uns hektisch von Facebook und Co. ab. Juli Zeh, die einen weltweiten Schriftstellerprotest gegen die Überwachung initiiert hat, sieht das nicht ein. Engagiert verteidigt sie die Freiheit des Wortes und ermutigt uns, sie ebenfalls einzufordern. Sie hinterfragt, warum wir uns ein vorgefertigtes Schema von »Glück« überstülpen lassen, das »gesamtgesellschaftliche Zirkeltraining« klaglos mitmachen und uns so zu einer einheitlichen Masse entwickeln, die ihre Mündigkeit verspielt.

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Veröffentlicht am 05.07.2022

Kritische Texte

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„...Wer die grundlegenden Freiheiten aufgibt, um vorübergehend etwas mehr Sicherheit zu erkaufen, hat weder Freiheit noch Sicherheit verdient…

Dieses Zitat von Benjamin Franklin steht in einem der Texte ...

„...Wer die grundlegenden Freiheiten aufgibt, um vorübergehend etwas mehr Sicherheit zu erkaufen, hat weder Freiheit noch Sicherheit verdient…

Dieses Zitat von Benjamin Franklin steht in einem der Texte der Autorin. Es zieht sich aber wie ein roter Faden durch die Essays.
Das Buch enthält zum Teil überarbeitete Essays aus den Jahren 2005 bis 2014. Eines ist allen gleich. Haarscharf analysierend nimmt die Autorin die Politik und ihre Ergebnisse in den Mittelpunkt. Dabei wurde deutlich, dass einige Themen schon im Meer der Geschichte verschwunden sind. Wer regt sich heute noch über die Spionagetätigkeit der Amerikaner auf?
Das Themen Datenschutz und Manipulation der Massen nehmen in den Texten einen breiten Raum ein. Nicht in jedem Punkt gehe ich mit der Autorin konform. Trotzdem bleibt der kritische Blick auf die Entwicklung.

„...Ein mündiger Mensch kann auf seine Fähigkeit vertrauen, das rechte Maß der dinge ohne Messgeräte zu ermitteln. Selbstvermessung hingegen ist das Gegenteil von Selbstvertrauen…

Das klingt wie ein Kampf gegen Windmühlen. Hier wurden die Worte von der Realität überholt.

„...Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Ergebnisse von Datenauswertung über das Schicksal des Einzelnen entscheiden können – ob er einen Kredit bekommt, ob er zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, ob er ein Flugzeug besteigen darf...“

Auch hier werden die Finger konkret in die Wunde gelegt. Eine Frage aber bleibt offen: Wollen wir das überhaupt wissen, was mit unseren Daten geschieht?

Ab und an kommt eine heftige Ironie zum Tragen:

„...Wenn der Pinscher mit dem Kläffen fertig ist, wird die Dogge freundlich lächeln und sagen, dass alles, was die USA tun, im Rahmen der Gesetze erfolgt...“

Das Buch lässt mich nachdenklich zurück.