Das Gerücht
Der HonigmannSobald ich die Inhaltsangabe von "Der Honigmann" in der Vorschau gelesen habe, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Es erinnerte mich ein bisschen an "Der Buchhändler" von Petra Johann, ...
Sobald ich die Inhaltsangabe von "Der Honigmann" in der Vorschau gelesen habe, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Es erinnerte mich ein bisschen an "Der Buchhändler" von Petra Johann, das ein Highlight für mich war.
Im idyllischen Fischbach, ein Ort im Speckgürtel der nächsten großen Stadt, ist die Idylle perfekt. Die ehemaligen Großstädter, die sich nach einem Eigenheim mit Garten und Swimmingpool sehnen und für ihre Kinder ein Aufwachsen im Grünen wünschen, haben hier ihr kleines Paradies gefunden. Man schließt schnell Freundschaft mit den Nachbarn, die Kinder wachsen unbeschwert auf und obwohl die soziale Gesellschaft bunt durchgemischt ist, lebt man in einer wohlbehüteten Gemeinschaft. Es gibt Vereine, Veranstaltungen und eine Auswahl an Geschäften, die das Leben in Fischbach paradiesisch erscheinen lassen. Als noch ein Dekoladen gegenüber der Schule eröffnet, der Geschenkartikel, Honig und Tee anbietet, sind besonders die Frauen begeistert. Der Ladenbesitzer wird nur "Der Honigmann" genannt und hat auch immer ein offenes Ohr für die Kinder, die mit ihren Müttern vorbeikommen. Als jedoch ein furchtbares Gerücht um den Hongimann die Runde macht, scheint die vermeintliche Idylle zu platzen. Die Fischbacher wollen ihr "Paradies" erhalten und so erleben wir als Leser, wie sich die Stimmung immer mehr aufschaukelt und zuspitzt.....
Peter Huth zeigt mit seinem Roman auf, wie schnell durch ein Gerücht und weiteren unbedachten Aktionen die Stimmung in einer Gemeinschaft kippen kann. Dabei kommt der titelgebende Honigmann nur im ersten und im letzten Kapitel vor und bleibt doch die ganzen 256 Seiten über mehr als präsent.
Die Geschichte ist eine Art "Momentaufnahme"von Geschehnissen innerhalb einer Woche. Wir erleben deshalb nur die Gefühle und die Stimmung der Charaktere während dieser Zeit, die aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird. Sie eröffnet mir als unbeteiligte Beobachterin die unterschiedliche Sichten und Meinungen der Fischbacher. Dabei begleiten wir vor allem Fine, eine Schauspielerin und ihren Lebensgefährten Tim, einem Controller. Sie ist die Erste, die auf das Gerücht reagiert und mit einem Social Media Kommentar alles weitere ins Rollen bringt.
Peter Huth spart nicht mit Gesellschaftskritik und hält uns allen einen Spiegel vor. Es geht um Familie, Neid, Missgunst und Freundschaft. Huth zeigt auf, was ein Gerücht alles anrichten kann und wie fragil unser moralischer Kompass ist. Mit überraschenden Plot-Twists spart der Autor nicht und so kann man das Buch schwer aus der Hand legen.
Huth zeigt ein gesellschaftliches Bild, welches heute leider umso aktueller ist. Der Autor schreibt bissig und erzählt schonungslos und authentisch.
Das Ende hält noch eine kleine Überraschung bereit.
Mit "Der Buchhändler" von Petra Johann lässt sich die Geschichte nicht ganz vergleichen und doch haben beide das Thema Selbstjustiz und zeigen auf, was eine unbedachte Aussage alles anrichten kann.
Fazit:
Ein aufrüttelnder Gesellschaftsroman, der dem Leser einen Spiegel vorhält. Man muss sich selbst an der Nase nehmen und wird vom Autor auch an derselben herumgeführt. Der Roman bleibt auf jeden Fall in Erinnerung.