Alles ist schwer, bevor es leicht wird
„Alles ist schwer, bevor es leicht wird“
Die polnische Autorin Katarzyna Zychla erzählt ihn sehr poetischen, einfühlsamen Worten die Geschichte der dreizehnjährigen Alexandra, die nach einem Badeunfall ...
„Alles ist schwer, bevor es leicht wird“
Die polnische Autorin Katarzyna Zychla erzählt ihn sehr poetischen, einfühlsamen Worten die Geschichte der dreizehnjährigen Alexandra, die nach einem Badeunfall im Krankenhaus aufwacht und feststellt, dass sie ihre Beine nicht mehr bewegen kann. Die Diagnose Querschnittlähmung und die Tatsache, ab sofort körperbehindert das Leben meistern zu müssen, treffen das Mädchen hart. In „Das Mädchen, das mit dem Wind tanzt“ beschreibt die Autorin all die Angst, die Wut, die Verzweiflung, die Hilf- und Hoffnungslosigkeit und die beginnende Resignation eines jungen Menschen, dessen ganzes Leben eigentlich noch vor ihr lag, und das durch einen tragischen und folgenschweren Unfall abrupt eine einschneidende Wende genommen hatte. Die Autorin verwendet als Stilmittel Tagebucheinträge und Gespräche mit dem Wind, um ihrer Protagonistin eine Stimme zu verleihen, um auf diese Art und Weise dem Leser deren Emotionen und den verzweifelten inneren Kampf zu beschreiben. Wie soll sie mit solch einer Diagnose fertig werden? Wie einen geregelten Alltag leben, wenn ihre gewohnte Welt in Scherben liegt? Wie die Tatsache ihrer Behinderung akzeptieren lernen? Wie weiter leben? Einerseits möchte sie ihre Zuflucht – die gewohnten vier Wände - nicht in einem Rollstuhl sitzend verlassen, andererseits sehnt Alexandra sich in ihrem Innersten, der Einsamkeit zu entfliehen, die sie bedrückt und schwermütig zu machen droht. Und plötzlich tritt der Wind in ihr Leben, in ihr Zimmer ein und möchte ihr das Geheimnis verraten, das Leben trotz allem zu mögen. Der Wind führt sie behutsam auf den Weg ins Leben zurück, lässt ihre seelischen Wunden heilen und macht ihr Mut, hilft ihr behutsam, sich Schritt für Schritt ihrer veränderten Welt zu stellen.
Katarzyna Zychla hat mir in diesem Buch den schwierigen Weg der Bewältigung eines tragischen Schicksalsschlages nahe gebracht, in dem sie die Gefühls- und Gedankenwelt des verunglückten Mädchens beschrieb. Sie weist auf die Veränderungen im Alltag hin, auf die emotionale Wunde des Makels „Behinderung“, mit dem ein Teenager zurechtkommen muss. Sie erzählt vom Umgang der Mitmenschen mit Behinderten und von den inneren Kämpfen, die Alexandra auskämpfen muss. Sie schreibt aber auch von Menschen, die für das Mädchen da sind, die es auffangen und auf ihrem Weg zurück ins Leben begleiten.
An dieser Stelle möchte ich auch anmerken, dass ich nicht alleine wegen des Klappentextes, sondern auch aufgrund der Gestaltung des Buchcovers auf diesen Roman aufmerksam wurde. Das in Schwarz-Weiß gehaltene Bild zeigt ein Mädchen im Rollstuhl, dessen Gesicht dem Betrachter nur halb zugewandt ist, und das sich mit geheimnisvoll angedeutetem Lächeln inmitten einer Landschaft befindet, während der Wind sanft in ihrem Haar spielt. Rote Lettern rechts oben lenken sofort das Augenmerk auf den Buchtitel, das Foto strahlt Harmonie und eine innere Ausgeglichenheit aus. Eine wunderschöne Optik, die unweigerlich dazu verleitet, das Buch zur Hand zu nehmen und es aufzuschlagen, sich darin zu vertiefen, und mehr über dieses geheimnisvolle Mädchen zu erfahren.
Ich kann diesen eindrucksvollen Roman von Katarzyna Zychla uneingeschränkt weiter empfehlen und möchte hierbei auch den poetischen Schreibstil der Autorin hervorheben, der die Lektüre zu einem besonders intensiven Leseerlebnis machte.