Versprechen der Nacht beinhaltet die Vorgeschichte zu Gideon und Savannah, die bereits in Band eins vereint auftraten. Schon seit geraumer Zeit begleiten diese beiden den Leser während der verschiedenen Geschichten um diverse Krieger und sind immer mit dabei, wenn es besonders haarig wird. Nun wird endlich die Geschichte bekannt, wie die junge Stammesgefährtin Savannah auf den Stamm im allgemeinen und auf Gideon im speziellen trifft. Es ist eine Geschichte eines Kriegers, der aufgrund des bösen auf der Welt niemals mit der Liebe gerechnet hätte und einer jungen Studentin, deren Leben über Nacht auf den Kopf gestellt wird.
So interessant Gideon dem Leser immer vorkommt und so stark und schön Savannah den Leser verzaubert, desto fader ist leider die gemeinsame Geschichte dieser beiden Charaktere. Natürlich weiß der Leser von Anfang an, dass es ein Happy End geben wird und natürlich sind einige Eckpunkte bereits bekannt, doch die ganze Geschichte ist weniger spannend als erwartet. Es ist eher ein kurzes Intermezzo mit einem Feind, der weder genügend angsteinflößend ist, noch anderweitig mit intelligenten Manövern zu punkten weiß. Selbst das Knistern zwischen Gideon und Savannah ist weniger spektakulär als erwartet und die beiden verlieben sich quasi auf den ersten Blick - wobei immer noch die Frage bleibt: Wieso eigentlich? Zack. Bumm. Verliebt. Sie kennen einander nicht oder kaum und schon ist von tief empfundener Liebe die rede. Sehr schade. Auch der Überraschungseffekt kommt in der Geschichte an allen Enden zu kurz. Es ist vorhersehbar (abgesehen davon, dass wir ja wissen wie es ausgeht) und bringt ein Gefühl der Erleichterung mit sich, wenn es endlich zu Ende ist.
Alles in allem betrachtet ist das Zusammenkommen unserer beiden Helden eher ernüchternd. So wundervolle Geschichten Lara Adrian ansonsten schreibt, dies hier ist keine ihrer Glanzleistungen. Positiv wirkt sich allerdings aus, dass die Geschichte zu jeder Zeit gelesen werden kann und keinen Wissensstand irgendeines Bandes voraussetzt.
Des weiteren ist die postapokalyptische Kurzgeschichte Nightdrake enthalten, in der Lara Adrian zeigt, welche Ideen in ihre schlummern. Es geht um den Gestaltenwandler Drakor und die junge Nisha, die für Geld so gut wie alles liefert, was ihr Kunde verlangt. Doch bei einem lukrativen Job wird sie mit ihrem Gewissen und einem ungewöhlichen Mann konfrontiert und alles gerät außer Kontrolle. Dass die gesamte Geschichte sehr rasant verläuft ist bei der Kürze durchaus nachzuvollziehen. Obwohl hier sicherlich das Potential zu einem ausführlichen Roman steckt und doch kommt auch hier die Liebe hals über Kopf, überraschend und kaum nachzuvollziehen. Muss bei Lust wirklich gleich die Rede von Liebe sein? Lässt sich das eine so schlecht von dem anderen differenzieren? Dennoch steckt hier ein gewisser Unterhaltungswert dabei. Der wunderschöne Mann mit dem schwarzen, blau schimmernden Haar hat auf jeden Fall Eindruck hinterlassen.
Insgesamt ist Versprechen der Nacht eher mittelmäßig und kenner der Autorin wissen, dass sie es durchaus besser kann. Vielleicht liegt es daraj, dass es sich hierbei um Kurzgeschichten handelt, doch mich konnten beide Geschichten nicht sonderlich überzeugen. Für den Versuch einer spannenden Geschichte über Gideon und Savannah und der wundervollen Idee in Nightdrake gibt es also von mir nur eine schwache Bewertung.
2,5/5 Sternen