Entzauberung eines Mythos
Klaus-Jürgen Bremm geht in diesem Sachbuch der Frage nach dem „Selbst- und Fremdbild“ der Waffen-SS nach und fördert interessante Details und nicht so bekannte Insiderinformationen zu Tage.
In fünf ...
Klaus-Jürgen Bremm geht in diesem Sachbuch der Frage nach dem „Selbst- und Fremdbild“ der Waffen-SS nach und fördert interessante Details und nicht so bekannte Insiderinformationen zu Tage.
In fünf Kapitel geht der Autor, Historiker und Publizist mit dem Spezialgebiet „Militärgeschichte“, dem Mythos der „Prätorianer Hitlers“ nach:
• Die Vorläufer der Waffen-SS bis zum Kriegsausbruch
• Die Waffen-SS bis zum Krieg gegen die Sowjetunion
• „Barbarossa“ – Ein neuer „Germanenzug“ nach Osten
• Die Waffen-SS in der Defensive 1943-45
• Erfolgreicher als im Krieg
Akribisch arbeitet sich Klaus-Jürgen Bremm durch die Geschichte der Waffen-SS, von ihren Anfängen im Juni 1934 bis weit in die Nachkriegsgeschichte.
Bekannt ist, dass die Truppen sich selbst während des Krieges als „Elite-Einheit gesehen haben. Dazu sind sie von Heinrich Himmler richtiggehend in den Olymp der Waffengattungen gehoben worden. Nach dem Krieg haben die Überlebenden den Mythos „wir waren Soldaten wie alle anderen auch“ gepflegt.
Weniger bekannt ist, dass die Truppen aufgrund von einigen unfähigen Kommandanten und bunt zusammengewürfelten Mannschaften nicht die Erfolge brachten, die man von ihnen erwartete. Die Soldaten stammen aus allen Bevölkerungsschichten. Die adeligen Offiziere des Ersten Weltkrieges sind dem Regime ja ein Dorn im Auge und daher verzichtet man auf deren Führungskompetent. Die Soldaten werden einem Aufnahmetest unterzogen den die größtenteils nicht bestehen, daher werden diese Tests wieder abgeschafft – die passende Gesinnung ist Anforderung genug. Später werden dann auch Männer zwangsrekrutiert.
Interessant ist auch, dass ihr trotz oft deutlich besserer Ausrüstung (und Verpflegung) keine nennenswerte militärische Bedeutung zugesprochen werden kann. Mittelmaß und oft Dilettantismus gepaart mit Fanatismus scheint hier die Devise zu sein.
„Je länger der Krieg fortdauert, umso mehr müssen wir die gesamten Führer, Unterführer und Männer zu immer fanatischeren und überzeugteren Willensträgern der nationalsozialistischen Weltanschauung und zur Idee unseres Führers Adolf Hitler erzielen.“
(S.49)
Die Soldaten der Waffen-SS sind Soldaten der Propaganda, die durch ihr martialisches Auftreten in den schwarzen Uniformen aus dem üblichen Feldgrau hervorstechen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass diese Formationen eher die „inneren Feinde“ in Schach halten sollten, denn mit besonderen militärischen Leistungen können sie nicht aufwarten. Im Gegenteil, man kann ihnen jede Menge Kriegsverbrechen nachweisen, die nach dem Krieg häufig nur milde geahndet werden, wie die Urteile der Kriegsverbrecherprozesse beweisen.
Eine besondere Beachtung schenkt Klaus-Jürgen Bremm den Mitgliedern der Waffen-SS und ihrem Verhalten in der Nachkriegszeit. Mit der, ihnen in Fleisch und Blut übergegangenen Mitteln der Propaganda, feilen sie an ihrem Mythos „nur gewöhnliche Soldaten“ gewesen zu sein. Hier klaffen Selbst- und Fremdbild deutlich auseinander. So stellen sie sich als Kämpfer für
Der Autor wagt die interessante Feststellung, dass der wahre Erfolg von Hitlers überschätzten Prätorianern, die Darstellung ihrer Rolle während des Krieges gewesen ist. Mit ihrer »kämpferischer Bewährung, Heldentum und Opfermut« verschleiern sie ihre wirkliche Bedeutung bei den Verbrechen des Zweiten Weltkrieges.
Die detaillierten und sachlichen Schilderungen werden durch zahlreiche Fotos und Karten zu den einzelnen Schlachten unterstützt. Im Anhang gibt neben einer genauen Übersicht sämtlicher Verbände der Waffen-SS, ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis.
Fazit:
Ein penibel recherchiertes und fundiertes Sachbuch zu einer lange Jahre überschätztes „Eliteeinheit“ des Dritten Reiches. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.