Konnte mich doch noch packen
Diese Liebesgeschichte zwischen zwei schwulen 16jährigen Jungen wird aus der Perspektive von Randy/Del erzählt und spielt sich innerhalb weniger Wochen in einem queeren Sommercamp ab. Es gibt zwischendurch ...
Diese Liebesgeschichte zwischen zwei schwulen 16jährigen Jungen wird aus der Perspektive von Randy/Del erzählt und spielt sich innerhalb weniger Wochen in einem queeren Sommercamp ab. Es gibt zwischendurch einige Kapitel, in denen wir einen Rückblick auf Randys vergangene Jahre im Camp erhalten.
Randy trägt gerne ausgefallene, glitzernde Kleidung, Nagellack und Make-Up. Er mag es, beim jährlichen Musical des Camps mitzuwirken und dort schauspielern, singen und tanzen zu können. Sein langjähriger Schwarm Hudson steht allerdings auf maskuline Jungen und hat Randy daher noch nie einen zweiten Blick zugeworfen. Zwei Wochen lang gehen seine Beziehungen, dann wird der Partner abserviert und ein Neuer gefunden. Für dieses Jahr aber hat sich Randy vorgenommen, Hudson für sich zu gewinnen - und zwar dauerhaft, und nicht nur als kurze Affäre. Hierfür erfindet er sich neu. Randy hat abgenommen, Muskeln aufgebaut und sich die Haare geschnitten. Er nennt sich jetzt Del. Del trägt langweilige Kleidung und macht Sport. Aber das ist es ihm wert, um Hudsons Herz zu erobern - bis er nach und nach bemerkt, was er alles zu verlieren droht...
Ich mochte das Setting dieses Buches und die Nebencharaktere, insbesondere Mark und Brad haben es mir angetan. Die Beschreibungen des Camps, und wie jede*r dort willkommen ist und sich ausleben kann, das hat mir wahnsinnig gut gefallen und ein warmes Gefühl beim Lesen vermittelt. Insgesamt fand ich schön, dass diese Geschichte eher leicht und - trotz einiger ernster Szenen - sehr fröhlich und Mut machend ist. Ich würde zu gerne selbst mal Zeit in so einem Camp verbringen.
Allerdings muss ich gestehen, dass mich die erste Hälfte dieses Buches nicht so richtig packen konnte. Randy als Hauptcharakter war mir etwas zu naiv. Ich mochte es nicht, wie er nicht nur Hudson, sondern auch sich selbst belogen hat. Aufgrund seines Alters war sein Handeln für mich nachvollziehbar, aber dennoch konnte ich mich nicht so richtig in ihn einfühlen. Auch Hudson konnte ich lange Zeit nicht einschätzen, was dafür gesorgt hat, dass ich absichtlich immer auf emotionalem Abstand zu ihm geblieben bin.
Die Geschichte richtet sich an Jugendliche und vermittelt neben einem positiven Gefühl viele wichtige Werte und Denkanstöße. Ich war überrascht davon, welche tiefgreifenden Konflikte hier eröffnet wurden, hätte mir diesen Teil zum Ende hin aber noch ausführlicher gewünscht. Ich hatte den Eindruck, die Lösung wurde zu einfach erreicht.
Das Thema Sexualität nimmt hier viel Raum ein und wird für ein Jugendbuch auch sehr detailliert dargestellt. Das Ende der Geschichte ist einerseits in sich abgeschlossen und zufriedenstellend, andererseits lässt es einige Fragen offen und somit Raum für eine Fortsetzung.
Fazit:
Obwohl ich mit den beiden zentralen Figuren leider lange Zeit nicht warm wurde, hat mich das Buch gut unterhalten und insbesondere in der zweiten Hälfte der Geschichte aufgrund seiner tiefgreifenden Themen positiv überrascht. Ich vergebe empfehlenswerte 4,5 Sterne.