Cover-Bild Schöne Seelen und Komplizen
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 01.02.2018
  • ISBN: 9783492057738
Julia Schoch

Schöne Seelen und Komplizen

Roman

Der große literarische Roman des wiedervereinigten Deutschlands

Lydia, Alexander, Ruppert, Kati. Sie alle sind Schüler eines Elitegymnasiums der DDR. Während die einen mit glühendem Blick im »Reimanns« subversive Gedanken diskutieren, sehen die anderen unschuldig einer sozialistischen Zukunft entgegen. Der Mauerfall trennt sie schlagartig von ihrer Vergangenheit. Schwankend zwischen Hass, Verweigerung und Euphorie hören sie die Beteuerungen ihrer Eltern, dass alles ganz normal sei. Dabei sieht jeder die Explosion 1989 mit anderen Augen. Dreißig Jahre später zieht jeder der Helden Bilanz. Und sieht sich vor große Fragen gestellt: Wie lange verfolgt uns die Vergangenheit, oder verfolgen wir sie? Wie viel sind ihre Erfahrungen wert? Damals sind sie davongekommen, aber sie alle jagen einer Freiheit nach, noch immer. Julia Schoch macht den historischen Umbruch in privaten Leben erfahrbar. Und schreibt damit einen beeindruckenden Gesellschaftsroman für unsere Zeit.

Von der Autorin des Bestsellers »Das Liebespaar des Jahrhunderts«

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2018

Wer sie waren, wer sie sind

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Damals und Heute - in diesem Roman kommen Menschen zu Wort, Menschen gleichen Alters. Zunächst ganz jung, dann - in der Gegenwart - mittelalt. Es sind ehemalige Schüler eines Potsdamer Elitegymnasiums, ...

Damals und Heute - in diesem Roman kommen Menschen zu Wort, Menschen gleichen Alters. Zunächst ganz jung, dann - in der Gegenwart - mittelalt. Es sind ehemalige Schüler eines Potsdamer Elitegymnasiums, die gemeinsam die Wende erlebt haben. Eine Wende, die vielfach von Privatem überlagert wurde - denn als junger Mensch hat man doch so viel mehr im Kopf als den Lauf der Welt. Was mit einem selbst passiert, ist doch so viel spannender! Nicht immer, aber doch sehr, sehr oft.


Julia Schoch schildert diese Zeit aus vielerlei Perspektiven: es sind eine Menge junger Mensche, die hier zu Wort kommen Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre, so viele, dass sie mich verwirrt haben. Wofür stand nochmal Lydia, wofür Ellen oder Britta, war jetzt Alexander oder Tomas oder gar Martin der Mädchenschwarm oder habe ich es sogar verwechselt? Und vor allem: was bedeutete die Wende für sie alle, die damaligen (teilweise noch heutigen) Potsdamer, die die Wege der Zeit, des Lebens vielfach auseinander gebracht, teilweise jedoch auch zusammengehalten haben.


Julia Schoch hat einen aus Blitzlichtern, Momentaufnahmen verschiedener Protagonisten zusammengefügten Roman auf zwei Zeitebenen geschaffen, der durchaus interessant ist, mich jedoch äußerst verwirrt zurückgelassen hat. Die Einzelschicksale und die jeweils damit verbundenen Charaktere waren zu wenig akzentuiert, setzten sich zu wenig voneinander ab, verschwammen teilweise aus meiner Sicht sogar ineinander und vermischten sich. Ein gutes, spannendes Potential, das nicht ganz ausgeschöpft wurde aus meiner Sicht, das teilweise sogar im Sande verlief. Und das, obwohl Julia Schoch wirklich schön schreibt, passende Sätze findet, die bis ins Mark treffen. Zum Beispiel "ich glaube, die Erinnerungen sterben später als die Menschen." (S.122) Das sagt eine der Protagonistinnen, Vivien, zu Alexander - eine Verbindung, die über Jahrzehnte erhalten bleibt.


