Leider einige Fehler
Passend zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 und der Neuordnung Europas 1919 ist dieses Buch erschienen.
Es beleuchtet die Ausgangslage, die zu diesem als „Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichneten ...
Passend zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 und der Neuordnung Europas 1919 ist dieses Buch erschienen.
Es beleuchtet die Ausgangslage, die zu diesem als „Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichneten Zusammenbruch der großen Monarchien geführt hat.
In fünf ausführlichen Teilen mit mehreren Kapiteln versucht der Autor dem geneigten Leser die unterschiedlichen Standpunkte näher zu bringen.
Letzte Erbmasse
Diplomatie im Krieg
Die Quellen des Hasses
Die Stunden der Autokraten
Prinzip Hoffnung
Im dritten Teil, bezeichnenderweise als „Quelle des Hasses“ genannt geht Knipp detailliert auf die Ereignisse während der Friedenskonferenzen ein. Er ortet hier den Grundstein für die nächsten Auseinandersetzungen. Einige Nachfolgerstaaten haben hier durch geschicktes Agieren, das manchmal das ausschließlich eigenen (durchaus auch persönlichen) Interessen gedient hat, die Siegermächte, allen voran die Amerikaner unter Wilson beeinflusst.
Es sind hier neue Grenzen, ohne Rücksicht auf die Bevölkerung zu nehmen, entstanden. Die Fehler, die man dem Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn angekreidet hat, sind im kleinen Maßstab in den Nachfolgerstaaten wiederholt worden.
Autor Kersten Knipp, seines Zeichens Journalist und Publizist zieht einerseits nüchtern Bilanz über den Ersten Weltkrieg, verzettelt sich aber in einigen Teilen des Buches. Dabei kommt er manchmal recht weit vom Jahr 1918 ab. Das mag man ihm noch verzeihen, ist das Abschweifen doch hinreichend interessant. Was aber unentschuldbar ist, sind historische Fehler. Ein für mich als Österreicherin besonders schmerzhafter gefällig?
Auf Seite 86, behauptet der Autor, Franz Ferdinand (1863-1914) sei der Thronfolger von Kaiser Joseph II. (1741-1790) statt von Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916). Auch die Aussage, Franz Ferdinand hätte der Idee des „Trialismus“ (also ein Staatengebilde Österreich-Ungarn-Böhmen und Mähren oder mit Südslawien als dritten im Bunde) nichts abgewinnen können, stimmt so nicht. Im Gegenteil der Thronfolger war zeitweise ein Förderer dieser Idee.
So ein Fehler ist weder eines Journalisten noch des Verlages würdig. Hier hätte eine Zeittafel oder die Auflistung der Lebensdaten im Personenregister Abhilfe schaffen können.
„Das ist kein Frieden. Es ist ein Waffenstillstand auf zwanzig Jahre.
Marschall Ferdinand Foch über den Vertrag von Versailles (1919)“ - wie recht er doch hatte.
Fazit:
Ein ausführliches Buch über das Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Wegen einiger doch gravierender Fehler, kann ich nur 3 Sterne vergeben.