Ein klassischer Frauen-Liebesroman für Liebhaberinnen des Genres
Ein klassischer Frauen-Liebesroman für Liebhaberinnen des Genres
Bei mir war dieses Buch in einem Überraschungs-Gewinnpaket, daher versuche ich, die ich sonst dieses Genre eher bei Entzugs-Erscheinungen ...
Ein klassischer Frauen-Liebesroman für Liebhaberinnen des Genres
Bei mir war dieses Buch in einem Überraschungs-Gewinnpaket, daher versuche ich, die ich sonst dieses Genre eher bei Entzugs-Erscheinungen lese (= nichts anderes da), es hier fair zu beurteilen (nur, weil ich Oliven nicht mag, kann ich einen Oliven-Salat nicht einfach als „schlecht“ beurteilen, sondern muss versuchen, „durch die Oliven hindurch zu schmecken“).
Der Schreibstil ist angenehm locker leicht und das Buch liest sich so herunter – wer einen klassischen Liebesroman sucht, wird hier bestens bedient, kleines Drama und Komplikationen inklusive (vor dem für mich etwas vorhersehbaren Ende mit etwas zu viel Versöhnung, wenn auch mit einer unerwarteten Pointe zum Großvater).
Ich mag da, wenn schon leichteres Genre, dann eher Bücher, die doch noch so etwas wie eine Botschaft, ein Auseinandersetzen mit einem Thema mit sich führen – hier geht es zwar auch um Verantwortung gegenüber den jeweiligen Familien im Kontrast mit den eigenen Wünschen und Träumen und um Ängste und Hindernisse, die an der Umsetzung derselben hindern, aber das tritt doch schon sehr hinter der Romanze zurück (nicht böse sein, aber da finde ich „Morgen kommt ein neuer Himmel“ von Lori Nelson Spielman eindeutig tiefgründiger, dadurch berührender und weniger vorhersehbar, trotz des extrem kitschigen deutschen Titels für das Original „The Life List“).
„Die Zeit der Apfelblüten“ (im Original passender „Family Trees“, da es sowohl um „Stammbäume“ im Sinne der Familientraditionen als auch um die Familien-Bäume auf der Apfelplantage von Shelbys Familie geht) ist vom Verlag und der Übersetzung auf ein wirklich angenehmes Deutsch gebracht worden - keine groben Schnitzer wie leider inzwischen häufig, einzig einige ganz wenige Stellen, an denen ich das amerikanische Englisch bzw. eher die US-Kultur in für Deutsche nicht notwendigerweise nachvollziehbaren Bezeichnungen durchschimmern merkte (so hält „graues Klebeband“ zusammen, was im Original wohl das inzwischen auch hier bekannte „Duct Tape“ fixiert haben dürfte – graues Gewebeband hätte mir besser gefallen).
Dafür gibt es leider ein paar heftige Klischees:
Shelby ist ein Kleinstadtmädchen mit tragischer Vergangenheit aus liebevoller Familie und Ryan kommt aus der Stadt und ist unglücklich in seiner auf Profit und Prestige orientierten reichen Familie – und völlig überraschend für den Leser verlieben sie sich ineinander – erst ziert sie sich, dann passiert ein tragischer Unfall, dann…
Ihr bester Freund seit Kindertagen liebt sie schon ewig, alle wissen das, nur sie nicht
Ihre große Liebe ist gestorben und über drei Jahre lang kapselt sie sich komplett ab
In Shelbys Familie findet Ryan „…eine Familie, die seinen Segeln Auftrieb gab, und kein[en] Anker, der ihn am Boden festhielt.“ (S. 288). Neben so einem schönen Satz irritiert mich die Autorin dann mit so etwas wie „Lake Superior war so lieblich und launisch wie eine Frau“…. (S. 13) – irgendwie aus der Alt-Herren-Schublade.
Aus einem seltsamen Grund wird in US-Büchern immer versucht, jemanden als weltmännisch zu charakterisieren, indem man ihn von irgendwelchen Weinsorten reden lässt (Shelby pariert Ryan hier wunderbar, redet vom „Roten“). Sie weiß gar nicht, wie hübsch sie ist, er hat einen super durchtrainierten Körper, schlank… Interessanter gezeichnet fand ich die Nebenfiguren, irgendwann hätte ich Lust gehabt, Shelbys Mutter und Ryans Vater zusammenzubringen – irgendwie zwei „Bitches“.
Als Fazit ein Buch, dass ich so sofort denen empfehlen würde, die das Genre schätzen, sprachlich gut und alle typischen Erwartungen erfüllend – wenn ich auch persönlich mehr Überraschungsmoment, weniger Klischee und etwas mehr Gedankenanstoß für’s eigene Leben bevorzugen würde.