Doch das Problem der Autorin (kenne ich auch), also auch "Mein Fehler ist, dass ich davon ausgehe, andere Leute würden die Dinge genauso sehen wie ich." (128) Geht mir auch oft so und gerade dies ist mit ein Grund, dass ich ihr und ihrem - insgesamt duchaus sympathischen - Buch stellenweise leider nur Unverständnis entgegenbringe.

Veröffentlicht am 03.03.2018

Unheimlich kompliziert

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„Ich blättere darin herum, ich bleibe an einzelnen Wörtern hängen, ich muss das nicht verstehen.“ (S. 244)

Eine Schulklasse um die Zeit der Wende führt uns in diesem Roman vor Augen, wie sehr die Änderungen ...

„Ich blättere darin herum, ich bleibe an einzelnen Wörtern hängen, ich muss das nicht verstehen.“ (S. 244)

Eine Schulklasse um die Zeit der Wende führt uns in diesem Roman vor Augen, wie sehr die Änderungen des politischen Systems jeden einzelnen persönlich beeinflusste. Dabei begleiten wir die einzelnen Schüler zunächst in der Zeit der politischen Umbrüche, um sie dann im zweiten Teil in unserer Zeit wieder zu treffen. Besonders dort wird deutlich, wie sehr der ein oder andere mit den Umständen zu knapsen hatte.

Ich will nicht sagen, dass mir dieses Buch nicht gefallen hat, dafür habe ich zu wenig davon verstanden. Und dabei fing es so gut an: Eine Schulklasse um die Zeit der Wende, ganz unterschiedliche Figuren, die ganz unterschiedliche Einstellungen zum System haben, und plötzlich wird alles anders. Die politischen Auswirkungen sind uns allen hinlänglich bekannt, doch einen Blick auf die persönlichen Auswirkungen zu erhaschen, das fand ich ziemlich reizvoll.

Leider fiel es mir so schwer, dem Buch zu folgen, dass es für mich keinen Lesegenuss bot. Die Schulklasse scheint nahezu vollständig aus Philosophen zu bestehen, den Eindruck erwecken jedenfalls die vielen tiefsinnigen Gedanken, doch abgesehen davon?
Jedes Kapitel ist aus der Sicht eines anderen (ehemaligen) Schülers geschrieben, die sich keine Mühe geben, ihre Handlungen und Gedanken mit Hintergrund zu unterfüttern. Schon klar, für die Personen ergibt das auch keinen Sinn, und mich nerven übertriebene Nebensätze im Sinne von „Der Hans, der ja letzten Monat seine Frau verloren hat…“, die nur der Erklärung für den Leser dienen, im Normalfall auch. Aber dass ich mir Zeitsprünge selbst überlegen muss, ebenso den Fall der Mauer (sie können problemlos in den Westen fahren, also wird das jetzt wohl schon passiert sein), warum irgendjemand eine Alibibeziehung braucht (lesbisch? Wer weiß das schon…), das wird auf fast dreißig Seiten dann doch anstrengend.
Hinzu kommt die Fülle an Figuren, zu denen ich durch den Aufbau einfach keine Bindung aufbauen konnte, und der Sätze wir „Ellen rief mich an“ kompliziert macht. Wer war Ellen noch gleich?

„Vielleicht ist alles ganz einfach, wenn etwas tatsächlich passiert. Vielleicht ist das Schreckliche immer nur die Vorstellung.“ (S. 35)
„[…] die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte wandernder Grenzzäune, jedes Mal mit viel Natur dazwischen.“ (S. 85)
„Das Scheißsystem macht sich vom Acker, aber das Schlechte lässt es da, findest du das nicht ungerecht?“ (S. 108)

All das sorgte leider dafür, dass ich keinen Spaß daran hatte, dieses Buch zu lesen. Es lief nebenher mit, wenn ich mich zwischendurch mal überwinden konnte, weiter zu lesen, und machte mir ansonsten eher ein schlechtes Gewissen. Ich hoffe jedoch sehr, dass es Menschen gibt, die meine Kritikpunkte eher reizvoll finden und diesem Roman die Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen, die ich ihm durchaus gönne.