Folletts bestes Buch, es ist aber nur die gekürzte Ausgabe empfehlenswert.
Ken Folletts (m. M. nach bestes) Buch, „Die Nadel“ (1978) beinhaltet die Jagd nach einem deutschen Spion in England 1944, der kriegsentscheidende Informationen über die geplante alliierte Invasion nach ...
Ken Folletts (m. M. nach bestes) Buch, „Die Nadel“ (1978) beinhaltet die Jagd nach einem deutschen Spion in England 1944, der kriegsentscheidende Informationen über die geplante alliierte Invasion nach Berlin bringen muß. Die Parallelen zum Roman „Der Schakal“ (1971) von Frederick Forsyth sind dabei auffallend: Hier wie dort jagt der Staatsapparat eine Zielperson, welche der Regierung gefährlich werden kann. Nach beiden muß am Anfang aus politischen Gründen mühsam verdeckt gefahndet werden, erst nach begangenen Morden ist eine öffentliche Mörder-Fahndung möglich. Auch Forsyths Schilderung, dass man sich in England problemlos falsche Papiere beschaffen konnte, findet man in der Nadel wieder.
In seinen besten Momenten schildert der Roman die aufreibende minutiöse Puzzle-Arbeit bei der beinahe aussichtslosen Fahndung nach einer anfangs noch namen- und gesichtslosen Zielperson, die auf Anordnung der Regierung festzunehmen ist, ohne jedoch die atmosphärische Dichte und das erzählerische Niveau des Schakals zu erreichen. Wo sich Forsyth nämlich strikt auf seinen Attentäter, den ihn jagenden Staatsapparat und den Ablauf der Ereignisse fokussiert, verliert sich Follett nach meinem Geschmack zu oft in Nebensächlichkeiten, da ufern Schilderungen von Nebenfiguren regelrecht in Psychogramme aus, da wird die Vorgeschichte des Finales auf Storm Island geradezu in epischer Breite entfaltet. Zumindest in der „vollständig überarbeiteten und ungekürzten“ Jubiläumsausgabe von 1995, die über 400 Seiten umfaßt.
Wenn man Wikipedia glauben darf, arbeitet Follett „mit einem zwanzigköpfigen Mitarbeiterstab, den er als Follett Office bezeichnet“. Mein Eindruck, seine Bücher seien auf Massentauglichkeit gestylt und am Reißbrett entworfene Konglomerate aus vorgefertigten Teilen, wird von Wikipedia nicht entkräftet, wenn man dort liest: „Er gibt für seine Projekte acht Monate für Recherche und Planung, acht Monate für den ersten Entwurf und weitere acht Monate für die Überarbeitung an. Danach wird fristgerecht an den Verlag geliefert. Zu seiner Schreibphilosophie gehört das Ansprechen einer möglichst breiten Leserschaft.“
Empfehlenswert, lieber zur gekürzten Ausgabe zu greifen, da Die Nadel eine durchaus interessante Geschichte erzählt und flüssiger zu lesen ist als etwa „Dreifach“. Von der kaum lesbaren Lobhudelei „Auf den Schwingen des Adlers“ mal ganz abgesehen...