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Veröffentlicht am 15.05.2024

Sommerlicher und erfrischender Jugendroman

Emmas Herzdilemma
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Von Stefanie Gerstenberge habe ich schon einige Jugendromane gelesen - viele davon hat sie gemeinsam mit ihrer Tochter Martha Martin geschrieben. "Emmas Herzdilemma" kommt aus der alleinigen Feder der ...

Von Stefanie Gerstenberge habe ich schon einige Jugendromane gelesen - viele davon hat sie gemeinsam mit ihrer Tochter Martha Martin geschrieben. "Emmas Herzdilemma" kommt aus der alleinigen Feder der Autorin.

Besonders spannend am Roman fand ich die beiden Verläufe, die die Geschichte einnimmt. Der gemeinsame Ausgangspunkt zweigt nämlich ab einer bestimmten Stelle in verschiedene Richtungen ab und wir erhalten zwei parallel laufende Handlungsalternativen. Beide Handlungsstränge sind toll gekenntzeichnet. Es gibt verschiedene Schriftarten und zu Beginn wissen wir durch eine Grafik des Collosseums oder des Kölner Doms, wo wir uns gerade befinden.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Emma erzählt. Sie ist ein typischer Teenager, die sich vor ihren Pflichten drückt und selten Verantwortung überbnimmt. Das wird ihr jedoch zum Verhängnis, als sie mit Ringo, dem betagten Hund ihres Großvaters in den Park geht, um ihren heimlichen Schwarm Oscar zu sehen. Statt auf Ringo aufzupassen, sind ihre Augen nur bei Oscar. Ringo nutzt die Gelegenheit und haut ab - und wird von einem Auto angefahren. Daraufhin muss Emma die Tierarztkosten selbst zahlen und der gemeinsame Urlaub mit den Eltern in Frankreich wird gestrichen. Stattdessen soll sie in der kleine Pension ihrer Tante Dette in Rom sechs Wochen Mädchen für alles spielen und das Geld für den Tierrarzt verdienen. Emma hat null Bock darauf, vorallem wo Oscar den Sommer über in Köln bleibt.

Und hier teilt sich nun die Geschichte:
- Bei der Rom-Variante fliegt Emma in die italienische Hauptstadt, wird endlich selbstständiger und lernt Verantwortung zu übernehmen. Dabei läuft ihr immer wieder ein süßer Junge mit dunklen Locken über den Weg. Sie lernt italienisch und verliebt sich nicht nur in das quirlige Rom.
- Bei der Köln-Variante bleibt Emma in Köln. Etwas wiederwillig hilft sie ihren Opa in seiner Wohnung. Dabei lernen sich die Beiden richtig gut kennen und lernt einiges über Poesie. Emma macht sich Gedanken über einige Dinge, die zum Erwachsen werden dazugehören, macht ihren Roller-Führerschein und wird ebenfalls sehr viel selbständiger. Nur Oscar schwirrt ihr noch immer im Kopf herum....

Es macht Spaß die Geschichte aus zwei verschiedenen Perspektiven zu lesen und zu sehen, wie Emma sich in Köln und in Rom verhält. Die Unterschiede zwischen den beiden Städten nutzt die Autorin geschickt, um die Entwicklung von Emma in verschiedenen Situationen zu beleuchten.

Stefanie Gerstenberger hat die oftmals impulsive Art von Emma sehr gut getroffen. Auch diese "Ich-Bezogenheit", die Teenager in diesem Alter an sich haben, spiegelt sich perfekt wieder. Emmas Seelenleben wird ebenfalls gut beschrieben. Sie macht eine glaubhafte Entwicklung durch, während sie sich mit den Entscheidungen und Konsequenzen ihres Handelns auseinandersetzt.

Das Buch fällt mit dem quitschgelben Cover sofort ins Auge und versprüht Fröhlichkeit. Der frech fröhliche Schreibstil passt perfekt zur jugendlichen Zielgruppe und macht auch Erwachsenen Spaß. Obwohl einige ernste Themen aufgegriffen werden, sprüht die Geschichte oftmals voller Humor. Während es in Köln meistens regnet und die Stimmung in diesen Leseabschnitten düsterer ist, wirkt der Abschnitt in Rom fröhlicher. Die Beschreibungen der italienischen Hauptstadt sind sehr bildhaft und den typischen Lebensstil der Einheimischen spürt man durch die Zeilen. Dramatische Ereignisse findet man aber in beiden Handlungssträngen.

