Märchen ohne Happy End
Einst meine absolute Lieblingsautorin, habe ich mir das aktuellste Buch von Kate Morton immer noch nicht zugelegt. Irgendwie hat mich die Story nicht so sehr angesprochen, also warte ich auf die Taschenbuch ...
Einst meine absolute Lieblingsautorin, habe ich mir das aktuellste Buch von Kate Morton immer noch nicht zugelegt. Irgendwie hat mich die Story nicht so sehr angesprochen, also warte ich auf die Taschenbuch Ausgabe.
In der Zwischenzeit wollte ich mir aber mal wieder den allerersten Roman zu Gemüte führen, den ich von ihr gelesen habe.
„Der verborgene Garten“ hatte ich sehr gut in Erinnerung und mehrmals gelesen, aber das letzte mal ist auch schon wieder Jahre her, also wurde es höchste Zeit.
Als Cassandras Großmutter Nell stirbt, erbt sie von ihr ein kleines Cottage in England. Nie hat Nell einen solchen Besitz erwähnt und es war auch nicht ihr einziges Geheimnis. Einst als Findelkind nach Australien gekommen und erst spät von ihrer Herkunft in Kenntnis gesetzt, suchte Nell verzweifelt nach ihrer echten Familie.
Cassandra will nun die Lücken schließen und reist nach England. Ihr Weg führt sie auf das Anwesen Blackhurst, wo einst die schöne Rose Mountrachet mit ihrer Cousine Eliza in inniger Freundschaft lebte. Doch das Schicksal der beiden Frauen war tragisch wie rätselhaft. Sind sie der Schlüssel zu Nell‘s wahrer Identität? Aufschluss darüber geben nicht nur Tagebücher und Märchen, sondern auch ein verborgener Garten direkt hinter Cassandra‘s Cottage.
„Der verborgene Garten“ hat mit endlich wieder gezeigt, was ein wahres Lieblingsbuch ausmacht. Von allen meinen bisherigen Rereads habe ich dieses hier am meisten genossen. 100 Seiten vergingen wie in Flug und obwohl ich weiß wie es ausgeht, konnte ich es immer nicht erwarten weiterzulesen.
Sei das das England des frühen 20. Jahrhundert, das Thema Märchen oder ein englisches Herrenhaus als Schauplatz. Der Roman bietet einfach alles was ich liebe. Auch ein melancholisches Ende, von dem ich mittlerweile kein so großer Fan mehr bin und mir so sehr wünschte, es wäre anders ausgegangen.
Meine absoluten Lieblinge in dem Roman sind Eliza und Nell.
Die alte Nell mag etwas barsch und wenig sympathisch wirken, aber ich war immer wieder beeindruckt von ihrer Stärke und Entschlossenheit. Wie sie das Leben trotz Rückschlägen gemeistert hat und scheinbar keine Angst vorm Alleinsein hatte.
Doch keiner kommt ran an Eliza! Ich glaube eine meiner liebsten Romanheldinnen überhaupt. So mutig, aufopferungsvoll, fantasievoll und einfach anders. Ich habe so ein lebhaftes Bild von ihr vor Augen, auch von Rose und Nathaniel. Manchmal sind Figuren im Roman gesichtslos, aber die drei sehe ich klar vor mir.
Es gab auch Dinge, die mir erst jetzt nach dem x-ten mal lesen aufgefallen sind.
Sei es die fast romantisch anmutende Beziehung zwischen Rose und Eliza.
Oder Rose‘ bösartige Ader, die sie schon als Kind besessen hat. Schwer zu erkennen hinter der kränklichen, liebreizenden Fassade, aber da.
Und schließlich das inzestuöse Verlangen von Lord Mountrachet nach seiner Schwester. Kurz dachte ich, er wird doch nicht der Vater der Zwillinge sein, aber das habe ich dann wieder verworfen.
Schließlich sind es auch immer wieder die Parallelen von Elizas Märchen zu wahren Ereignissen, die das Gesamtbild des Romans abrunden. Kate Morton sollte ein Märchenbuch schreiben, denn Elizas Geschichten fand ich einfach fantastisch.
Das Ende des Vergangenheits-Parts ist leider alles andere als märchenhaft und auch wenn ich solch bittersüße Ende ja mag, ist dieses hier ein wirklich harter Brocken. Eines wo mal beim wiederholten Lesen hofft: Vielleicht geht‘s ja diesmal anders aus? Vergeblich…
Tja nun, eine viel zu lange Rezension, aber notwendig um all die Liebe auszudrücken, die ich für diesen Roman empfinde. Ich glaube es ist wirklich mein Nr. 1 Lieblingsroman und was kann ich da anderes geben als natürlich 5 Sterne