„Nicht die Bohne“ ist ein warmherziges und humorvolles Buch über das „Projekt“ Baby, das manchmal mit erschwerten Anfangsvoraussetzungen daherkommt.
Paula ist 32 und erfolgreiche Marketingmanagerin in einem mittelständischen Unternehmen. Alles läuft gut, bis sie ihren langjährigen Freund Olaf verlässt, weil dieser plötzlich Kinder will und sie so gar nicht, jetzt nicht und eigentlich nie. Ironie des Schicksals: wenige Tage nach Beendigung der Beziehung stellt Paula fest dass sie schwanger ist, von ebendiesem Olaf von dem sie sich aufgrund von dessen drängendem Kinderwunsch getrennt hat. Und jetzt? Zurück zu Olaf will sie nicht mehr, aber die „Bohne“, wie sie ihr zukünftiges Baby schnell nennt, wieder hergeben will sie auch nicht. Deshalb muss es weitergehen: ohne Mann, mit ungewolltem Baby und zunächst heimlich schwanger im herausfordernden Job. Gut dass Paula eine bereits Kindererfahrene Schwester Andrea, einen weniger steten, aber dafür oft vorhandenen (wenn in keiner Beziehung) Bruder Tom und zwei überaus bezaubernde Aussteiger-Öko-Eltern hat, die ihrer Tochter mit Bohne die volle Unterstützung zusichern. Und dann wären da noch die Freundinnen Jutta und Mara, die Paula durch ihre ganz eigenen Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Freundschaftsimpulsen bereichern. Bald wird noch eine ganz neue „Familie“ hinzukommen, denn als Paula durch die Umstände ihrer Schwangerschaft beginnt ihren Job zu vernachlässigen wird sie gekündigt und bewirbt sich neu – bei einer ökologischen Selbsterzeugergemeinschaft. Dass sie dort nicht nur einen tollen Arbeitsplatz mit familiärem Anschluss und warmherzige Unterstützer ihrer „schwierigen persönlichen Verhältnisse“, wie Paula es selbst nennt, findet, sondern auch einen tollen Mann, wird der weitere Verlauf der Handlung zeigen. Als dieser aber nicht so recht mitzieht versucht Paula seinem „Problem“ auf die Schliche zu kommen. Ihr Fazit: es interessiert sie „nicht die Bohne“ (naja, ein kleines bisschen vielleicht doch).
Das Buch ist wirklich wunderbar geschrieben, die Protagonistin ist sympathisch und auch sonst erzeugt die Handlung beim Lesen ein richtiges Wohlfühlerlebnis. Obwohl am Anfang alles mies ist und man Paula die „schwierigen persönlichen Verhältnisse“ wirklich abnimmt wendet sich nach und nach alles zum Guten und man hat am Ende das Gefühl dass sie ihre Situation um 100% verbessert hat und dass ihr nichts besseres als „die Bohne“ passieren konnte, denn ohne sie wäre alles anders gekommen. Ein Buch mit „Happy End“ also, soviel ahnt man und kann man wohl verraten. Paula wird von der absoluten Karrierefrau durch das „Projekt“ Bohne (dass sie es am Anfang so bezeichnet zeigt gut wie absolut verwoben sie mit ihrem Business-Kontext zunächst noch ist) zu einer Person, der ihr Beruf zwar nach wie vor wichtig, aber nicht mehr das zentrale Moment in ihrem Leben ist.
Das einzige, was ich wirklich nicht nachvollziehen kann und was mich etwas irritiert hat: warum wird in Kapitel 8 eine Figur eingeführt, die dann später in der Handlung überhaupt nicht mehr vorkommt? Hannes, die nette schwule Zufallsbekanntschaft aus dem Einkaufszentrum, mit der Paula am Ende des Kapitels sogar sämtliche Kontaktdaten austauscht und mit dem sie eine spontane Seelenverwandtschaft zu verbinden scheint. Wahrscheinlich wurde er nur eingeführt um die richtigen Worte zu sagen, wie es in dem Kapitel heißt, allerdings hätte das auch eine andere Figur übernehmen können. Ein wenig enttäuscht war ich schon dass er danach nicht mehr auftaucht. Er hätte doch wunderbar in Paulas Freundes- und Familienkreis gepasst.
Alles in allem: ein toller Frauenroman, der vielleicht hier und dort seine erzählerischen Prioritäten anders setzen könnte, aber das ist jetzt das berühmte Jammern auf höchstem Niveau.