Ehrlich, offen, Identitätssuche
m⃠y⃠ b⃠o⃠d⃠y⃠ i⃠s⃠ a⃠ c⃠a⃠g⃠e⃠
Der preisgekrönten Autorin gelingt es auf nur170 Seiten, eine unglaublich tiefe Sogwirkung zu entfalten und bis ins tiefste Innere zu erschüttern. Obwohl es primär um Anorexie ...
m⃠y⃠ b⃠o⃠d⃠y⃠ i⃠s⃠ a⃠ c⃠a⃠g⃠e⃠
Der preisgekrönten Autorin gelingt es auf nur170 Seiten, eine unglaublich tiefe Sogwirkung zu entfalten und bis ins tiefste Innere zu erschüttern. Obwohl es primär um Anorexie geht, schwingen viele andere relevante Themen mit: eine sensible Schwesterbeziehung, wobei Malina so sehr zu ihrer älteren, kranken Schwester aufsieht und gleichzeitig versucht, aus ihrem Schatten zu treten, dass es einem wieder und wieder das Herz bricht.
Lucinda mag nach außen eigensinnig, egozentrisch und ein kleines bisschen verrückt erscheinen. Eigentlich versucht sie aber einfach nur, so sehr sie selbst zu sein in einer Welt, die ihr eine bestimmte, passive Frauenrolle aufdrücken will, dass ihr Eskapismus absolut nachvollziehbar ist. Die einzige Macht, die ihr zuteil wird, ist die gegenüber unerfahrenen jungen Männern, bis sich auch hier eine Tragödie anbahnt, mit der ich so nie gerechnet habe.
Der Roman ist einfühlsam, emotional, deep, fast poetisch geschrieben, gleichzeitig schonungslos ehrlich und authentisch.
Ich bin mir nicht sicher, ob das Ende als Metapher zu verstehen ist, beide Varianten hätten mich sprachlos zurückgelassen.
Besonders gefallen hat mir, dass weder eine Lovestory noch die Krankheit beim Lesen vollends im Fokus stehen, sondern die Individualität und der Alltag der beiden Schwestern, eigentlich die Identitätsfrage und -suche heranwachsender junger Frauen, sodass man erst im Laufe des Plots merkt, wie übel es eigentlich um Lucinda steht.
Insgesamt hat mir der kurze Roman unglaublich gut gefallen und wird sicher noch einige Zeit nachwirken. Die Literaturpreise finde ich absolut gerechtfertigt, es ist literarisch absolut hochwertig gemacht. 5 ⭐