Neben der jugendlichen Leichtigkeit werden aber auch Themen wie Scheidung, s*xuelle Übergriffigkeit, Diebstahl, Lügen, Untreue und Tod behandelt. Gerstenberger verwebt diese doch schweren Themen gut in die Geschichte rund ums Erwachsen werden. Sie geben dem Roman auch Tiefgang neben der jugendlichen Leichtigkeit.
Stefanie Gerstenberger hat es perfekt geschafft, die beiden Handlungsstränge am Ende so zusammenzuführen, dass sie ein logisches und passendes Bild ergeben und dem Leser trotzdem noch Spielraum für seine eigenen Gedanken lässt.

Fazit:
Ein erfrischender Jugendroman mit zwei möglichen Varianten, der unterhält. Perfekt für Mädchen ab 13 Jahren und junggebliebene Erwachsene, die nach einem tollen Sommerroman suchen.

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Veröffentlicht am 13.05.2024

Die Leipziger Bestie

Evas Rache
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Paul Stainer begleite ich bereits seit dem ersten Band "Der rote Judas", der mich richtig begeistert hat. Nun sind wir beim vierten und letzten Band der Reihe angelangt.

Leipzig 1922. In Paul Stainers ...

Paul Stainer begleite ich bereits seit dem ersten Band "Der rote Judas", der mich richtig begeistert hat. Nun sind wir beim vierten und letzten Band der Reihe angelangt.

Leipzig 1922. In Paul Stainers vierten Fall hat er es mit einem Serienmörder zu tun, der es auf junge blonde Frauen abgesehen hat und diese bestialisch ermordert. Dabei hat Stainer und sein Team sowieso alle Hände voll zu tun, denn es steht die Technische Messe bevor. Aus aller Herren Länder reisen die Aussteller nach Leipzig, was natürlich auch die Fahndung nach der "Leipziger Bestie" sehr erschwert.

In München lebt Eva-Maria Dorn, deren Ehemann Armin Dorn, an einer Erfindung arbeitet, die er unbedingt patentieren und bei der Messe in Leipzig vorstellen möchte. Seine Frau möchte ihn gerne begleiten, doch Dorn hat andere Pläne. Eva-Maria plant daraufhin mit dem Assistenten ihres Mannes nachzureisen. Kurze Zeit später ist sie verschwunden....

In einem weiteren Handlungsstrang lernen wir einen jungen Mann kennen, der aus der russischen Gefangenschaft heimkehrt und der erfahren muss, dass er seine Eltern und sein daraus resultierendes Erbe verloren hat.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Dessen Überschriften beziehen sich auf Eva-Maria Dorn, die in der Geschichte eine gewaltige Wandlung durchmacht. Vom naiven "Dornröschen", wie sie ihr Mann nennt, wird Eva-Maria zur selbstbewussten und starken Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt.
Generell sind die Figuren sehr vielschichtig und lebendig dargestellt, egal ob "Gut oder Böse" - wobei es Ziebula gelingt, diese schwarz-weiße Einordnung (fast) vollkommen zu vermeiden.
Natürlich habe ich mich auch über das Wiedersehen mit altbekannten Charakteren aus den vorangegangenen Folgen gefreut, vorallem auf Rosa und Siggi.

Obwohl die wahren Verbrecher ziemlich früh bekannt sind, gelingt es Thomas Ziebula die Spannung immer aufrecht zu erhalten. Die kurzen Abschnitte und schnell wechselnden Handlungsstränge erfordern Aufmerksamkeit, denn die Geschichte ist komplex. Die Spannungskurve steigt kontinuierlich an und als Leser fühlt man sich mitten im Geschehen.
Man rätselt lange, wie die drei Handlungsstränge überhaupt zusammen gehören. Jedes Mal, wenn ich dachte, jetzt passiert dies oder jenes, baut der Autor eine Wendung ein, mit der ich nicht gerechnet hatte.
Wie sich die drei Handlungsstränge schlussendlich ergänzen, ist lange nicht ersichtlich, aber genial gelöst.

