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Veröffentlicht am 05.03.2025

Nachts geht's los

Lottes erster Schultag
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Lotte kommt in die Schule, doch ihre Schulsachen entwickeln ein Eigenleben, die nur ihr Schmuseschwein stoppen kann, das eigentlich nicht mit zur Schule soll.

Das Bilderbuch beginnt mit einer alltäglichen ...

Lotte kommt in die Schule, doch ihre Schulsachen entwickeln ein Eigenleben, die nur ihr Schmuseschwein stoppen kann, das eigentlich nicht mit zur Schule soll.

Das Bilderbuch beginnt mit einer alltäglichen Einschulungsgeschichte. Ein Mädchen kann die Nacht vor seiner Einschulung nicht schlafen, während ihr Ranzen gepackt vor ihrem Bett steht. Die Mutter hat eine Liste ausgedruckt, dann wurden die Schulsachen eingekauft und Lotte hat auch schon mal die neuen Stifte ausprobiert.

Als sie nun endlich eingeschlafen ist, beginnen die Schulsachen lebendig zu werden, hüpfen aus dem Ranzen und machen Quatsch. Nur das tapfere Schmuseschwein bekommt das Malheur mit, besiegt alle Gegenstände, sperrt sie in den Ranzen und passt bis zum Morgen darauf auf, dass auch alle darin bleiben.

Der Text ist dabei auf jeder Doppelseite kleiner als das große Bild und in Reimen gehalten zu jeweils zehn Zeilen, wobei sich immer zwei aufeinanderfolgende reimen.

Die großen doppelseitigen, sehr plakativen Bilder zeigen stets noch mehr, als der Text erzählt und sind in kräftigen, bunten Farben gemalt. So können die Lesenden immer noch etwas mehr entdecken, als der Text aussagt. Alle gezeichneten Dinge sind mit klaren Konturen voneinander abgegrenzt. Mit den Proportionen und Perspektiven wird dabei bewusst gespielt, so dass ein wenig die Idee erzeugt wird, als hätte ein Kind hier gemalt.

Die Geschichte bringt nicht wirklich etwas Neues: Eine Einschulungsgeschichte, in der die Schulsachen lebendig werden, und ein tapferes Kuscheltier, das aushilft, und auch den Einstieg in die Schule erleichtert. Humor und Pep bringen jedoch die gereimten Texte mit sich.

Alles in allem: Ein lustiges Einschulungsbuch.

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Veröffentlicht am 26.02.2025

Kinderleben heute

9 kleine Menschen
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Neun kleine Menschen kommen am selben Tag zur Welt und sind doch alle unterschiedlich. Sie leben verschiedene Leben und dennoch auch miteinander.

Die Autorin schreibt auf jeder Doppelseite altersgerecht ...

Neun kleine Menschen kommen am selben Tag zur Welt und sind doch alle unterschiedlich. Sie leben verschiedene Leben und dennoch auch miteinander.

Die Autorin schreibt auf jeder Doppelseite altersgerecht jeweils nur einen prägnanten Satz, nur auf einer Doppelseite zwei. Dabei reimt sich ein Satz mit dem nächsten, so dass man diese auch als Gedicht hintereinander aufschreiben könnte. Dass das so gewollt ist, beschreibt die Schriftstellerin in ihrem Nachwort, in dem sie Bezug auf alte, ihre Kindheit begleitende Kinderreime nimmt, die bei ihr heute auch Unwohlsein auslösen.

Mit zauberhaften, in zarten, bunten Farben gehaltenen Bildern begleitet die Illustratorin die altersgerechten kurzen Sätze. Die Zeichnungen strahlen eine große Zärtlichkeit der erwachsenen Personen zu den Kindern, die mit großen Köpfen im Kindchenschema dargestellt wurden, aus. Es wird viel gekuschelt und gelächelt. So wirken auch die Kinder in ihrem jeweiligen Leben sehr glücklich und entspannt.

Das zieht sich wie der Grundtenor durch das ganze Buch: Wer geliebt wird und mit sich und seinem Leben und seinen Lieben zufrieden ist, ist glücklich.

Die Bilder sind unterschiedlich groß. Einmal ziehen sich über eine Doppelseite als großes Bild, einmal zeigen sie sich auf derselben Größe als Collage vieler kleiner Bilder, die ineinander übergehen oder auch durch Rahmung voneinander getrennt sind, aber auf allen Doppelseiten sind immer alle neun Kinder abgebildet.

