Die New Yorkerin Julia Conley erbt ungeahnt ein Haus in der Nähe von London von ihrer verstorbenen Tante. Sie ahnt nicht, was sich dort für ein Schatz versteckt. Julia, die England im Alter von sechs Jahren verlassen hat, macht sich schließlich auf den Weg dorthin. Dort führt sie der Fund eines präraffaelitischen Gemäldes nicht nur in die Vergangenheit ihrer Urahnin Imogen, sondern sie erinnert sich auch an ihre eigene Kindheit…
Lauren Willig hat einen sehr angenehmen Schreibstil. In ihrer Geschichte entführt sie uns nach Herne Hill in der Nähe von London. Die Handlung selbst findet auf zwei Ebenen statt. Zum einen erleben wir die Geschichte von Julia, die in der Gegenwart stattfindet, aber wir erleben auch die Vergangenheit durch Imogen.
Stilistisch ist Willigs Werk top. Ich hatte jedes Mal das Gefühl, dass ich tatsächlich ins 19. Jahrhundert abtauche, wenn sich die Geschichte um Imogen drehte, aber auch wieder zurück in die Gegenwart zurückzukommen, wenn das Hauptaugenmerk der Geschichte wieder zurück zu Julia schwenkte. Die beiden Hauptcharaktere, Julia und Imogen, sind wunderbar gelungen. So lernen wir sie im Laufe des Romans immer mehr kennen, erfahren etwas über ihre Vergangenheit, ihre Ängste und über ihre Gefühle. Wir erfahren, wie sich Julia in Nick verliebt und wie sich die tragische Liebe zwischen Imogen und Gavin entwickelt.
So detailreich die beiden Protagonisten auch sind, so wurde aber teilweise mit Details an den Nebenfiguren gespart. Abgesehen von den beiden Geliebten unserer Protagonistinnen, wirken die meisten Nebenfiguren recht blass. So erscheint Imogens Ehemann Arthur ziemlich farblos im Vergleich zu den anderen Figuren und er bleibt der große Unbekannte, was meiner Meinung nach aber auch einen Aspekt ihrer Ehe widerspiegelt.
Für mich war der Ausgang der Geschichte allerdings keine Überraschung, denn für mich war es von Beginn des Buches klar, dass es auf dieses Ende hinauslaufen würde. Für mich war aber das „wie“ der Geschichte entscheidend. So fand ich es spannend zu erfahren, wie sich die Geschichte entwickelt.
Trotz allem hat die Geschichte ein offenes Ende. Mich hat das aber weniger gestört. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Es gibt aber genügend Hinweise, womit ich diese Fragen für mich beantworten konnte. Ob meine Antworten nun stimmen oder nicht, es ist meiner Fantasie überlassen und eine Aufklärung hätte die Geschichte meiner Meinung nach nur unnötig in die Länge gezogen, vermutlich auch kaputtgemacht, wenn es dann doch nicht meiner Vorstellung entsprochen hätte. So jedoch war das Ende für mich aber passend.
Im Großen und Ganzen ein gelungenes Werk, das mich fesseln konnte. Es weist sicher einige Schwächen auf, die mich aber nicht weiter störten. Wen also ein offenes Ende nicht stört und wer auch keine Probleme damit hat, den Ausgang der Geschichte zu erahnen, aber mehr an dem „wie“ interessiert ist, demjenigen kann ich diesen Roman nur empfehlen.