Viel Ekel und viel Horror, aber so wie man es noch nie erlebt hat
„GYO“ bedeutet übersetzt einfach nur Fisch und das trifft es ehrlich gesagt auch schon ganz gut, denn im Manga von Junji Ito ging es um sehr viele Fische. Der volle Titel „Gyo Ugomeku Bukimi“ verrät es ...
„GYO“ bedeutet übersetzt einfach nur Fisch und das trifft es ehrlich gesagt auch schon ganz gut, denn im Manga von Junji Ito ging es um sehr viele Fische. Der volle Titel „Gyo Ugomeku Bukimi“ verrät es sogar noch ein wenig genauer, denn die ungefähre Übersetzung lautet „Gruselig bewegender Fisch“. Und das trifft den Nagel auf den Kopf.
Denn in Okinawa riecht es nämlich nicht einfach, sondern es stinkt und das auch noch nach Verwesung. Das an sich würde vermutlich schon reichen um bei vielen wenigstens ein Gefühl von Ekel auszulösen. Doch Junji Ito ging noch weiter und erschuf einen Horror, der unvorstellbar und deswegen nur noch um erschreckender war. Fische jeglicher Arten kommen an Land. Natürlich nicht einfach so, sondern mithilfe von Metallbeinen, welche sie durch die gesamte Stadt tragen. Das klingt vielleicht noch harmlos, aber spätestens, wenn ein ausgewachsener Hai hinter einem herrennt, dürften selbst Leser mit starken Nerven ordentlich Muffensausen bekommen.
Tja und nun die Überraschung, denn der Hai war nur der Anfang. Im Laufe des Bandes gibt es noch viel mehr erschreckende Dinge zu sehen. Nicht umsonst wird der Autor auch der Meister des Ekelhorrors genannt, denn sowohl seine Geschichten, als auch sein markanter Zeichenstil sorgen dafür das man selbst einfachsten Charakteren das Gefühl bekommt, das mit ihnen etwas nicht stimmt. Aber zum Glück gab es ja auch Ausnahmen.
In diesem Fall waren es Kaori und Tadashi, welche eigentlich nur Urlaub machen wollten und dann ihren ganz persönlichen Horror in Form der bereits vorgestellten Fische erlebten. Dazu muss man allerdings sagen, das Kaori wirklich keine einfache Person war. Ihre stets überspitzt wirkenden Reaktionen auf den plötzlichen Gestank machen es wirklich schwer, sie gerne zu haben. Somit wurde Tadashi zum leitenden Charakter und er machte seine Sache auch wirklich gut. Er wirkte clever, aber auch mitfühlend, was man besonders an dem Versuch merkte, seine Freundin zu retten. Ein wenig Liebe konnte man also auch finden.
Doch ansonsten regierte hier der Horror und schockte mit einer Art und Weise, wie ich ihn wohl noch nie erlebt hatte. Doch leider hatte dieser Band wie so viele Bücher aus dem Genre Horror ein Problem und das war das Ende. Denn der Manga hörte an einer Stelle auf, wo es gerade neue Erkenntnisse gab. Und zwar keine langweiligen und nichts aussagenden Kenntnisse, sondern solche die einen einfach mal vom Hocker hauen und bei denen man wissen will wie es weiter geht. Doch dieser Wunsch blieb mir verwehrt, was mich schon ein traurig machte. Als Highlight würde ich den Band aber trotzdem bezeichnen, da er nicht nur schockierte, sondern mit seinen Ideen auch faszinierte. Besonders da die Deluxe Edition am Ende noch schaurige Kurzgeschichten beinhaltete.
Wer eine schöne Gute Nacht-Geschichte für zwischendurch sucht, der ist bei Gyo leider an der falschen Adresse. Sucht man aber ganz besonderen Horror und hält einiges an ekligen Momenten aus, dann sei man herzlich willkommen. Zwar machte mich das Ende nicht so ganz glücklich, aber die Aufmachung des Buches, zusammen mit den Extras am Ende sorgten dafür, dass ich den Manga trotzdem als Highlight bezeichnen würde.