Die neun Kinder sehen alle unterschiedlich aus, leben alle unterschiedliche Leben. Da sie aber seit ihrer gemeinsamen Geburt alle befreundet sind, leben sie und ihre Familien auch miteinander. So begleitet das Buch sie zusammen in ihren ersten Lebensjahren.

„“9 kleine Menschen“ ist eine Ode an eine Generation von Kindern, die bereits weiß, dass sie richtig ist genau so, wie sie ist, und an die Freundschaft, die sie verbindet.“ (Zitat aus dem Nachwort der Autorin)
Ein sehr empfehlenswertes Kinderbuch zum Thema Vielfalt!

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Veröffentlicht am 24.02.2025

Wie funktioniert Familie?

Die Garnett Girls
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Vor der Kulisse der traumhaften Isle of Wight schreibt die Autorin ihren Familienroman. Dieses Urlaubsgefühl wird noch durch das Cover mit dem Foto der drei jungen Frauen im Wasser, dem dies umrandendem ...

Vor der Kulisse der traumhaften Isle of Wight schreibt die Autorin ihren Familienroman. Dieses Urlaubsgefühl wird noch durch das Cover mit dem Foto der drei jungen Frauen im Wasser, dem dies umrandendem Gelb und dem Wellenmotiv der Buchdeckel sehr ansprechend unterstrichen.

Die Geschichte handelt von Margo, einer Mutter, und ihren drei Töchtern, Rachel, Imogen und Sasha, die der trinkende Vater, als Sasha noch ein Kleinkind und Rachel elf Jahre alt war, verlassen hat. Von diesem Ereignis hat sich keine von ihnen wieder ganz erholt, haben alle ein Trauma davongetragen. Die Mutter hatte danach ein Jahr lang Depressionen und die Kinder waren sich selbst überlassen, Tante und Freunde der Mutter versuchten helfend einzuspringen, Rachel trug sehr viel Last. Die Mädchen verarbeiten dies ihr Leben lang sehr unterschiedlich.

Da die Mutter herrisch und vehement verbietet und sich weigert über den fehlenden Vater zu sprechen, können die Erlebnisse auch nicht aufgearbeitet werden, bis am Ende der Knoten platzt.
Die Geschichte wird immer aus Sicht eines autoritären, allwissenden Erzählers geschrieben, wechselt aber die Perspektive zwischen den Frauen ab. Dadurch kam ich keiner der Figuren so richtig nahe. In die Mutter Margo konnte ich mich am wenigsten einfühlen, da sie mir sehr egozentrisch zu sein scheint und damit die Töchter unterdrückt. Auch die Nebenfiguren bleiben blass. Noch dazu hat die Erzählung ihre Längen. Margos Motive, nicht mit ihren Töchtern über den Vater zu reden, hätten vielleicht eher enthüllt werden müssen, um diesen entgegenzuwirken. Auch die Ich-Perspektive hätte dem vielleicht entgegengewirkt. Die Beweggründe der Töchter, ihr Leben so zu gestalten, wie es ist, konnte ich besser nachvollziehen.

Der Klappentext des Buches klang sehr interessant, aber die teils langatmige Erzählweise und die distanzierte Zeichnung der Figuren hat mich nicht vollständig gepackt.

Alles in allem ein leichtlesbarer, gut durchdachter Roman vor einer spektakulären Kulisse.

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Veröffentlicht am 12.02.2025

Kannst du das verstehen?

Unter Grund
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In ihrem Debütroman schreibt die Autorin über eine Jugend auf dem Dorf mit allen Schwierigkeiten, dem Zorn über Dinge, die man nicht ändern kann, und die eigene Familie, die man auch nicht ändern kann.

Franka, ...

In ihrem Debütroman schreibt die Autorin über eine Jugend auf dem Dorf mit allen Schwierigkeiten, dem Zorn über Dinge, die man nicht ändern kann, und die eigene Familie, die man auch nicht ändern kann.

Franka, Ende zwanzig, die mittlerweile als Referendarin in München arbeitet, besucht mit ihrer Klasse und ihrem Ausbildungslehrer die Abschlussplädoyers zum NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe am Oberlandesgericht München. Als ein Schüler die Anklagte „Nazischlampe“ nennt, brechen bei Franka alte, lange verschwiegene Erlebnisse ans Licht.

Kurz entschlossen packt sie ihre Sachen und fährt in ihr Heimatdorf, um sich diesen zu stellen, denn sie hat viel zu lange geschwiegen. In Rückblenden zwischen dem aktuellen Geschehen erfahren die Lesenden, dass Franka selbst für kurze Zeit zur rechten Szene ihres Dorfes gehört hat und was in dieser Zeit vorgefallen ist. In der Jetzt-Zeit erfährt sie, dass auch ihre Großmutter zu Hitlers Zeiten überzeugte Anhängerin des Nationalsozialismus war.

