Deckname Flamingo - Spionage mit Witz
In "Deckname Flamingo" geht es um Julia, welche während des 2. Weltkrieges vom MI5 als Agentin rekrutiert wird. Anfänglich soll sie nur Protokolle von geheimen Treffen einer Gruppe Nazi-Sympathisanten ...
In "Deckname Flamingo" geht es um Julia, welche während des 2. Weltkrieges vom MI5 als Agentin rekrutiert wird. Anfänglich soll sie nur Protokolle von geheimen Treffen einer Gruppe Nazi-Sympathisanten abtippen. Doch schon bald wir sie von ihrem Vorgesetzten Perry auch als Spionin eingesetzt, um Informationen von weiteren Kriegsbefürwortern zu sammeln. Natürlich ist beides nicht ohne Gefahr und unvorhersehbare Ereignisse führen dazu, dass auch Menschen sterben.
Nach Kriegsende arbeitet Julia bei der BBC an einer Radiosendung für Schüler mit und möchte mit dem MI5 und ihren Spionagetätigkeiten eigentlich nichts mehr zu tun haben. Doch auch zehn Jahre später kreuzen immer noch alte Bekannte ihren Weg und sie muss erkennen, dass man sie, einmal dabei gewesen, nicht mehr so einfach in Ruhe lässt, denn es gibt mehr als eine Person, die mit der Vergangenheit noch nicht abschließen kann.
Der Roman spielt hauptsächlich in zwei Zeitabschnitten, den Jahren 1940 und 1950, zwischen denen aber nur selten gewechselt wird, was es einfach macht der Handlung zu folgen. In sich sind die einzelnen Abschnitte jedoch nicht chronologisch aufgebaut. Das kann vielleicht am Anfang etwas verwirren, aber wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, macht es die Geschichte, in meinen Augen, noch unterhaltsamer zu lesen, da man immer wieder kleine Aha-Erlebnisse hat. Da so auch auf bereits vergangene Geschehnisse immer wieder Bezug genommen wird, ist die Geschichte stets präsent und man bekommt ein wunderbares Gesamtbild.
Spannend ist auch, dass man nie sagen kann, wer auf welcher Seite steht. Wer gehört zum MI5? Wer sympathisiert tatsächlich mit den Nazis? Keiner ist das, was er vorgibt zu sein. Oder vielleicht doch? So ist auch die Wendung am Schluss des Romanes kaum vorhersehbar. Zuerst dachte ich, dass diese Wendung etwas abrupt kommt. Aber wenn man etwas darüber nachdenkt, erinnert man sich an unterschiedliche Begebenheiten, die man vielleicht einfach falsch eingeordnet oder als weniger wichtig bewertet hat, die aber entscheidend für den Ausgang der Geschichte sind.
"Deckname Flamingo" war mein erster Spionageroman in diesem Stil und ich war trotz anfänglicher ´Orientierungsprobleme´ doch positiv überrascht, wie gut mir diese Form des Schreibens gefällt. Zusammen mit einer kleinen Portion Witz und englischer „Teatime“ (Frei nach dem Motto: „A cup of tea solves everything“) ist Kate Atkinson hier ein gleichwohl spannender wie unterhaltsamer Spionageroman gelungen. Ich werde mich bestimmt nach weiteren Werken von ihr umsehen.