Roadtrip ins wahre Leben
Dies ist mein zweiter Roman des Autors und wie auch "Für dich bricht meine Welt zusammen" fand ich die Geschichte glaubwürdig und wunderbar erzählt.
"Hannos Reise" wird unter Young Adult gelistet, ist ...
Dies ist mein zweiter Roman des Autors und wie auch "Für dich bricht meine Welt zusammen" fand ich die Geschichte glaubwürdig und wunderbar erzählt.
"Hannos Reise" wird unter Young Adult gelistet, ist es aber meiner Meinung nach nicht. Es ist viel mehr ein Road-Trip und ein Selbstfindungsroman. Es gibt hier keinen Bad Boy und auch keine ausgiebigen Sexszenen, sondern einen ganz normalen siebzehnjährigen Jungen, der auf der Suche nach sich selbst ist.
Hanno ist schüchtern und wird in der Schule gemobbt. Er ist keiner der großen Macker, sondern ein introvertierter Junge mit wenig Selbstbewusstsein. Am liebsten spielt er Onlinegames, wo er in Silentfox14 eine verwandte Seele gefunden hat. Doch am Ende des Schuljahres schickt ihn sein Vater auf eine Interrail-Tour, um endlich etwas mehr Selbstbewusstsein zu gewinnen. Hanno ist entsetzt. Doch schon am ersten Tag bekommt er Hilfe von der hübschen, drei Jahre älteren Sarah, als er im Zug blöd angemacht wird. Hanno klebt fortan an ihrer Seite, was Sarah gar nicht recht ist. Doch dann hilft ihr Hanno in München aus der Patsche und Sarah und er beschließen nun doch gemeinsam weiterzureisen. Sarah hütet jedoch ein Geheimnis...sie ist nicht diejenige, als die sie sich ausgibt....
Was für ein toller Jugendroman und gleichzeitig ein Roadtrip quer durch Europa. Kai Bischof/Kai Everstein hat es wieder geschafft, mich völlig in seiner Geschichte abtauchen zu lassen.
Die Protaginisten sind authentisch und mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet. Hanno ist ein sehr sympathischer Junge. Ich konnte viele seiner Unsicherheiten und Selbstzweifel verstehen - auch mir ging es in seinem Alter sehr ähnlich. Er ist ein feinfühliger und empathischer junger Mann, der jedoch durch die ständige Mobberei durch seine Klassenkameraden immer weniger Selbstvertrauen aufbringt. Nur in seiner Spielewelt fühlt er sich wohl.
Sarah spielt bei Hannos Selbstfindung eine große Rolle. Die ältere und selbstbewusste junge Frau, die früh auf eigenen Beinen stehen musste, nimmt Hanno so, wie er ist. Sarah lernt Hanno in einem anderen Umfeld kennen und erkennt sehr schnell, welche Herzenswärme er besitzt. Sie versucht ihm zu vermitteln, dass er liebenswert ist. Das dauert jedoch eine Weile, was sehr authentisch dargestellt wird. Sarah hat ihre eigenen Probleme und erfährt durch Hanno etwas Normalität in ihrem Leben.
Zwar dreht sich die Geschichte auch um Liebe, aber es gibt keine aufgesetzte Romanze, sondern es geht um Freundschaft, Empathie und Hilfsbereitschaft.
Zusätzlich haben mir die Reisen in die Schweiz, nach Spanien, Italien und Schweden sehr gut gefallen. Die Landschaftsbeschreibungen sind lebendig und bildhaft. Außerdem war ich selbst vor 2 Jahren in Andalusien und freute mich buchtechnisch nochmals in diese Gegend reisen zu können.
Die Geschichte ist wunderbar authentisch. Kai Bischof erklärt ohne erhobenen Daumen, wie wichtig Individualität ist und man sich nicht dem Gruppenzwang beugen soll. Nur ganz am Ende fand ich zwei Dinge ein bisschen zu viel gewollt.
Schreibstil:
Der Schreibstil von Kai Bischof ist einfühlsam, aber auch locker mit einer Prise Humor. Der Autor lässt tief in die Gefühlswelt seines Protagonisten blicken.
Fazit:
Ein wundervoller Roman für jung und alt mit einem sehr sympathischen Protagonisten. Eine Geschichte, die jungen Menschen aufzeigt nicht der oberflächlichen Masse nachzueifern, sondern sich selbst und seine eigenen Stärken zu finden. Den älteren Semestern - wie ich - erlaubt es einen Blick zurück in ihre Jugend und erinnert an die Selbstzweifel, die man damals hatte. Wie schon Kai Bischofs letzter Jugendroman sticht auch "Hannos Reise" aus dem Einerlei dieses Genres heraus. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!