Unscheinbar = Schuldig?
Der kleine Herr Bert ist stets freundlich und bemüht, leider wird er jedoch immer übersehen. Selbst mit seinem neuen bunten Anzug, von dem er sich so viel versprochen habt, wird er nicht wahrgenommen. ...
Der kleine Herr Bert ist stets freundlich und bemüht, leider wird er jedoch immer übersehen. Selbst mit seinem neuen bunten Anzug, von dem er sich so viel versprochen habt, wird er nicht wahrgenommen. So wird natürlich auch sein Dackel Alfonso übersehen und der Kellner im Café stolpert über ihn. Das darauffolgende Chaos nutzt ein geschickter Dieb, um sich an den Gästen zu bereichern. Als das Fehlen der Gegenstände auffällt, erinnern sich plötzlich alle an Herrn Bert und seinen Dackel und beschreiben ihn der Polizei. Nun wurde er endlich wahrgenommen, aber so hatte er es sich nicht erhofft. Als er es mitbekommt, beschließt er mit Alfonso nach Spuren zu suchen und den Dieb zu überführen!
Was für ein Drama, so ein freundlicher kleiner Kerl und dennoch nimmt ihn niemand wahr! So findet man natürlich auch keine Freunde; wie gut dass er Dackel Alfonso hat! Die Illustrationen zeigen ganz wundervoll Herrn Bert, in seinem bunt karierten Mantel, der geradezu mit den gleichfarbigen Tischdecken und Obstkisten zu verschmelzen scheint. Das sieht sehr lustig aus, ist aber auch ein bisschen traurig. Herr Bert ist ja sehr freundlich und würde sich daher auch sehr darüber freuen, wenn andere auch freundlich zu ihm wären. Doch wie soll das gehen, wenn ihn niemand bemerkt?! Zum Glück hat er ja wenigstens seinen treuen Dackel, der auch keinen Mantel braucht. Aber auch ihn übersieht der Kellner in seinem Eifer. Leider geht das nicht Herrn Bert alleine so. Daher macht dieses Buch schon junge Leser und Betrachter nachdenklich, ob wir nicht alle mal besser hinschauen sollten, damit keiner alleine ist. Noch schlimmer ist es allerdings, wenn auf einmal diejenigen zu Unrecht verdächtigt werden, die bislang alle ignoriert haben! Oft geht es Außenseitern genau so, das können Fremde sein oder Obdachlose. Man schaut an ihnen vorbei oder durch sie hinweg, doch sobald man einen Sündenbock für etwas sucht, dann werden sie plötzlich sichtbar und beschuldigt. Das wird nicht so benannt, aber wenn man beim Lesen darüber spricht, fallen einem plötzlich ganz viele Beispiele ein, bei denen es in unserer Gesellschaft genauso läuft! Herr Bert und Alfonso wehren sich aber und suchen den wahren Täter! Da es ja ein Buch für Kinder ist, ist es es nicht nur farbenfroh, sondern es geht auch alles gut aus!
Die Texte sind sehr kurz und daher auch schon für Leseanfänger ab 6 Jahren geeignet. Kindergartenkinder werden nicht oft die Parallelen zu anderen Aussenseitern herstellen. Für sie
lohnt sich dieses Geschichte aber dennoch, als spannendes Detektivabenteuer für die Kleinen! Mit dem hohen, fröhlichen Bildanteil und dem wirklich kurzen Text, können auch Kindergartenkinder Herrn Berts Abenteuer folgen und sich mit ihm, über den glücklichen Ausgang freuen. Die Sprache ist für Kinder gut verständlich und auch die Thematik, das Übersehen werden, die falsche Verdächtigung und die Empörung der Bestohlenen, können Kinder schon gut nach vollziehen. Abstraktere Überlegungen wie oben ausgeführt, sind dann aber doch eher von Schulkindern zu erwarten.
Die Illustrationen von Laura D'Aracangelo sind sehr ausdrucksstark, mit großen, verwunderten Augen und bunten Karos, die zu flirren scheinen! Die Emotionen lassen sich ganz deutlich aus den Gesichtern ablesen. So mischt sich auch etwas Witz in das aufregende Abenteuer. Die Spannung entspricht dem Zielgruppenalter, da müssen sich Eltern keine Sorgen machen.
Ein schönes Bilderbuch zu einem wichtigen Thema, das so leider viel zu selten Beachtung findet, ganz wie Herr Bert zu Beginn!