Nach ein paar Jahren in England kehrt die Profilerin Sasza Załuska in ihre Heimat nach Danzig, Polen zurück. Doch wird sie dort nicht nur mit offenen Armen empfangen, schließlich gab es einen Grund, weshalb sie Polen vor sieben Jahren den Rücken gekehrt hat. Doch nun möchte sie für sich und ihre sechsjährige Tochter einen Neustart wagen.
Kurz nach ihrer Ankunft wird sie auch gleich auf einen mysteriösen Fall angesetzt. In einem Nachtclub gab es einen Schusswechsel, bei dem der Besitzer erschossen, seine Managerin angeschossen worden ist. Doch vom Täter bleibt keine Spur. Sasza macht sich an die Aufklärung und sucht im Hintergrund nach Motiven und Profilen. Eine Entscheidung, die ihr alles abverlangt.
Die 1977 in Polen geborene Autorin Katarzyna Bonda debütierte 2007 mit ihrem Roman ‘Sprawa Niny Frank‘ (Der Fall Nina Frank). Mit ihrem neusten Werk ‚Das Mädchen aus dem Norden‘ bringt sie die Welt von Sasza Załuska durcheinander und lässt den Leser in atemloser Spannung verharren.
Vornweg sollte angemerkt werden, dass das Buch über einen sehr großen Cast verfügt. Glücklicherweise wurde am Ende des Buches ein Glossar angefügt, in dem sämtliche Protagonisten noch einmal namentlich erwähnt und ihre Personen kurz erklärt werden. Das hilft sehr, damit der Leser den Überblick nicht verliert.
Sasza Załuska bildet die Hauptrolle in diesem rasanten und mysteriösen Thriller. Obwohl sie von Anfang an recht offen über ihre Person spricht, kommen erst langsam alle ihre Erlebnisse aus der Vergangenheit zu tage. Sie ist eine tolle Person, die für sich und ihre Tochter durchs Feuer springen würde. Doch darüber hinaus weiß sie genau, dass sie niemanden vertrauen darf. Eine starke Persönlichkeit, die von A bis Z überzeugt und zu der es leicht fällt einen wunderbaren Bezug aufzubauen.
Ihr zur Seite stehen ein paar sehr interessante Protagonisten, die nicht immer leicht zu kategorisieren sind. Am meisten Unterstützung erhält sie von ihrem ehemaligen Kollegen Robert Duchnowski, der an dem Mordfall ermittelt. Er macht ebenfalls einen recht soliden und aufrichtigen Eindruck.
Doch neben Duchnowski bleiben noch eine riesige Auswahl an Charakteren, die ebenfalls unglaublich wichtig sind und dessen Schicksal unter die Haut geht. Egal ob es die junge Monika ist, die Zwillinge Marcin und Wojteks Staroń oder die unehrlichen Polizisten und Gangster. Alle Personen erhalten eine Menge Raum sich zu präsentieren und lassen dadurch die Handlung ungemein spannender und lebendiger wirken.
Obwohl alle Charaktere stets viel von sich präsenteren, bleiben regelmäßig Fragen offen, die für viel Aufregung und Dramatik sorgen. Erst nach und nach werden diese beantwortet und ergeben zum Ende hin ein schlüssiges Gesamtbild. Besonders die Anfangsgeschichte, die 20 Jahre vor der eigentlichen Erzählung spielt, sorgt für ein großes Rätsel, das nur langsam gelöst wird.
Die Handlung selbst ist perfekt inszeniert und wurde gut durchdacht. Alles wirkt stimmig und passend. Die Geschichte erweckt glaubhaft das düstere Bild eines von der Mafia regiertes Polen. Außerdem schafft es die Schriftstellerin herrlich, durch kleine Überraschungen den Leser zu fesseln und an die Seiten zu bannen. Sie nutzt dazu eine moderne Sprache, lässt aber auch ihre polnischen Werte einfließen und lässt das Werk so authentisch wirken.
Eine absolute Überraschung, die ich nur empfehlen kann!
Mein persönliches Fazit:
Mit diesem Werk hat mich der Verlag vollkommen überrascht. Zum einen, weil ich es gar nicht angefordert hatte, es aber dennoch auf mich in meinem Postfach wartete, zum anderen, weil es eine Geschichte ist, die unter die Haut geht und nicht mehr loslässt.
Was hat es mit dem ‚Mädchen aus dem Norden‘ auf sich? Wer hat auf die beiden Menschen in dem Club geschossen? Was ist tatsächlich vor 20 Jahren geschehen? Und wie korrupt ist die Polizei? Hat die Mafia überall die Finger im Spiel?
Das Buch lässt sich nur schwer aus der Hand legen, denn so dramatisch und mitreißend ist die Erzählung geschrieben. Wenn mir die ganzen Begriffe und Namen zu Beginn auch noch etwas merkwürdig erschienen sind, so hat sich im Laufe des Lesens ein herrlich leichter Lesefluss eingestellt, weshalb ich mich durch die Worte der Autorin perfekt unterhalten gefühlt habe.
Außerdem ist mir das Schicksal der Charaktere nah gegangen und ich konnte sie mir herrlich bildlich vorstellen. Deshalb kann ich dem Werk einfach nur eine große Leseempfehlung aussprechen.