Absolut berührende Lebensgeschichte einer Sklavin
Ich habe das Buch schon vor Längerem beendet und doch schwirrt es mir noch oft im Kopf herum. Schon nach wenigen Seiten war mir klar, dass ich ein mögliches Jahreshighlight in meinen Händen halte und das ...
Ich habe das Buch schon vor Längerem beendet und doch schwirrt es mir noch oft im Kopf herum. Schon nach wenigen Seiten war mir klar, dass ich ein mögliches Jahreshighlight in meinen Händen halte und das denke ich jetzt, nach Beendigung des Buches umso mehr.
Über den Zeitraum eines ganzen Lebens beschreibt es Aminatas Lebens- und auch Leidensweg. So oft habe ich beim Lesen den Kopf geschüttelt über die Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft der Menschen im Allgemeinen, über Aminatas Leben im Besonderen - denn immer wenn ich dachte: schlimmer kann es nicht kommen, wurde es doch noch schlimmer. Aber trotz allem hat sich die Protagonistin nie unterkriegen lassen, hat teilweise Zeit gebraucht, um sich von den Schicksalsschlägen zu erholen, ist aber immer wieder aufgestanden und hat am Ende gesiegt. Natürlich ist dieses Leben über das wir hier lesen nur fiktiv, dennoch bin ich mir sicher, dass es nicht weit von der Wahrheit entfernt ist.
Aminata schreibt dieses Buch selbst - es handelt sich sozusagen um ihre Memoiren die sie während ihrer letzten Jahre in London verfasst, und daher wird alles subjektiv betrachtet, jedoch schafft sie es, ihr Leben nicht einseitig und auch nicht anklagend zu beschreiben, sondern versucht auch immer wieder, die Menschen um sie herum zu beleuchten und zu verstehen. Die Erzählung ändert sich auch mit Aminatas Alter - als sie entführt wird ist sie 11 Jahre alt und genauso kindlich ist eben auch die Erzählung und je älter sie wird, desto weniger naiv und zusammenhängender wird es. Durch glückliche Umstände lernt Aminata das Lesen und Schreiben und somit auch eine gebildete Sprache. Dadurch öffnet sich ihr so manche Tür und sie kann vielen ihrer Leidensgenossen dadurch helfen oder Vorteile verschaffen. Allerdings verlassen sich eben deshalb auch viele auf sie und sie muss viel Verantwortung für teils fremde Menschen tragen.
In all den Wirren schafft sie es sogar, eine Familie zu gründen, hierzu kann ich jedoch mehr nicht sagen.
Das Ende ist eventuell ein wenig dick aufgetragen, aber mal ehrlich, nach dem was diese Dame alles durchgemacht hat, hat sie es genau so verdient.
Diese Geschichte zieht einen in seinen Bann durch die schlichte und ergreifende Wahrheit die sie erzählt und hinterlässt einen mit Traurigkeit, Wut aber auch Hoffnung. Es geht hier nur um das Leben einer einzelnen Sklavin, aber dennoch steht es gleichermaßen für all die Sklaven, die es tatsächlich gegeben hat. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, glaube aber, dass dieser Roman sehr gut recherchiert ist. Der Fokus liegt nicht darauf, Brutalitäten und Blut vergießen genau zu beschreiben, das hat dieses Buch nicht nötig. Das Grauen befindet sich auch so schon auf jeder einzelnen Seite. Für mich war es ein Wow-Buch, das ich so schnell nicht vergessen werde und ganz sicher nochmals lesen werde.