Etwas langatmige Geschichte ohne roten Faden, bei der mir zudem ein atmosphärisches Setting fehlte
Manyo wird 1943 als Tochter der "Bergmenschen" geboren und wird aufgrund ihrer tödlichen Visionen von ihrem Stamm verstoßen. Sie wächst sodann bei liebevollen Adoptiveltern im Tal auf und kümmert sich ...
Manyo wird 1943 als Tochter der "Bergmenschen" geboren und wird aufgrund ihrer tödlichen Visionen von ihrem Stamm verstoßen. Sie wächst sodann bei liebevollen Adoptiveltern im Tal auf und kümmert sich um ihre jüngeren Geschwister. Lesen und Schreiben lernt sie nie, jedoch wird der Sohn der reichen Familie Akakuchiba in einer Teestube auf sie aufmerksam und wird sie wenige Jahre später heiraten.
Zeit ihres Lebens fragt sich Manyo, warum sie als Braut ausgewählt wurde. Sie hat weiterhin Visionen, in denen sie den Tod naher Angehöriger vorhersieht. Manyo bringt trotz einer distanzierten Ehe mit Yoji fünf Kinder zur Welt, die sich alle unterschiedlich und sehr eigenwillig entwickeln. Yoji hat über Jahre eine Konkubine, mit der er eine Tochter zeugt, die später bei den Akakuchibas aufwächst.
Der älteste Sohn stirbt früh und kann das Stahlunternehmen der Familie in Benimidori nicht übernehmen, weshalb Yoji noch vor seinem eigenen Tod einen geeigneten Nachfolger sucht, den seine älteste Tochter Kemari heiraten soll. Sie ist zu diesem Zeitpunkt bereits erfolgreiche Shojo-Manga-Künstlerin und kann so die Familie fast allein finanziell über Wasser halten, als es zum Einbruch der Wirtschaft kommt. Sie wird Toko zur Welt bringen, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird.
"Das Haus der roten Töchter" ist eine Geschichte über eine japanische Familie, die sich über drei Generationen, von den 1950er-Jahren beginnend, erstreckt. Es ist, gerade im zweiten Teil des Buches, nicht immer einfach den Überblick über die vielen handelnden Personen zu behalten, was vermutlich auch an den für Europäer fremd klingenden Vornamen liegt. Ein Familienstammbaum im Anhang hätte ich deshalb hilfreich gefunden.
Aufgrund der im Klappentext erwähnten mystischen Elemente und der furchtbaren Tat, die Manyo begangen haben soll, war ich sehr neugierig auf diesen Roman, der aber nicht so geheimnisvoll-magisch und spannend ist, wie erhofft. Die drei Frauen, die diese Familiensaga ausmachen, konnten mich nicht fesseln und auch der Schreibstil der Autorin war mir nicht mitreißend und anschaulich genug, um mich in die Nachkriegszeit, die Zeit des Wirtschaftsaufschwungs und späteren -niedergangs, der Bubble-Economy, und auch das Land Japan versetzen zu können.
Insbesondere Manyo passte für mich aufgrund ihrer Charakterisierung als ungebildetes, einfältiges Bergmädchen, das passiv alles erduldet und sich kaum weiterentwickelt nicht als Heldin eines Romans. Kemari hatte als "wildes Mädchen" der japanischen Subkultur und Anführerin eines Motorradclubs zwar deutlich mehr Persönlichkeit, verlor ihren Freigeist jedoch als Erwachsene. Ihre Tochter Toko, die die Familiengeschichte vom Hörensagen erzählt und sich zum Ziel gesetzt hat, aufzuklären, wen und warum ihre Großmutter ermordet hat, bleibt gegenüber ihren Vorfahren blass. Der dritte Teil des Buches war durch die Detektivarbeit Tokos völlig anders erzählte und wirkte im Vergleich zu den ersten beiden Teilen viel weniger lebendig.
Weil man als Leser schon frühzeitig weiß, warum Manyo in die Familie Akakuchiba einheiraten musste bzw. welche Hoffnung damit verbunden war, blieb am Ende nur noch die Frage offen, weshalb sich Manyo auf ihrem Sterbebett als "Mörderin" bezeichnet, um das Interesse des Lesers für die Lösung des Geheimnisses aufrecht zu erhalten, die dann jedoch recht enttäuschend und wenig verwunderlich war.
Mir fehlte der rote Faden in der Familiengeschichte und auch das wenig atmosphärische Setting konnte mich nicht überzeugen.