Historisch ist dieser Krimi wieder absolut hervoragend recherchiert und umgesetzt. Die politischen und gesellschaftlichen Tendenzen zu dieser Zeit werden vom Autor gekonnt eingesetzt. Auch in der Wächterburg beginnen sich die radikaleren Ansichten immer mehr durchzusetzen. Der Aufstieg der nationalsozialistischen Partei lässt Stainers ungeliebten Kollegen Heinze, einer der ersten Anhänger der NSDAP, weiter nach oben kommen. Die Luft für den Sozialisten Stainer wird im Wächterturm immer dünner...

Es ist dem Autor wieder ganz ausgezeichnet gelungen, den Zeitgeist der 1920er Jahre einzufangen und den Alltag seiner Figuren authentisch darzustellen. Er verbindet persönliche, historische und politische Entwicklungen zu einem tollen Gesamtkonzept.

Schade, dass es sich bei "Evas Rache" um den letzten Band dieser wundervollen Krimireihe handelt. Thomas Ziebula hat das Ende versöhnlich gestaltet, damit man zwar mit einem weinenden Auge, aber zufrieden die letzte Seite zuklappt.

Fazit:
Eine der wenigen historischen Krimireihen, die ich absolut empfehlen kann! Wer Alex Beers August Emmerich Reihe in Wien der Zwanziger Jahre liebt, sollte zum Leipziger "Pendant" greifen. Von mir gibt es wieder eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 11.05.2024

Überraschung auf Korfu

Im Sommer treffen wir uns wieder
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Den neuen Sommerroman von Sarah Morgan, der jedes Jahr auf meiner Leseliste steht, hätte ich fast übersehen. Der Verlag hat nämlich schon wieder die Cover verändert und so habe ich dieses gelb-pink-weiße ...

Den neuen Sommerroman von Sarah Morgan, der jedes Jahr auf meiner Leseliste steht, hätte ich fast übersehen. Der Verlag hat nämlich schon wieder die Cover verändert und so habe ich dieses gelb-pink-weiße Cover zuerst nicht mit der Autorin in Verbindung gebracht.

In ihrem neuen Roman stellt Sarah Morgan wiederum eine schwierige Mutter-Tochter Beziehung in den Mittelpunkt. Catherine Swift ist eine erfolgreiche Liebesroman-Autorin, die die Bestsellerlisten seit Jahren anführt. Während sie über die große Liebe schreibt, schaut ihr Privatleben ganz anders aus. Mittlerweile steht sie kurz vor ihrer vierten Hochzeit. Ihre beiden Töchter Adeline und Cassie, die in Großbritannien leben, flattert die Hochzeitseinladung nach Griechenland überraschend ins Haus. Zusätzlich hält Catherine den Namen ihres zukünftigen Mannes geheim und will ihn erst zuhause auf Korfu lüften, wenn ihre beiden Töchter eintreffen.

Adeline, ihrer ältere Tochter, ist ihr großes Sorgenkind. Die Beziehung zwischen den beiden Frauen ist angespannt. Adeline hat die Trennung ihrer Eltern nie wirklich überwunden, vorallem aber leidet sie seit ihrer Kindheit daran, dass sie auf Wunsch ihrer Mutter bei ihrem Vater aufwachsen musste. Adeline hat zwar eine sehr gute Beziehung zu ihrem Vater, aber dass sie ihre Mutter einfach abgeschoben hat, hat sie bis heute nicht verkraftet. Als ausgebildete Psychologin erkennt sie zwar ihr Problem, hat aber seitdem keinerlei Gefühle mehr zugelassen. Sie glaubt nicht an die Liebe und lebt ein sehr selbstkontrolliertes Leben. Ihr widerstrebt es sehr, die Reise nach Korfu anzutreten und eine weitere Hochzeit zu feiern...