Endlich kann Franka diese Geschehnisse erneut durchdenken und bewerten und mit ihrer Tante und Mutter darüber sprechen, auch über die Reaktionen der beiden, als sie von Frankas Ausrichtung erfuhren.

Behutsam erzählt die Autorin von einer Jugend, die belastet war durch den frühen Tod des Vaters, das sich von der Mutter unverstanden und nicht-aufgefangen gefühlte Erleben des Kindes und der harten, von allen im Dorf als „Fuchsin“ gefürchteten Großmutter.

Franka durchlebt ihre Schulzeit als Außenseiterin, die sich bei Patrick und Janna aus der rechten Szene endlich angenommen fühlt, und bei ihren Aktionen erst merkt, wie viel unverarbeitete Wut auf das Leben in ihr steckt. Dabei erschrickt sie auch über sich selbst, über das, wozu sie fähig ist.
Am Ende kann Franka nach den Aussprachen mit ihrer Mutter und Tante wieder in ihr neues Leben in München zurückkehren und will ihr vorheriges Leben nicht länger verschweigen. Sie ist aus dem „Untergrund“ wieder aufgetaucht und sinkt mich mehr unter ihn.

Ein ernsthaftes, feinfühliges Buch zu einem aktuellen Thema – sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 03.02.2025

Starke Frauengestalt

Die Eigensinnige
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Inhalt:
In ihrem Roman „Die Eigensinnige“ erzählt die Autorin Lucca Müller frei über das Leben der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach, angefangen in ihrer Jugend 1847 auf dem Landgut ihrer Eltern ...

Inhalt:
In ihrem Roman „Die Eigensinnige“ erzählt die Autorin Lucca Müller frei über das Leben der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach, angefangen in ihrer Jugend 1847 auf dem Landgut ihrer Eltern in Zdislawitz im heutigen Tschechien bis ins Jahr 1884, diesmal mit ihrem Ehemann Moritz auf dem Gut in Zdislawitz, wo sie eine Schule planen, und der Kreis des Buches sich schließt. Im Nachwort ergänzt die Autorin noch Daten bis zu ihrer beider Tod.

Zum Buch:
Mitreißend beschreibt die Autorin das Leben ihrer Protagonistin, die mit „eigensinnig“ für die damalige Zeit sehr gut beschrieben wird. Schon früh weiß Marie, dass sie Schriftstellerin werden, auch wenn das noch in weiter, fast unerreichbarer Ferne liegt, und ihren weitaus älteren Cousin Moritz heiraten möchte, weil dieser ein fortschrittlicheres und verständnisvolleres Wesen an den Tag legt, als viele Männer ihrer Zeit, angefangen bei ihrem Vater.
So lehnt sich Marie gegen ihren Vater und ihre Stiefmutter und somit auch die Konventionen dieser Zeit, nämlich, was eine (adelige) Frau zu tun und zu lassen hat, mit mal mehr, mal weniger Erfolg auf. Ein Leben, das Marie nicht führen möchte, bekommt sie anhand des Lebens ihrer Stiefmutter oder ihrer Tante klar vor Augen geführt, einmal als Ehefrau und einmal als arme (geduldete) Witwe.
Auch ihr Ehemann bleibt ein Kind seiner Zeit. Zu ihrem Leidwesen bekommen sie keine Kinder und treffen auch beide falsche Entscheidungen, unter denen ihre Ehe zwischenzeitlich sehr leidet. Doch ihre Liebe überdauert auch diese und so finden sie wieder zusammen.
Interessant ist außerdem, dass auch andere Frauen in Maries Umgebung das Bedürfnis haben, mehr zu tun, als man ihnen zugesteht und erlaubt, mit denen sie sich anfreundet. So geben diese Gesellschaften in ihren Häusern, zu denen Wissenschaftler und Literaten eingeladen werden. Auf einer dieser Gesellschaften gründen fünf von ihnen einen Verein für Not leidende Frauen.

Fazit:
Die Autorin erhebt beim Erzählen ihrer Geschichte keinen Anspruch auf historische Wahrheit, sondern lässt ihren Roman nur auf dem Leben der Schriftstellerin basieren. Wer eine Biografie erwartet, wird also enttäuscht werden. Wer aber einen mitreißenden Roman mit einer starken Hauptfigur - in der historischen Zeit verankert - mit authentischen, lebendig ausgeführten Nebenfiguren lesen möchte, wird mit diesem Buch bestens bedient.

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