Erwachsene sind manchmal echt doof!
Das Buch:
Beim vorliegenden Buch handelt es sich um das Debüt von Juma Kliebenstein und damit schreibt sie sich de facto in die Herzen ihrer kleinen und großen Leser. Nachdem ich vor kurzem „7 Tage sturmfrei“ ...
Das Buch:
Beim vorliegenden Buch handelt es sich um das Debüt von Juma Kliebenstein und damit schreibt sie sich de facto in die Herzen ihrer kleinen und großen Leser. Nachdem ich vor kurzem „7 Tage sturmfrei“ gelesen hatte, war es beinahe ein Muss auch die anderen Bücher der Autorin zu lesen.
Worum geht’s?
Jonas und sein Papa Ralf leben schon lange allein, weil Jonas‘ Mutter starb, als er noch ganz klein war. Tante Birgit ist nun der Meinung, Papa bräuche endlich wieder eine neue Frau. Jonas ist da völlig anderer Meinung. Wenn es aber schon eine Frau sein muss, dass kommt nur Lotti von nebenan in Frage. Blöd, dass Papa das anders sieht und auf Tante Birgit hört…
Charaktere:
Jonas ist mir bereits auf den ersten Seiten ans Herz gewachsen. Er ist im Alter meines Sohnes und ich konnte ihn mir lebhaft vorstellen, wie er genervt von Tante Birgit ist und wie peinlich ihm die Szenen beim Amortreff waren.
Juma Kliebenstein versteht es hervorragend einem Erwachsenen die Gedankenwelt eines Kindes offenzulegen und einem Kind in dem Alter zu zeigen, dass es mit seinen Gedanken keineswegs allein ist. Ohne Mutter aufzuwachsen ist ganz bestimmt nicht ganz leicht oder zumindest anders. Dennoch empfindet Jonas dies als völlig normal, er kennt ja nichts anderes. Schon deshalb kann er überhaupt nicht verstehen, warum immer alle ihn bedauern. Eigentlich will er an seiner Lebenssituation gar nichts ändern. Dennoch setzt er sich mit dem Thema neue Frau für Papa auseinander und hat auch recht schnell die passende Lösung parat. Auf eine urkomische Art und Weise versucht er nun, Papa und Lotti davon zu überzeugen.
Ich habe die Figur des Jonas als überaus authentisch empfunden und es war für mich sonnenklar, warum er in bestimmten Situationen reagierte, wie er es tat. Auf der anderen Seite konnte ich aber auch die Erwachsenen verstehen – irgendwie.
Tante Birgit war für meine Begriffe etwas übergriffig. Natürlich meinte sie es nur gut mit Ralf und Jonas, dennoch wäre Papa Ralf wohl nie auf die Idee gekommen, dass er etwas verändern müsste. Es lief doch alles ganz großartig. Aber wie Schwestern eben so sind… Jonas findet Tante Birgit übrigens nervig und genau das empfindet auch der Leser. Mein Sohn konnte gelegentlich ein Augenrollen nicht unterdrücken.
Und auch Ralf ist eine lebensechte Figur. Es ist nicht so, dass er Frauen nicht mag – aber für Jonas‘ Begriffe schaut er nicht nach der Richtigen.
Auch die Interaktionen zwischen den gleichaltrigen Kindern passten für mich perfekt zusammen. Mädchen sind in dem Alter zickig und wollen mit Jungs nichts zu tun haben und andere Jungs können schon mal den Coolen raus hängen lassen, was durchaus auch nervig sein kann.
Schreibstil:
Juma Kliebenstein hat eine Art zu schreiben, die dem Leser eine Situation so präsentiert, dass sie komisch werden muss ohne zu sehr überzeichnet zu sein. Dabei nimmt sie das Thema, welches ihren Protagonisten umtreibt, ernst. Insbesondere die Peinlichkeiten, als Ralf sich beim Amortreff und später zum Speed-Dating einfindet machen die Unterschiede zwischen einem Erwachsenen und einem Kind klar. Wirklich brillant wird es, als Papa Ralf eifersüchtig ist und sich selbst benimmt wie ein Teenager und Jonas darauf entsprechend reagiert.
Die Autorin schafft es immer wieder ganz reale Situationen, die vermutlich jeder kennt, einzufangen und mit einem Augenzwinkern zu erzählen. Als Erwachsener muss man unweigerlich darüber lachen, schon weil man sich sicher selbst erwischt fühlt. Der junge Leser fühlt sich verstanden und findet sich ganz bestimmt in Jonas wieder. Diese Mischung ist einfach toll.
Juma Kliebenstein bedient sich einer altersgerechten Ausdrucksweise, was dazu führt, dass sich der junge Leser wiederfinden und sich mit Jonas identifizieren kann. Weiterhin schreibt sie in der Ich-Form und lässt Jonas die Leserschaft direkt ansprechen. Das hat etwas von auf „Augenhöhe“ erzählen und gefällt mir hier sehr gut. Damit lässt die Autorin die Distanz zwischen Protagonist und Leser zusammen schmelzen.
Eignung für Kinder:
Die Zielgruppe ist für Leser ab 10 Jahre und das halte ich für passend – sowohl was den Umfang des Buches angeht als auch die Themenwahl. Die Kapitel sind nicht besonders lang und jedes ist mit einer Überschrift überschrieben, welche das Kapitel kurz zusammenfasst.
Die locker-leichte Erzählweise lässt den Leser von einem Kapitel zum nächsten schweben und selbst Lesemuffel wie mein Sohn lassen sich hier einfangen. Es passt alles super zusammen.
Illustrationen:
Es gibt derer nicht übermäßig viel, aber angemessen für die Zielgruppe. Die Bilder lockern die Geschichte auf und unterstreichen sie. Genau wie die Tonlage gut gewählt ist, sind auch die Bilder toll gezeichnet ohne zuviel Raum einzunehmen.
Fazit:
Juma Kliebenstein verarbeitet ein eigentlich ernstes Thema großartig in einer Art und Weise mit der sich der junge Leser ganz sicher identifizieren kann. Auch Erwachsene haben Spaß an diesem Buch und ich kann es ganz klar empfehlen. Ich habe gut gelacht und am Ende auch gedacht… Ja, manchmal sind Erwachsene echt doof! 5 von 5 Sternen.