Ein Bilderbuchräuberleben!
Greti und Jocke sind zwei Räuber, wie sie im (Kinder-)Buche stehen. Etwa alle drei Wochen fahren sie mit ihrem Boot zum Raubzug in die Stadt und klauen, worauf sie Lust haben, z. B. Eier und Mehl für Eierkuchen ...
Greti und Jocke sind zwei Räuber, wie sie im (Kinder-)Buche stehen. Etwa alle drei Wochen fahren sie mit ihrem Boot zum Raubzug in die Stadt und klauen, worauf sie Lust haben, z. B. Eier und Mehl für Eierkuchen oder Äpfel oder eben Geschenke. Zu Hause erwartet sie immer die Katze, die für sie da ist und sie versorgt.
Die Autorin beschreibt das Räuberleben, wie es sich Kinder vorstellen würden. Deswegen sind die beiden Räuber auch noch klein (kleiner als die Katze) und haben Kosenamen: Greti und Jocke. Die beiden klauen nach Bedarf, zur kurzfristigen Bedürfnisbefriedigung: Wenn sie Lust auf Apfelkuchen haben, fahren, bzw. rudern sie in die Stadt und klauen Äpfel, noch dazu so viele, dass sie sie gar nicht alle benötigen und auch nicht schälen wollen. Wenn sie Lust auf Geburtstag haben, rauben sie in der Stadt Geschenke und feiern vier- bis fünfmal im Jahr. Wie genau das Klauen, Rauben und Überfallen geht, wird nicht genau beschrieben. Sie tun es einfach oder haben es bereits getan – eben ein Räuberleben, wie es sich Kinder wünschen, spannend, aufregend und gar nicht so schlimm. Am liebsten essen sie Eierkuchen und putzen sich nur die Zähne, wenn sie es nicht machen sollen.
Hier kommt die Katze ins Spiel. Die Katze kann Eierkuchen backen, heiße Milch und Kartoffeln kochen, staubsaugen und Wäsche waschen. Außerdem genießt sie es, wenn die beiden „Räuber“ im Bett sind, am Ofen zu lesen. Die Katze übernimmt eine Mutterrolle für die beiden kleinen Räuber – eine sehr geduldige Mutterrolle, aber durchaus mit klugen Tricks, um die beiden zu guten Entscheidungen zu führen, wie zum Beispiel das Verbot des Zähneputzens, denn so tun es die beiden kleinen Räuber gerade, weil es verboten ist.
Am meisten steigern sich die Geschichten ins Fantastische, als Greti auf dem Wipfel einer Fichte, die ganz klassisch ums windschiefe Räuberhaus herumstehen, eine Rakete aus Brettern und Nägeln baut, Die Fichte neigt sich nach dem Anzünden und Brennen der Rakete einfach wie eine geduldige Großmutter zur Erde und versenkt alles im Weiher zum Löschen.
Die Geschichten sind alle im Präteritum geschrieben, die Leser*in blickt auf die Geschehnisse zurück. Die Sätze sind etwas länger, aber im Aufbau einfach gehalten, der Textanteil ist für ein älteres Grundschulkind gut zu bewältigen, zumal man nach jedem Kapitel Pause machen kann, denn die Geschichten sind in sich abgeschlossen. Die Erzählhaltung der Autorin als allwissender Erzähler ist beschreibend, aber man muss trotzdem darüber schmunzeln.
Die Bilder zu den Räubergeschichten kommen von der Autorin selber und verbildlichen den Text auf sehr anschauliche, plastische Weise, z. B. fließen auf S. 45 den beiden Räubern im wahrsten Sinne des Wortes „grüne Räuberrotzbäche“ aus den Nasen, nachdem sie sich erkältet haben. Die beiden Räuber haben lange, spitze Räubernasen, gelbe, schiefe Zähne und Sommersprossen, aber normale Kleidung an. Die Katze, die größer als die beiden dargestellt wird, trägt eine rot-gelb gestreifte Schürze. Die Farbpalette ist bunt, kräftig und in natürlichen Farben gehalten. Teils begleiten die Illustrationen den Text, teils sind sie seitenfüllend. Die Bilder greifen die Geschichte auf sehr witzige, fast comichafte Weise, aber ohne Sprechblasen, auf. Die Mimik und Gestik der beiden kleinen Räuber karikiert ihre Handlungen. Die Katze wirkt (fast) immer ruhig und gefasst.
Kurzum ein Buch über ein Räuberleben, wie Kinder es lieben würden – ein Bilderbuchräuberleben!