Cassie ist das komplette Gegenteil von Adeline. Sie ist gefühlsbetont, offen und eine kleine Romantikerin. Sie hat das Herz auf der Zunge und ein sehr gutes Verhältnis zu ihrer Mutter. Cassie verbringt ihre Sommer jedes Jahr auf Korfu. Nachdem sie ihr Studium abgeschlossen hat, träumt sie davon, ebenfalls Schriftstellerin zu werden. Noch verheimlicht sie, dass sie bereits ein Manuskript eingereicht hat....

Als Adeline und Cassie auf Korfu eintreffen, erwartet sie eine Überraschung, die jedoch nicht so ausfällt, wie ihre Mutter es sich vorgestellt hat und das Aufeinandertreffen eskaliert...

Sarah Morgan erzählt abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Figuren. Es ist klar, dass in der Vergangenheit so einiges passiert sein muss, was das Verhältnis zueinander belastet. Deshalb ist die Atmosphäre zu Beginn zwischen den drei Frauen ziemlich angespannt. Man fühlt und fiebert mit Catherine, Adeline und Cassie mit, die sich eigentlich alle drei nichts anderes wünschen, als ein harmonisches Familienglück.

Der mitreißende und bildhafte Schreibstil hat mich durch die Geschichte "getrieben" und ich wollte unbedingt wissen, was in der Vergangenheit passiert ist. Sarah Morgan hält dabei auch einige Überraschungen parat.

Die Charaktere sind lebendig und wieder sehr liebevoll gezeichnet. Man erlebt drei sehr unterschiedliche Frauen einer Familie, die sich nach außen tough geben, aber sehr unsicher sind. Ich mochte sie alle drei auf ihre eigene Art und Weise.
Ganz besonders geliebt habe ich das Setting Korfu. Ich habe die griechische Insel selbst vor Jahren besucht und die wunderschönen Beschreibungen der Landschaft hat mir Fernweh beschert. Viel zu lange war ich nicht mehr in Griechenland...


Fazit:
Sarah Morgan hat mit ihrem neuen Roman "Im Sommer treffen wir uns wieder" eine emotionale Geschichte über Familiengeheimnisse, Neuanfänge, verlorenes Vertrauen und neue Chancen geschrieben, den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 09.05.2024

Süßer Wohlfühlroman mit toller Atmosphäre

Blind Date mit Möwe
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Lisa ist Single und seit ihrem letzten Tinder Reinfall hat sie die Nase voll vom Daten. Da schlägt ihr ihre Freundin Mareike "The Voice of Love" - Stimme der Liebe vor - eine Datingplattform, wo man sein ...

Lisa ist Single und seit ihrem letzten Tinder Reinfall hat sie die Nase voll vom Daten. Da schlägt ihr ihre Freundin Mareike "The Voice of Love" - Stimme der Liebe vor - eine Datingplattform, wo man sein Match nicht sieht, sondern erstmals nur hört. Die Regeln sind einfach: keine Kamera, keine Infos über Aussehen, Beruf oder finanziellen Status. Bei dieser Dating App zählen nämlich die inneren Werte und man hat die Möglichkeit sich ohne jegliche äußeren Vorurteile besser kennenzulernen. Lisa versucht ein letztes Mal ihr Glück und lernt "Brick93" kennen....
Auch Jonas ist Single und lässt sich auf die Wette mit seinem Chef und Freund Torsten ein, der behauptet, dass Aussehen das Wichtigste bei einer Frau ist. Jonas möchte ihm das Gegenteil beweisen und meldet sich an. Mit seinem Match "Möwe" versteht er sich auf Anhieb und beide finden sich sehr sympathisch. Jonas hat außerdem bereits eine Teenager-Tochter, die abwechselnd Zeit bei ihm und ihrer Mutter verbringt.

