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Veröffentlicht am 13.12.2024

Nostalgisch und anders

Schnee
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Das Wort "Schnee" weckt in vielen Menschen nostalgische Gefühle. Viele haben ihre eigenen Erlebnisse mit Schnee, sei es Rodeln, Skifahren, Schneemannbauen oder Schneeballschlachten. Auch dieses Buch geht ...

Das Wort "Schnee" weckt in vielen Menschen nostalgische Gefühle. Viele haben ihre eigenen Erlebnisse mit Schnee, sei es Rodeln, Skifahren, Schneemannbauen oder Schneeballschlachten. Auch dieses Buch geht von Kindheitserinnerungen mit Schnee aus.

Ein Junge erinnert sich, dass die liebste Jahreszeit seines kleinen Bruders - und wohl auch seine eigene - der Winter war, weil dort Schnee fiel, Schnee, mit dem man so viel machen konnte.

Eines Winters bauten ihre beiden großen Brüder in einer besonders großen Schneewehe eine Höhle. Die beiden kleinen bauten heimlich weiter, bis alles zusammenbrach. Erst waren die Älteren sauer, aber dann bauten sie aus Schneekugeln ein neues Bauwerk, bis der Onkel zeigte, wie man einen Iglu baut.

Danach erzählt die Autorin und Illustratorin weiter von den Schneeerlebnissen der Jungen, bis zum Heimkommen in die Wärme des Hauses.

So weit sieht dies wie eine ganz „normale“ nostalgische Bilderbuchgeschichte aus, doch die Bilder zeigen noch etwas anderes. Die Kinder wirken durch ihre Gesichtszeichnungen – längliche Augen, kleine Nasen – nicht europäisch, manche Illustrationen haben etwas vom Stil der Manga-Comics. So sehen auf einigen Seiten die Schneegebilde wie kleine Lebewesen aus, auf anderen wieder nicht.

Als die Brüder sauer auf die Kleinen sind, erscheinen sie als wütende, fauchende und ihre Krallen ausfahrende Eichhörnchen, die die kleinen Brüder, jetzt ebenfalls als Eichhörnchen, auf der nächsten Doppelseite jagen.

Bevor die KInder nach Hause kommen, gibt es noch einmal eine Doppelseite mit friedlichen Eichhörnchen, die vom ersten Satz des Textes her hier als Tiere sein könnten, durch die weiteren auf dieser Doppelseite aufgeschriebenen Erinnerungen aber auch schon wieder die Geschwister darstellen könnten.

Die meisten Illustrationen sind in Weiß – durch den Schnee – und verwaschenen Grau-Blau-Grün-Tönen gehalten und werden dann durch intensive „Farbkleckse“ wie z. B. die orangefarbenen Eichhörnchen oder die bunt angezogenen Kinder (und Erwachsenen) ergänzt. Nur die letzte Doppelseite, auf der der Heizungskeller mit aller Kleidung zum Trocknen dargestellt wird, fällt aus dieser Reihe heraus. Die einzelnen Details in den Bildern sind immer klar mit schwarzen Strichen umrissen.

So spielt das Buch mit Vertrautem und Unbekanntem, mit der Vorstellung, dass Kinder in einem anderen Land dieselben Erlebnisse mit Schnee haben wie wir hier, und auch mit Realität und Fantastik – eine ganz besondere Erzählweise in einem Bilderbuch.

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Veröffentlicht am 11.12.2024

Traumhaft schön!

Eine Nacht im Ozean
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Was geschieht nachts im, am und auf dem Ozean? Diese Ereignisse zeigt dieses wunderschöne Bilderbuch in beeindruckenden Bildern und kurzen Texten.

Auf Doppelseiten stellt die Autorin und Illustratorin ...

Was geschieht nachts im, am und auf dem Ozean? Diese Ereignisse zeigt dieses wunderschöne Bilderbuch in beeindruckenden Bildern und kurzen Texten.

Auf Doppelseiten stellt die Autorin und Illustratorin farbenstark und traumhaft schön das Leben der Tierwelt abends und in der Nacht am, über und im Ozean dar. Das ganze Buch erstrahlt im Licht der unter- oder aufgehenden Sonne in Gelb- und Orangetönen oder im Licht des Mondes in Weiß bis Dunkelblau. Dazu schreibt sie kurze Sachtexte über die jeweiligen Tiere, die zu sehen sind.

