Ein wunderschöner Kinderroman!
Ich liebe die Bücher von Kate DiCamillo, daher war meine Freude groß, als ich hörte, dass dieses Jahr endlich ein neuer Kinderroman von ihr auf Deutsch erscheinen wird. Dass ich die Protagonistin aus ihrem ...
Ich liebe die Bücher von Kate DiCamillo, daher war meine Freude groß, als ich hörte, dass dieses Jahr endlich ein neuer Kinderroman von ihr auf Deutsch erscheinen wird. Dass ich die Protagonistin aus ihrem neuen Werk aber bereits kennengelernt habe, ist mir erst etwas später aufgefallen „Louisianas Weg nach Hause“ ist die Fortsetzung von dem Buch „Little Miss Florida“, das 2016 erstmalig auf Deutsch erschienen ist. Mir war das gar nicht bewusst gewesen, dass es sich hierbei um eine Reihe handelt. Da mir der erste Band total gut gefallen und ich Louisiana schon in diesem ganz fest in mein Herz geschlossen habe, habe ich mich riesig darüber gefreut, dass wir nun auch ihre Geschichte zu lesen bekommen.
Alles begann damit, dass der Urgroßvater von Louisiana Elefante mit einem fürchterlichen Fluch belegt wurde. Seither wird er von Generation zu Generation weitergegeben und schwebt nun auch über Louisiana. So zumindest hat es ihr ihre Großmutter Granny erzählt, bei der sie aufgewachsen ist. Und von der sie eines Nachts um drei Uhr geweckt und aus dem Bett geholt wird. Ohne groß was zu packen, fahren sie mit dem Auto davon und verlassen ihr Zuhause. Louisiana sorgt sich zunächst nicht, sie hält diese Aktion für eine von Grannys weiteren mitternächtlichen Ideen. Sie merkt dann aber sehr schnell, dass es dieses Mal anders ist. Die beiden landen schließlich in irgendeinem Motel in irgendeiner kleinen Stadt irgendwo in Georgia. Louisiana ist wütend und verzweifelt. Sie möchte zurück nach Hause, zurück nach Florida, zurück zu ihrem geliebten Kater Archie und ihren zwei allerbesten Freundinnen Raymie und Beverly. Eine Rückkehr kommt für Granny aber überhaupt nicht infrage. Was soll Louisiana nur tun?
Fast vier Jahre ist es nun her, dass ich „Little Miss Florida“ gelesen habe. Meine Erinnerungen an die genaue Handlung waren daher leider nicht mehr frischesten. Da „Louisianas Weg nach Hause“ aber eine sehr eigenständige Geschichte erzählt, war es gar nicht schlimm, dass mir die Geschehnisse aus dem Auftakt nicht mehr so präsent im Kopf waren. Man kann den zweiten Band wirklich vollkommen problemlos unabhängig zum ersten lesen, allerdings würde ich dennoch raten, zuerst zu „Little Miss Florida“ zu greifen, da die Fortsetzung dann doch ein kleines bisschen auf den Vorgänger aufbaut, wenn auch nur minimal. Ich denke einfach, dass das Lesevergnügen ein wenig höher ist, wenn man die chronologische Reihenfolge der Bände einhält. Aber wie gesagt, für das Verständnis ist es nicht notwendig.
Mein Lesespaß war jedenfalls rundum perfekt. Kate DiCamillo hat es mal wieder geschafft, mich mit einem ihrer Werke komplett zu verzaubern. Mir persönlich hat Louisianas Geschichte sogar noch eine Ecke besser gefallen als die von Raymie in „Little Miss Florida“. Ich habe schon seit längerem kein Kinderbuch mehr gelesen, das auf eine so herzerwärmende Weise aus der Sicht eines kleines Mädchens erzählt wird, wie es Kate DiCamillo in „Louisianas Weg nach Hause“ gelungen ist. Das Buch ist so bewegend und einfühlsam. Es ist lustig und traurig zugleich und so zauberhaft schön geschrieben.
Ich habe die Art, wie uns Louisiana ihre Geschichte erzählt, von der ersten Seite an geliebt. Dieser kindliche, unbefangene Erzählton ist Kate DiCamillo einfach nur phänomenal geglückt. Die Geschichte ist quasi ein langer Brief, welchen die 12-jährige aufgeschrieben hat, damit jeder erfährt, was mit ihr, Louisiana Elefante, passiert ist. Sie schildert uns ihre Erlebnisse in der Ich-Perspektive und da sie uns Leser dabei immer wieder direkt anspricht, fühlt man sich ihr beim Lesen richtig nahe und kann sich jederzeit spielend leicht in sie hineinversetzen.