Wer kennt und mag den Film "E-Mail für dich?" Bei "Blind Date mit Möwe" haben wir ähnliche Vibes und der Film wird auch einige Mal in der Geschichte erwähnt...und trotzdem ist die Story zwischen Lisa und Jonas ganz anders. Natürlich hat die Autorin "das Rad nicht neu erfunden" und wir ahnen (wissen), wie die Geschichte ausgehen wird, aber der Weg dorthin ist für mich ausschlaggebend.
Neben den ernsten Themen wie Umweltschutz und der Oberflächlickeit von Social Media, fließt auch genug Humor in die Geschichte ein. Yvonne Struck es ist gelungen, mich mit ihren Ideen zu überraschen.

Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht von Lisa und Jonas erzählt. Die Figuren wirken dabei sehr lebendig und ich fühlte mich bald, als ob sie Freunde von mir wären. Beide sind sympathische Menschen, die für ihren Beruf brennen, aber auch andere Interessen haben, die sie liebenswert machen.

Lisa ist Biologin und arbeitet in der Naturstation am Priwall. Sie setzt sich für den Erhalt dieses wunderbaren Lebenraums an der Ostsee ein, wo sie Führungen für Kinder gibt und Feriengruppen betreut, denen sie die Natur näher erklärt. Sie trauert noch etwas ihrem Ex-Freund Ryan hinterher, ebenfalls Biologe, der nach Australien ausgewandert ist. Gemeinsam mit ihrer Freundin Mareike wohnt sie in der Lübecker Altstadt.

Jonas ist ein aufstrebender Architekt, der erst neu im Architekuturbüro seine Freundes Torsten eingestiegen ist. Seine große Chance als Firmen-Neuling ist der Bau eines Hauses für einen prominenten Influencer. Dieses soll jedoch genau auf dem Grundstück der Naturschutzstation gebaut werden, die Lisa leitet. Und hier kommen wir zu den Parallelen von "E-Mail für dich"...doch wie die Geschichte hier ausgeht, müsst ihr selbst lesen!

Der Schreibstil ist locker, leicht und sehr humorvoll. Die lebendigen und witzigen Dialoge geben der Geschichte den gewissen Kick und haben mich sehr gut unterhalten. Dabei kommen aber auch ernstere Themen ins Spiel.
Yvonne Struck hat auch die Örtlichkeiten ganz wunderbar wiedergegeben. Die Beschreibungen der Landschaft sind wirklich gelungen. Ich war leider noch nie in Lübeck oder an der Ostsee. Als "Binnenland-Frau" habe ich absolut keine Ahnung von der Flora und Fauna dieser Gegend und habe beim Lesen so einiges gelernt. Außerdem hat mich die bildhafte Darstellung zusätzlich in Urlaubs-Stimmung gebracht.

Im Nachwort gibt die Autorin Auskunft über zwei vergleichbare Einrichtungen auf dem Priwall, die ihr als Vorlage dienten.

Fazit:
Ein süßer Wohlfühlroman, der auch einige ernstere Themen, wie Naturschutz, dem Verbauen von Grünflächen oder Teenagerprobleme aufgreift, wobei jedoch die Dating-Geschichte und die Liebe im Vordergrund bleibt - perfekt für ein sonniges Wochenende auf der Terasse oder im Urlaub.

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Veröffentlicht am 07.05.2024

Wo sind die unabhängigen starken Frauen?

Die Telefonistinnen - Stunden des Glücks
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Die Trilogie von Nadine Schojer alias Nadine Fauland startet mit "Stunden des Glücks" im Jahr 1948 in Köln. Die Hungerwinter sind vorüber und die Menschen schauen wieder nach vorne. Sie wollen das Leben ...

Die Trilogie von Nadine Schojer alias Nadine Fauland startet mit "Stunden des Glücks" im Jahr 1948 in Köln. Die Hungerwinter sind vorüber und die Menschen schauen wieder nach vorne. Sie wollen das Leben genießen und die neue Deutsche Mark soll endlich den Wirtschaftsaufschwung einleiten.

