Entwurzelt
Sugiharas Vater stammt aus Korea, seine Mutter ist Japanerin. Sugihara ist in Japan geboren. Für seine Umwelt ist er jedoch nicht eindeutig japanisch, ein Zainichi, zumal er auf Wunsch seines marxistischen ...
Sugiharas Vater stammt aus Korea, seine Mutter ist Japanerin. Sugihara ist in Japan geboren. Für seine Umwelt ist er jedoch nicht eindeutig japanisch, ein Zainichi, zumal er auf Wunsch seines marxistischen Vaters auf eine Minderheitenschule geht, die Nordkoreas (kommunistische) Ideale lehrt.
Sugihara beschließt auf eine japanische öffentliche Oberschule zu wechseln, wo er wegen seiner Nationalität einen schweren Stand hat. Oft stehen Herausforderer vor seinem Klassentisch, die jedoch ordentlich eins auf die Nase bekommen, denn Sugiharas Vater als ehemaliger Profiboxer hat ihm beigebracht sich zu wehren. Dieser Ruf verhilft ihm dazu auf der groß organisierten Geburtstagsparty eines Freundes der Aufpasser dafür zu sein, dass es keine Schlägereien gibt. Auf jener Party lernt er ein wunderbares Mädchen kennen, in das er sich sofort verguckt. Die beiden werden ein Paar. Sugihara verschweigt Sakurai jedoch seine koreanische Abstammung. Als die beiden sich in einem Hotel für ihre erste gemeinsame Nacht einmieten, erzählt er ihr davon in der Überzeugung, dass es ihre Liebe nicht beeinflusst. Das Gegenteil passiert, und Sakurai gerät in eine Art Schockzustand, da ihr Vater ihr beigebracht hat, Koreaner und Chinesen wären minderwertig dem Japaner gegenüber. Ernüchtert aber auch enttäuscht verlässt Sugihara das Hotel, von Sakurai hört er nichts mehr. Dann sorgt ein einschneidendes Ereignis dafür, dass Sugihara die Ambition entwickelt aus seinem erdrückenden Status als Zainichi auszubrechen.
Kazuki Kaneshiro ist Japaner, er ist aber auch Koreaner, was ihn in den Augen der japanischen Gesellschaft zu einem Zainichi (einer koreanischen Minderheit) macht. Sein Roman, „Go! No soy coreane, ni soy japones, yo soy desarraigado“, verarbeitet diese autobiografischen Züge. Dieses Buch ist gleichzeitig kraftvoll und gemächlich in seinem Tempo und seiner Erzählweise. Ich habe nicht nur das Lesen sehr genossen, sondern war auch froh mit der Zainichi-Thematik etwas über die japanische Geschichte und Gesellschaft gelernt zu haben. Wunderbares Buch!