Briefe an die Großmutter
Kim wächst in der Provinz von Bern auf. Während die Mutter viel im Friseurladen arbeitet kümmert sich die Großmutter um das Kind. In Briefen an die Großmutter erinnert sich Kim an diese Zeit. Die Kinder ...
Kim wächst in der Provinz von Bern auf. Während die Mutter viel im Friseurladen arbeitet kümmert sich die Großmutter um das Kind. In Briefen an die Großmutter erinnert sich Kim an diese Zeit. Die Kinder in der Schule bezeichnen das Kind wahlweise als Junge oder Mädchen. Aber wer sagt, wann und für welches Geschlecht es Sicht zu entscheiden hat? Rückzugsort ist oftmals die große Blutbuche im Garten der Familie. Eine Familie, in der Männer lediglich Randfiguren sind. Als erwachsene nichtbinäre, genderfluide Person beginnt Kim um den Familienbaum zu forschen. Unter anderem ist ebendiese Buche ein bedeutungsstarkes Symbol von Nationalisten, wie dem verstorbenen Großvater. Während der Recherche erkrankt die Großmutter an Demenz. Ihr Gedächtnis zerfällt. Kim stürzt sich in sexuelle Abenteuer mit wechselnden Partnerinnen. Jedoch eine feste Beziehung ist nicht das Ziel. Es ist ein körperliches Verlangen. Dann entdeckt Kim eine von seiner Mutter verfasste Chronik um die weiblichen Ahninnen der Familie. Sie reicht weit zurück bis in das Mittelalter.
@kimdelhorizon 's "Blutbuch" @dumontbuchverlag war für mich kein Pageturner. In Form von Briefen an die Großmutter setzt sich die schreibende Person mit seinem Leben auseinander. Es sind Sichtweisen einer nichtbinären, genderfluiden Person. Die experimentelle Verwendung von Wörtern wie "jemensch" haben mir sehr gefallen. Und doch ganz es beim Lesen Reibungsflächen. Die sexuellen Praktiken Kim's mit seinen Sexdates war mir zum Teil zu intensiv, jedoch die Tradition der Frauen- und Naturheilkunde in Kim's Familie hat mich sehr fasziniert. Insgesamt habe ich das Buch als Liebeserklärung Kim's an seine Großmutter, Mutter und die Urahninnen der Familie gelesen. Ungewöhnlich aber definitiv lesenswert.