Ein wahres Herzensbuch
Mitten in der Erzählung, mitten im Leben scheint diese Geschichte zu beginnen und genau das ist sie auch; nie der Reihe nach, nie wie erwartet und nie langweilig oder einseitig. Genau so, wie das Leben ...
Mitten in der Erzählung, mitten im Leben scheint diese Geschichte zu beginnen und genau das ist sie auch; nie der Reihe nach, nie wie erwartet und nie langweilig oder einseitig. Genau so, wie das Leben und die Liebe oder auch eben genau diese eine Freundschaft zwischen Skarlet und Paul.
Im Kindergarten verbünden sich die beiden Kinder und bleiben von da an immer zusammen. Paul, der keinen Vater hat und sich so gerne einen wünscht und Skarlet, die nicht versteht, was an einem Vater so toll sein kann und am liebsten keinen hätte. Zwei ganz unterschiedliche Kinder aus unterschiedlichen Familien mit einer wunderbaren Gemeinsamkeit; der Leidenschaft fürs Geschichtenerzählen. Und genau diese Leidenschaft ist es, die sie beide bis zum Schluss von Pauls Leben - und darüber hinaus - immer wieder zum Lachen, Weinen und Nachdenken bringt. Wenn Skarlet Paul besucht, bringt sie nicht Mitleid und leere Worte ans Krankenbett, sondern ihre Geschichten von früher, als sie die Welt bereisten und Abenteuer erlebten, vom Mauerfall und dem Studium, von Pauls Vater, der sich sicher nur davongestohlen hatte, um im Zirkus aufzutreten und Skarlets missglückter Ehe zu Christian. Diese Geschichten begleiten sie auch nach Pauls Tod und helfen ihr schlussendlich, die wohl schwerste Aufgabe ihres bisherigen Lebens zu meistern: Pauls Grabrede zu halten.
Die Euphorie alter Zeiten und der süsse Geschmack der Erinnerungen daran durchziehen dieses Buch und fesseln an die Geschichte, als wäre man selber überall dabei gewesen, als würde man auch zu den Geschichtenerzählern gehören. Getragen von einem ständigen Gedankenfluss, der nur durch die teilweise rauhe, traurige, harte aber auch lebhafte und fröhliche Realität durchbrochen wird, begibt sich der Leser ganz nahe an die Figuren heran und erlebt ein ganzes Leben wie in Trance. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und war lange noch erschüttert, fasziniert, berührt und belebt von dieser wunderbaren Geschichte einer Freundschaft, so lange und so spannend wie das Leben selbst.