Ein zuckersüßer und witziger Roman über Lese-Rechtschreib-Störung bei Kindern!
Heute habe ich aber einen ganz tollen Kinderroman für euch parat, der sich anhand einer Feriengeschichte mit der Thematik auseinandersetzt. "Hey, Milla! Mein geheimer Wünschesommer" von Katharina Schöde ...
Heute habe ich aber einen ganz tollen Kinderroman für euch parat, der sich anhand einer Feriengeschichte mit der Thematik auseinandersetzt. "Hey, Milla! Mein geheimer Wünschesommer" von Katharina Schöde hat uns sehr gut gefallen und wir hatten großen Spaß Milla in das Heimatdorf ihrer verstorbenen Mutter zu begleiten und ihre ganz besonderen Ferien mitzuerleben.
Die Autorin und die Illustratorin:
Katharina Schöde studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film. Sie arbeitet als Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin von sowohl TV-Produktionen als auch Kinofilmen. Die Romanverfilmung Rubinrot gehört beispielsweise dazu. Katharina Schöde lebt mit ihrer Familie in Berlin. Die Autorin hat selbst Legasthenie.
Lisa Hänsch (geboren 1988) studierte Design mit Schwerpunkt Illustration. Später arbeitete sie an Trickfilmen. Sie zeichnet außerdem Bilder für Kinder- und Jugendbücher. Lisa Hänsch lebt mit ihrer Familie auf einem Hof in der Nähe von Köln.
Inhalt:
„In Bergaudorf findet Milla nicht nur neue Freunde, sondern auch jede Menge Geheimnisse …
Milla und ihr Papa Max sind ein super Team! Kein Wunder, denn Milla ist ja auch die beste Geschichtenerfinderin der Welt und Papa ist der allerbeste Zeichner. Wenn nur die blöde Schule nicht wäre! »Dir fehlt eine gescheite Struktur«, findet Millas Lehrerin. Ob eine neue Mama dafür sorgen könnte? Milla beschließt, freiwillig die Ferienschule auf dem Land zu besuchen, damit Papa Zeit zum Verlieben hat. Er muss ja nicht wissen, dass sie heimlich ausbüxen will …“ (Klappentext)
Kritik und Fazit:
Auf dem Cover sehen wir die fröhliche Milla, welche mit einem Hund an ihrer Seite über eine Blumenwiese läuft. Dabei sind die Farben ungewöhnlich gewählt, mit einer eher cremefarbenen Wiese und einem rosa Himmel. Aber das spiegelt auch irgendwie Milla wieder. Denn auch sie ist ein besonderes Mädchen, die mit ihrer Lese-Rechtschreib-Schwäche zu kämpfen hat.
Der Schreibstil ist flüssig, gut verständlich und sehr authentisch. So könnte ein 9-jähriges Mädchen tatsächlich ihre Geschichte erzählt haben. Für Legastheniker oder Kinder mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche wird dieses Buch noch etwas zu umfangreich sein, um es selbst zu lesen. Es lässt sich aber ganz toll vorlesen oder gemeinsam darin schmökern. Der Text wird außerdem von tollen schwarz-weiß Illustrationen begleitet und so können wir noch viel tiefer in die tolle Umgebung des Dorfes eintauchen. Außerdem gibt es im Schriftbild immer wieder einige Ausreißer, so dass ein Tagebuchcharakter entsteht.
Milla ist ein sympathisches Mädchen. Sie ist aufgeweckt und hat eine überquellende Fantasie. Nur mit dem Lesen und Schreiben hat sie so ihre Schwierigkeiten. Deswegen sehen sie und ihr Papa sich eine Sommerschule an, in welcher Milla ihre Schwierigkeiten überwinden könnte. Doch beide stellen fest, dass dieses Internat viel zu streng und unfreundlich ist. Dabei hat mir Millas Vater Max sehr gut gefallen, denn er kann sich prima über andere lustig machen, ohne dass diese es merken und vor allem steht er für seine Tochter ein, indem er den Direktor darüber aufklärt, dass er seine Tochter nicht dort hin geben würde, wenn sie ganz verändert zurück kommen würde (wie es der Direktor ihm verspricht). Er liebt seine Tochter so, wie sie ist und vertraut drauf, dass auch sie ihren Weg gehen wird, trotz Lese-Rechtschreib-Schwäche.
Da Milla auf die Idee kommt, eine Mutter könnte ihr bei ihrem Problem in der Schule helfen, und ihr Vater eine sehr sympathische Kollegin hat, entscheidet sie sich dennoch dafür, auf jenes Internat zu gehen. Damit ihr Vater an einem großen Projekt auf der Arbeit teilnehmen kann und dabei gleichzeitig viel Zeit mit der potenziellen Mutter verbringen kann. Doch es kommt alles anders als geplant, denn die Anreise wird turbulent und im Internat kommt Milla gar nicht mehr an. Mithilfe einiger Indianerweisheiten kann Milla dann trotzdem auf ganz entspannte Weise ihre Lesefähigkeiten verbessern.
Absolut spannend fand ich die Beschreibung der Lese-Rechtschreib-Schwäche bei Milla. So wandern freche und auch wirklich böse Ameisen über die Seiten und vertauschen Buchstaben oder verschleppen sie komplett. Dabei singen sie gemeine Lieder, die es Milla noch schwerer machen, sich auf die einzelnen Buchstaben, Silben, Wörter und Sätze zu konzentrieren. Auch das Schriftbild setzt diese drei Ameisen (die Gemeine, die Grimmige und die Garstige) immer wieder in Szene. Denn das ist gerade für Nicht-Legasteniker wichtig, damit verständlich wird, wieso das Lesen dem ein oder anderen einfach schwer fällt. Andere beschreiben beispielsweise, dass die Buchstaben hüpfen und nicht ruhig stehen bleiben.
"Hey, Milla! Mein geheimer Wünschesommer" ist ein wirklich tolles Buch über die Probleme, die eine Lese-Rechtschreib-Schwäche mit sich bringt. Dabei wird außerdem ganz deutlich gemacht, dass ein Mensch, der an solch einer Schwäche leidet, nicht dumm ist. Vielmehr ist er im Grunde ein wirklich intelligenter Mensch mit vielen Stärken und eben jener Schwäche, die ganz schön anstrengend sein kann. Dieses Buch gehört in jedes Kinderzimmer, denn diese Schwäche ist gar nicht so selten, wie man vielleicht denken mag und es ist so wichtig, darüber aufzuklären, dass eine Schwäche nichts ist, worüber man sich lustig machen sollte, oder wofür man selbst sich schämen müsste.