Mit Louisiana hat Kate DiCamillo eine einzigartige Buchheldin erschaffen. Sie ist ein total süßes, ehrliches und mutiges junges Mädel. Obwohl Louisianas Leben ziemlich kompliziert und schwierig ist, lässt sie sich nicht unterkriegen und kämpft sich durch. Man kann dieses Mädchen für seine Stärke und Entschlossenheit, die es auf seiner Reise an den Tag legt, wahrlich nur bewundern. Ich fand Louisiana einfach nur bezaubernd. Mit ihrer tollen Stimme, ihrer Liebe für Erdnüsse, ihren entzückenden Pinocchio-Vergleichen und ihrer aufrichtigen Art hat sie sich sofort in mein Herz geschlichen.
Neben Louisiana dürfen wir im Verlauf des Buches die Bekanntschaft von einigen weiteren, wundervollen Menschen machen. Nicht alle sind nett und sympathisch, was mich aber überhaupt nicht gestört hat, im Gegenteil. Es ist nur realistisch, schließlich begegnet man im Leben nicht nur freundlichen Personen. Mir haben jedenfalls alle Figuren, egal ob liebenswürdig oder nicht, unheimlich gut gefallen. Da wäre zum Beispiel Louisianas Granny, die ziemlich merkwürdig und sonderbar drauf ist, eine barsche Motelbesitzerin, die ständig Lockenwickler trägt oder der Junge Burke Allen mit seiner zutraulichen Krähe Clarence auf der Schulter. Burke habe ich neben Louisiana besonders liebgewonnen. Er ist ein herzensguter Kerl, den man einfach gernhaben muss. Genauso schaut es mit seiner Familie aus. Burkes Mutter, die die fantastischsten Kuchen backen kann, sein Vater und Großvater, die beide denselben Namen haben wie er und die ich irgendwie total ulkig fand – bei den liebenswert-verrückten Allens habe ich mich auf Anhieb pudelwohl gefühlt.
Ich habe Louisiana nur zu gerne auf ihrer Reise begleitet, einer Reise, die mit einer Fahrt in einen anderen Bundesstaat beginnt und schließlich zu einer Reise in neues Leben wird. In ein neues Zuhause.
Ich kann euch wirklich nur wärmstens ans Herz legen, Louisiana und ihre Geschichte ebenfalls kennenzulernen. Lest ihre Geschichte, die euch in eine US-Kleinstadt in den 1970er Jahren mitnimmt und so viele wichtige Themen beinhaltet wie Hoffnung, Verlust, Lügen und Vergebung, Freundschaft, Liebe, Familie und Vertrauen. Findet gemeinsam mit Louisiana die Antworten auf die Fragen: Wer bin ich eigentlich? Was bedeutet Zuhause? Was ist Familie?
Ich kenne nur wenige Kinderbuchautoren, denen es stets so famos gelingt, schwierige und ernsthafte Themen auf eine so kindgerechte, humorvolle und feinfühlige Weise zu behandeln wie Kate DiCamillo.
Dank der mitreißenden Handlung, dem flüssigen Schreibstil und den sehr kurzen Kapiteln bin ich nur so durch die Seiten und habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Schon schade, dass ich mich von Louisiana so schnell wieder verabschieden musste. Aber vielleicht wird es ja ein erneutes Wiedersehen mit ihr geben? Ich habe zu meiner großen Freude gesehen, dass Beverlys Band auf Englisch bereits erschienen ist. Da hoffe ich nun so sehr, dass auch dieser noch ins Deutsche übersetzt werden wird. Auf Beverlys Geschichte freue ich mich schon sehr!
Fazit: Eine unglaublich berührende Geschichte über ein starkes Mädchen und ihrer unvergesslichen Reise zu sich selbst! Kate DiCamillo hat mir mit „Louisianas Weg nach Hause“ mal wieder vor Augen geführt, dass ich ihre Bücher zurecht so sehr liebe. In meinen Augen ist ihr mit dem zweiten Band ihrer „Little Miss Florida“ - Reihe ein wunderschöner Kinderroman gelungen, welcher mich auf eine emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen hat. Die Geschichte lässt einen immerzu mitfühlen und geht richtig zu Herzen. Sie stimmt sehr nachdenklich, entlockt einem zugleich aber auch ständig jede Menge breite Schmunzler. Ich bin total verzaubert von der kleinen offenherzigen Louisiana, den vielen einmaligen und teils recht schrulligen Charakteren und der wunderbaren Erzählweise. Ich hoffe nun sehr, dass Louisiana und ihre Geschichte zu vielen Lesern den Weg nach Hause finden wird. Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!