Ein wunderschöner, klassischer Regency, für Romantiker und Fans der leisen Töne
Die siebzehnjährige Marianne, wurde nach dem plötzlichen Unfalltod ihrer Mutter, vom gramgebeugten Vater zur Großmutter nach Bath geschickt. Doch die naturverbundene Marianne vermisst ihr Heimatdorf sehr, ...
Die siebzehnjährige Marianne, wurde nach dem plötzlichen Unfalltod ihrer Mutter, vom gramgebeugten Vater zur Großmutter nach Bath geschickt. Doch die naturverbundene Marianne vermisst ihr Heimatdorf sehr, noch mehr natürlich ihre Zwillingsschwester Cecily, die sich derweil in London, bei einer befreundeten Familie aufhält.
In Bath macht ihr ein eher ungestümer, älterer Mann den Hof, doch Marianne will diesem keinesfalls die Hand zur Ehe reichen, auch wenn sie denkt, dass ihre Chancen auf einen attraktiveren Ehegatten nicht gerade gut stehen. Denn Marianne findet sich recht unscheinbar. Es scheint für sie so, als wäre alle Schönheit bei ihrer und Cecilys Geburt, an ihre Schwester gegangen, die ein paar Minuten eher als Marianne auf die Welt kam. Überhaupt sind sich die Zwillinge nicht ähnlich. Während Cecily bestimmend ist und alles für sich beansprucht, hat es Marianne gelernt, zugunsten der Schwester zurückzustecken, was auch für die Wahl ihrer beider Männerbekanntschaften gilt. Marianne weiß genau, dass sich alle Männer nur für Cecily interessieren.
Eines Tages erhält Marianne einen Brief von ihrer Schwester, in der diese ihr mitteilt, dass beide Mädchen eine Einladung zu einer Landpartie erhalten haben. Die Einladung wurde von Lady Wyndham, einer einst guten Freundin ihrer verstorbenen Mutter ausgesprochen und Cecily lässt in ihrem Schreiben durchblicken, dass sie plant, sich Lady Wyndams ältesten Sohn zu angeln. Marianne freut sich sehr über die Einladung, doch ihre Großmutter lässt sie nur unter einer Bedingung fahren. Die burschikose, nicht auf den Mund gefallene Marianne soll auf Edenbrooke lernen, wie man sich wie eine echte Lady verhält. Zur Belohnung will Mariannes Großmutter sie als Alleinerbin einsetzen, was bedeutet, dass Marianne von diesem Zeitpunkt an, eine äußerst gute Partie wäre.
Auf der Fahrt nach Edenbrooke, wird die Kutsche in der sich Marianne und ihre Zofe befinden, von einem Straßenräuber überfallen. Der Straßenräuber entwendet ausgerechnet das Medaillon, in dem sich ein Bildnis von Mariannes und Cecilys Mutter befindet, was Marianne sehr traurig macht. Doch viel Zeit deswegen Trübsal zu blasen, bleibt ihr nicht, denn bei einem Schusswechsel wurde ihr Kutscher verletzt und dieser bedarf schnellstmöglicher Hilfe. Den beiden Frauen gelingt es mit vereinten Kräften die Kutsche samt Kutscher zu einem Gasthaus zu schaffen. In der Schenke bittet Marianne, den ersten Mann, der dort sitzt um Hilfe, doch dieser weist sie dermaßen brüsk ab, dass Marianne ihm daraufhin seinen Status als Gentleman abspricht. Überrascht ob ihres Tadels zuckt der Fremde zusammen und geht in sich. Er erweist sich dann tatsächlich noch als Retter in der Not und bei einem gemeinsamen Essen lernen sich beide besser kennen. Dennoch will der Fremde seinen Namen nicht nennen und ist am frühen Morgen verschwunden.
Als Marianne und ihre Zofe einige Stunden später auf Edenbrooke ankommen, staunt sie daher nicht schlecht, denn ihr Fremder aus der Gaststube steht erneut vor ihr und ihr Herz klopft plötzlich schneller…
„Sommer in Edenbrooke“ fiel mir zunächst wegen des wunderschönen, stimmungsvollen Buchcovers auf, doch nicht nur das Layout ist gelungen, auch der Roman, ist ein einfach nur wunderschöner, klassischer Regency, für Romantiker und Fans der leisen Töne.
Klassisch besagt natürlich auch, dass man hier keinesfalls explizite Liebesszenen erwarten darf. Dennoch ist es der Autorin durch viele gemeinsame Dialoge die Marianne und Sir Philip miteinander austauschen und die viel Tiefgang zu bieten haben, gelungen, genau die richtige Dosis an Romantik zu versprühen. Über weite Strecken ist dieser Roman ein „Zwei-Personen-Stück“ was mir sehr gut gefallen hat.
Der Roman wird aus der Sicht von Marianne, also in „Ich-Form“ geschildert, was dafür sorgt, dass man sich schnell in die Gefühlswelt der Hauptfigur des Romans hineindenken kann. Marianne ist ein sympathisches, aber in mancher Hinsicht auch etwas unsicheres Mädchen, das an der Schwelle zum Frauwerden steht und ihre ungekünstelte, offene und ehrliche Art und ihre „Herumwirbelei“ muss man einfach nur mögen.
Mit Sir Philip hat die Autorin ihrer Heldin einen passenden Romanhelden auf den Leib geschrieben. Zwar lässt Julianne Donaldson, ihre neugierigen Leser, ein wenig ob Philips wahren Charakters zappeln, doch machte das erst den besonderen Reiz aus.
Die Geschichte wird zwar in einer äußerst gemächlichen Gangart erzählt, doch fand ich sie dennoch zu keinem Zeitpunkt langweilig. Und der Schreibstil der Autorin ist dazu überaus angenehm und regencytypisch, so das Fans dieses Genres hier ganz auf ihre Kosten kommen.
Ungewöhnlich fand ich es zunächst, dass in diesem Roman noch ein zweiter Kurzroman enthalten ist. Als ich diesen jedoch begann zu lesen, begriff ich und es freute mich sehr, dass man gewisse Teile des Hauptromans darin nochmals aus Philips Sicht erzählt bekam. So ist dieser Kurzroman nicht unbedingt wichtig, doch als Ergänzung eine tolle Idee!
Nachdem „Sommer in Edenbrooke“ so eine positive Leseüberraschung für mich darstellte, werde ich nun Ausschau halten, nach weiteren Büchern von Julianne Donaldson.
Kurz gefasst: Ein wunderschöner, klassischer Regency, für Romantiker und Fans der leisen Töne.