Das Buch ist kaum einem Genre zuzuordnen: Ist es ein Bilderbuch? Ein Sachbuch mit Bildern? Oder doch ein Kunstbuch mit Texten?

Die Lesenden können nicht nur die überwältigend schönen Bilder genießen, sondern sich auch noch Wissen über Meerestiere aneignen. Das geht vom Basstölpel über Lederschildkröten und Delfine bis hin zu den kleinsten Lebewesen, dem Plankton, das so viel Leben im Meer erst ermöglicht, und den größeren, wie dem Walhai, der sich vom Plankton ernährt.

Dazu erfahren die Lesenden auch noch etwas über Kuriositäten, wie die Blase des Papageienfisches, das Treiben der Blaupunktrochen, die Schnelligkeit der Fächerfische und die Fliegenden Fische.

Ein rundherum zu empfehlendes Buch zum Lesen, Lernen und Genießen! Unbedingt ansehen!

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Veröffentlicht am 10.12.2024

Traditionen über Traditionen

Immer wenn wir ...
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Jede Familie hat ihre Eigenheiten und ist individuell. In jeder gibt es Traditionen, die sich ganz speziell in ihr entwickelt haben. Davon erzählt dieses Buch. Die beiden Herausgeber*innen haben aufgeschrieben, ...

Jede Familie hat ihre Eigenheiten und ist individuell. In jeder gibt es Traditionen, die sich ganz speziell in ihr entwickelt haben. Davon erzählt dieses Buch. Die beiden Herausgeber*innen haben aufgeschrieben, was ihnen Kinder über ihre Familien erzählt haben.

Mit bunten, farbenfrohen in naiver Malerei gehaltenen Bildern begleitet die Illustratorin die Erzählungen der Kinder. Diese sind den vier Jahreszeiten zugeordnet, auch wenn sie teilweise nicht nur zu einer davon passen. Jede Jahreszeit beginnt mit einer Doppelseite auf der rechts z. B. „Frühling“ steht. Der Hintergrund ist hier in Grün gehalten, auf dem mehrere kleine Bilder Kinder und Erwachsene bei verschiedenen Tätigkeiten zeigen. Der Sommer hat den Hintergrund in Gelb und zeigt darauf andere Aktionen, der Herbst in Orange und der Winter in Blau.

Danach folgt dann schon der erste Bericht dieser Jahreszeit mit einer Doppelseite. Links ist jeweils eine etwas größere Überschrift (z. B. „Samstagsputz“ oder „Marktbesuch“), darunter folgt in relativ kleiner Schrift, im ersten Absatz dickgedruckt die Vorstellung des Kindes („Hallo, ich bin …“), dann die Beschreibung der besonderen Tradition. Am Ende des Textes ist das jeweilige Kind noch einmal mit einer Sprechblase aufgezeichnet. Dort „sagt“ das Kind, was ihm an dieser Aktion besonders gut gefällt.

Der rechte Teil der Doppelseite ist jedes Mal als großflächiges Bild angelegt. Dort sieht man dann das jeweilige Kind mit seinen Eltern und Geschwistern (oder auch Großeltern) bei der gelebten Tradition in Aktion.

Durch die ziemlich kleine Schrift eignet sich das Buch eher zum Vorlesen oder für schon geübte Leser. Günstig ist, dass man bei diesem Buch gut jede Doppelseite für sich lesen/nehmen kann, um darüber zu sprechen oder sie auf sich wirken zu lassen.

Das Buch schließt mit einer weiß unterlegten Seite mit mehreren kleinen Kinderbildern, die Kinder in Aktion zeigen, in der Mitte die Frage: „Und was macht ihr gern zusammen?“, denn es lohnt sich bestimmt für jede Familie über ihre Traditionen und die Freude, die sie bringen, einmal nachzudenken oder sich – durch dieses Buch inspiriert – neue auszudenken und anzueignen.

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Veröffentlicht am 02.12.2024

Wieder Hoffnung haben

Gute Gründe
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Yael hatte unfassbar viele Gründe, um einen Selbstmordversuch zu unternehmen: den Tod ihrer Eltern, ihre Depressionen, eine toxische Beziehung, u. v. m.

Doch nun soll sie mit Hilfe ihrer Schwester, deren ...

Yael hatte unfassbar viele Gründe, um einen Selbstmordversuch zu unternehmen: den Tod ihrer Eltern, ihre Depressionen, eine toxische Beziehung, u. v. m.

