Gottes Zeitplan mag nicht immer zu unserem passen, aber er ist immer perfekt
„Gottes Zeitplan mag nicht immer zu unserem passen, aber er ist immer perfekt.“
Crockett Archers Zeitplan wird gleich zu Beginn dieses Buches gehörig durcheinander gewirbelt. Der junge Mann, der nach ...
„Gottes Zeitplan mag nicht immer zu unserem passen, aber er ist immer perfekt.“
Crockett Archers Zeitplan wird gleich zu Beginn dieses Buches gehörig durcheinander gewirbelt. Der junge Mann, der nach einer dreijährigen Ausbildung beim Pfarrer in Palestine dem Ruf Gottes folgen und sich um eine Anstellung als neuer Prediger in Brenham bewerben möchte, gerät in Schwierigkeiten. Sein Zug wird angehalten und drei maskierte Männer stürmen den Waggon. Zur großen Verblüffung sämtlicher Fahrgäste weigern die Banditen sich jedoch, Geld und Wertgegenstände anzunehmen – ihnen steht der Sinn nach einer etwas ungewöhnlichen Beute: sie planen die Entführung des Predigers, der sich gemäß ihren Angaben in diesem Zug befindet soll. Die anfängliche Anspannung und Sorge weicht großer Verärgerung, als Crockett erfahren muss, dass er seine Schwierigkeiten der Tochter seines Entführers zu verdanken hat, die sich zu ihrem 21. Geburtstag einfach einen Prediger gewünscht hatte…
In diesem Buch ist einiges anders, als es zunächst den Anschein hat. Die vermeintlich verwöhnte junge Dame, die sich einen Prediger „wünscht“, hat durchaus berechtigte Gründe für dieses Ansinnen. Die raubeinigen Gesellen, die den Überfall planten und den Mann Gottes entführten, verbergen hinter ihrer rauen Schale ein eigensinniges, aber butterweiches Herz. Und der Prediger selber ist keineswegs der verweichlichte, verängstigte und hilflose Schöngeist, für den alle ihn gehalten hatten. Crockett Archer verlor bereits in jungen Jahren seine Eltern und musste sich mit seinen drei Brüdern alleine auf der Ranch durchschlagen, war bereits von Kindheit an ein hartes Leben als Cowboy gewöhnt und mit allem vertraut, was man für diese Aufgabe braucht. Crockett hatte zwar bereits früh die geistlichen Dienste in seiner Familie übernommen, konnte aber genauso gut hart zupacken und notfalls mit Waffen umgehen, wenn es darum ging, die Ranch zu bewirtschaften und Tiere als Nahrung aus dem Wald zu beschaffen.
Karen Witemeyer hat uns als männlichen Protagonisten eine ungewöhnliche und reizvolle Kombination geliefert, indem sie einen Cowboy mit dem Herzen eines Predigers auf die Reise schickt. Die handelnden Personen haben mir ausnehmend gut gefallen und gewannen in kürzester Zeit meine volle Sympathie. Die Autorin vermittelt neben der äußeren Erscheinung auch ein gutes Bild von den Emotionen ihrer Figuren, lässt uns als Leser ihre Entwicklung miterleben. Sie hat zudem liebenswürdige Nebenfiguren in ihre Handlung eingebaut, von denen ich vor allem den zwölfjährigen Nachbarsjungen Jackson Spivey ins Herz geschlossen habe. Der einsame kleine Junge mit der großen Sehnsucht nach Anerkennung und Akzeptanz gerät immer wieder in Schwierigkeiten und erhält durch den einfühlsamen Crockett eine Chance, sich zu bewähren. Auch die Person der kapriziöse Zimmervermieterin Miss Bessie fand ich wirklich gut gelungen.
Da Karen Witemeyers in deutscher Sprache erschienene Bücher mich bislang alle äußerst für sich eingenommen haben, wartete ich bereits voller Vorfreude auf ihre aktuelle Neuerscheinung. In „Wie angle ich mir einen Prediger“ gelang es der Autorin erneut, mich mit einem sehr einnehmenden Schreibstils, verflochten mit einer romantischen Liebesgeschichte, dazu einer kleinen und feinen Prise Humor, sowie gut platzierter christlicher Botschaften zu überzeugen.
Ich möchte an dieser Stelle auch anmerken, dass die Figur der Joanna Robbins auf dem Coverfoto perfekt getroffen wurde. Nicht nur die im Buch beschriebene anmutige Schönheit mit der hellen Haut, den elfengleichen Zügen, der wilden roten Haarmähne und dem schüchternen Lächeln wurde von den Illustratoren dieses Covers perfekt getroffen, auch die Kleidung der jungen Frau wurde bis ins kleinste Detail wiedergegeben.
Die Lektüre war ein wahrer Genuss – und ich habe das Buch nach der letzten Seite bedauernd zur Seite gelegt und freue mich bereits jetzt auf die nächste Neuerscheinung aus der Feder dieser wunderbaren Autorin. Ich vergebe nur allzu gerne fünf Bewertungssterne und kann dieses Buch wirklich sehr weiter empfehlen!