Im ersten Teil werden vorallem die Frauen näher eingeführt, deren Schicksale wir im Verlauf der Geschichte kennenlernen.
Gisela arbeitet als Telefonistin bei der Versicherung Pering und wartet gemeinsam mit ihrem Sohn Peter auf die Rückkehr ihres Mannes.. Die meisten Kriegsheimkehrer sind angekommen, doch Giselas Mann Heinrich gilt noch als vermisst.
Hanni, Giselas Freundin und Kollegin, ist eine junge Frau mit vielen Begabungen. Sie schneidert ihre Kleider selbst und häkelt wunderschöne Handschuhe. Gleichzeitig ist sie die Versorgerin der Familie, denn ihr trinkfreudiger und gewalttätiger Vater, der einen Zeitungskiosk betreibt, lässt den Großteil seiner Einnahmen im Wirtshaus.
Julia stößt als neue Kollegin zu den Telefonistinnen hinzu. Sie ist noch sehr jung, hat die Schule abgebrochen und ist sehr gewitzt. Man erkennt, dass sie sich während des Krieges oftmals alleine durchschlagen hat müssen. Besonders Hanni bekommt von Julia so einige Denkanstöße und Hilfe. Sie war für mich die sympathischte Figur der Freundinnen.

Empfangsdame Erna Schmitz ist die Zentralstelle für Klatsch und Tratsch in der Versicherung. Ihr entgeht kaum etwas. Wie Gisela wartet sie auf die Heimkehr eines Familienangehörigen, nämlich auf die ihres Sohnes.

Die gesellschaftlichen Strukturen und der Zeitgeist wurde gut eingefangen. Gefallen hat mir auch die Freundschaft zwischen den sehr unterschiedlichen Frauen. Gisela steht dabei im Vordergund, aber auch Hanni begleiten wir durch die 320 Seiten. Nur Julias Handlunsgsstrang ist in der zweiten Hälfte kaum mehr vorzufinden, was sehr schade ist. Sie ist nämlich ein sehr interesssanter Charakter und ich hätte gerne mehr über sie erfahren. Ebenfalls vermisst habe ich die Emotionen von Giselas Sohn Peter, der in der zweiten Hälfte des Buches einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften hat. Peter ist nämlich keineswegs eine Randfigur, sondern einer der Hauptcharaktere, während die im Klappentext angegebene neue Kollegin Charlotte erst im letzten Drittel auftaucht.

Erwartet hatte ich starke Frauen in der Nachkriegszeit, die es schaffen, unter widrigen Umständen sich alleine durchs Leben zu schlagen. Die Arbeit der titelgebenden Telefonistinnen kam mir ebenfalls viel zu kurz. Ich hätte mehr Fokus auf die Arbeitswelt und auf den Wiederaufbau nach dem Krieg erwartet. Leider stand vielmehr das Private und eine Liebesgeschichte im Vordergrund, die mich nicht abholen konnte. Was mir besonders aufgestoßen ist, sind die schwülstigen Gedanken, die Gisela in den Mund gelegt werden. Man hat dabei das Gefühl, dass man eher einer liebeshungrigen und triebgesteuerten Frau gegenübersteht, die nur Erfüllung durch einen Mann erfahren kann - also genau das Gegenteil, was ich mir von diesem Roman erhofft hatte.

Während die Figuren sehr bildhaft und individuell dargestellt werden, plätscherte mir die Handlung zu sehr dahin. Mir fehlte der rote Faden und die Tiefe. Der Schreibstil wechselt zwischen nüchtern und emotionslos, zu schwülstig und kitschig. So richtig konnte mich die Geschichte nicht packen.
Die große Schriftgröße, die für die knapp 300 Seiten gewählt wurde, erleichtert zwar das Lesen, hätte aber auch komprimiert werden bzw. hätte man daraus auch eine Dilogie statt einer Trilogie machen können. Hier scheint jedoch der wirtschaftliche Gedanke im Vordergrund gestanden zu haben.

Ich denke nicht, dass ich die Trilogie weiterlesen werde, auch wenn ich gerne mehr über Julia erfahren hätte. Schade!

Fazit:
Mich konnte der Auftaktband der Trilogie um Gisela, Hanni und Julia nicht richtig überzeugen. Mir fehlte es an Tiefe und vorallem fehlten mir die starken Frauen, die im Klappentext angekündigt wurden. Leider eine etwas seichte Geschichte, die mich nur teilweise erreichen konnte.

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