Doch nun soll sie mit Hilfe ihrer Schwester, deren Familie und ihrer Therapeutin genauso viele, besser noch: mehr Gründe finden, um zu leben.

Das gelingt ihr in diesem Jahr, durch das wir sie in diesem Roman begleiten, mal besser, mal schlechter, aber doch geht es stetig aufwärts.

Die Autorin schildert diese schwere Zeit ihrer Protagonistin, ihrer Angehörigen und Freunde mit viel Herzblut, Anteilnahme und feinem Humor, so dass den Lesenden trotz aller Schwere immer noch ein kleines Aufatmen und Hoffnungschöpfen bleibt.

In der Danksagung der Autorin am Ende des Buches erfährt man zwischen den Zeilen, dass sie selber etwas Ähnliches durchgemacht haben muss. Das ist der Geschichte beim Lesen die gesamte Zeit zu anzumerken, denn sie schildert alles sehr authentisch und – auch für Nicht-Betroffene – nachvollziehbar.

So geht man als Lesende mit Yael durch alle Höhen und Tiefen und leidet mit, auch mit ihrer Schwester, die sich einfach unfassbar viel Mühe mit ihr gibt.

Besonders beeindruckend ist auch das Frauenschwimmbad am/im Meer, dass es, wie die Autorin am Ende ihrer Danksagung schreibt, wirklich in Australien gibt.

Dieses Buch punktet vielleicht nicht mit dem, was allgemein so als „Spannung“ angesehen wird. Aber es punktet in seiner Schilderung einer psychischen Erkrankung mit seiner Authentizität, seinem Sich-Einfühlen, seinem Nahebringen, seinem feinen Humor und seinem Hoffnunggeben.

Und so ist es doch durch und durch spannend, weil man als Lesende mit Yael (und auch ihrer Schwester) mitgeht, mitfiebert und mithofft.

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Veröffentlicht am 29.11.2024

Die wunderbare Bergwelt in dunklen Zeiten

Über allen Bergen
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In ihrem Roman schreibt die Autorin über einen jüdischen Jungen, der im Januar 1943 aus Paris in die französischen Alpen in ein abgelegenes Bergdorf geschickt wird, um vor den Deutschen in Sicherheit gebracht ...

In ihrem Roman schreibt die Autorin über einen jüdischen Jungen, der im Januar 1943 aus Paris in die französischen Alpen in ein abgelegenes Bergdorf geschickt wird, um vor den Deutschen in Sicherheit gebracht zu werden, offiziell und unter falschem Namen wegen seines Asthmas.

Vadim oder Vincent, wie er jetzt heißt, erlebt seine Fahrt im Zug weg von seiner Mutter mit der ihn begleitenden Nonne und den darauffolgenden Aufstieg in die Berge wie im Traum. Alles hier ist weiß. Meterhoch stehen die Schneewände an den freigeräumten Wegen und Straßen. Und plötzlich kann er auch wieder atmen: Die kalte Luft kleidet seine Bronchen aus und lässt ihn uneingeschränkt atmen.

Von dem ersten Berg, den er bei klarem Wetter vor sich sieht, ist er überwältigt. Die ganze Landschaft bezaubert ihn. Alles erlebt er zum ersten Mal. Dieses Erleben beschreibt die Autorin so zartfühlend und eindringlich, dass sich die Lesenden ebenso in diesem eingeschneiten Bergdorf wiederfinden und es sich vor Augen malen können.

Der Winter dauert hier in den französischen Alpen nahe der Schweiz besonders lange und so kann Vincent voll in ihn und sein neues Leben ohne Eltern, aber mit Menschen, die ihn akzeptieren, mögen und versorgen, eintauchen und lernen, es zu lieben.

Der Frühling bringt neue Herausforderungen, Ansichten der Bergwelt und Bekanntschaften mit sich, ebenso der Sommer. Stets ist alles neu für Vincent und er erlebt viele erste Male und die Lesenden mit ihm. Auch seine einsetzende Pubertät und das erste Verliebtsein beschreibt die Autorin sehr feinfühlig.

Doch am Ende muss Vadim sehr schnell erwachsen werden.

Ein sehr feinfühlig geschriebenes auf Tatsachen beruhendes Buch, dass die Dunkelheit dieser Zeit nicht ausblendet, aber zeigt, wie Menschen Licht und Wärme hineingebracht haben, um ihr zu widerstehen und anderen zu helfen, und das alles aus der Sicht eines Heranwachsenden in seiner kleinen Welt. Ein Buch für schöne Lesestunden!

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