Mitreißende Erzählsprache, den Protagonisten angepasst
„Und dann, als ich schließlich ruhig geworden war, sagte er: „Ich möchte dir was Schlaues sagen, das ich über das Leben herausgefunden habe.“ „Okay“, sagte ich. „Und ich will, dass du dir das merkst, weil ...
„Und dann, als ich schließlich ruhig geworden war, sagte er: „Ich möchte dir was Schlaues sagen, das ich über das Leben herausgefunden habe.“ „Okay“, sagte ich. „Und ich will, dass du dir das merkst, weil es nämlich wirklich schlau ist.“ „Okay.“ „Bereit?“ Jetzt lächelte ich schon. „Ja.“ „Okay. Hör genau zu. Achte auf die Dinge, die dir Spaß machen.“ (Auszug S. 99)
Sam Casey ist Schul-Bibliothekarin an einer außergewöhnlichen Grundschule in Texas und lebt bei den Schulgründern Max und Babette unter einem Dach. Die Schulgemeinschaft droht auseinander zu brechen, als der Aufsichtsrat einen neuen Schuldirektor engagiert, der die bunte Schule in einen tristen, grauen Schulbunker umgestalten möchte – aus Sicherheitsgründen. Doch Sam, die den neuen Direktor Duncan von früher kennt, wirft dessen Erscheinen und Wandel in ein Gefühlschaos, aus dem sie sich schon lange geheilt glaubt...
Was für ein mitreißender Roman! Und gleich vorweg: eine gekonnte Übersetzung.
Katherine Center beschreibt ihre Protagonisten authentisch und gleicht ihre Schreibweise dem Typus an – das von amerikanischen Englisch ins Deutsche zu übersetzen, finde ich echt eine Kunst.
Die Hauptpersonen sind nicht einfach und haben alle ihr „Päcklein“ zu tragen. Mal flippig, mal verschlossen, mal am Boden liegend, mal wortwörtlich am Rand ihres Lebens... all dies verpackt die Autorin (von der ich bisher noch keinen Roman gelesen habe) so anschaulich in Bilder und Worte, dass ich mich in so manche Situation hineingezogen fühlte.
Dabei wirkt die Geschichte zeitweise etwas chaotisch und die Figuren erst mal abstrakt bzw. überzogen. Aber wenn man selbst die ein oder andere ähnliche Situationen schon mal erlebt hat, kann man nachvollziehen, warum er/sie so handelt. Und die ausgewählten Personen, auf die näher eingegangen wird, sind thematisch breit gefächert gewählt.
Das Schulgeschehen ist nicht auf deutsche Verhältnisse zu übertragen; man muss offen sein für das „amerikanische“ in diesem Buch; aber die Geschichte selbst könnte überall passieren.
Die Prise Witz und Humor darf nicht fehlen und bietet eine gute Balance zu den schweren Themen, so dass man zwischendurch immer wieder durchatmen kann.
Ja, ich finde diesen bittersüßen Roman wirklich lesenswert und gebe daher eine begeisterte Empfehlung.
„Die Welt hängt dem Irrglauben an, dass Liebe etwas für naive Menschen ist. Aber es gibt keinen größeren Irrtum. Liebe ist nur etwas für Mutige.“ (Auszug S. 408)
Ein paar Worte noch zum Cover: ein Blickfang ist der Weg zu Strand und zieht sicherlich so manch Neugierige an, mal ins Buch hinein zu schauen. Es hat auch einen Bezug zur Geschichte, was mich sofort angesprochen hat.