Starker Anfang, der zum Ende aber an Nachvollziehbarkeit und Tiefe verliert
Helene ist zum Teil Jüdin und so bringen ihre Eltern sie 1942 in die Schweiz. Danach sind die beiden spurlos verschwunden und Helene wächst bei einer Pflegefamilie auf. Als erfolgreiche Opernsängerin kehrt ...
Helene ist zum Teil Jüdin und so bringen ihre Eltern sie 1942 in die Schweiz. Danach sind die beiden spurlos verschwunden und Helene wächst bei einer Pflegefamilie auf. Als erfolgreiche Opernsängerin kehrt sie dann zurück nach Deutschland und lernt dort ihren späteren Ehemann Paul Schwartz kennen. Damals hätte noch keiner geahnt wie sehr die Geschichten ihrer Eltern miteinander verwoben sind. Als die Geheimnisse ans Licht kommen ändert sich so einiges und auch der gemeinsame Sohn Wolfgang bleibt davon nicht unbetroffen. Können hier Brücken zwischen den vielen Gegensätzen gebaut werden?
Das Buch ist auf jeden Fall keine leichte Kost, aber das hatte ich bei dem Klappentext auch nicht erwartet. Vor allem die ersten Abschnitte zeigen deutlich die Grausamkeiten des Krieges mit all seinen Begleiterscheinungen auf. Die Autorin schafft es aber mit ihrem angenehmen Schreibstil, dass man auch diese traurigen und emotionalen Abschnitte gerne liest. Man fühlt mit den einzelnen Charakteren mit und erlebt selbst beim Lesen die unterschiedlichsten Emotionen. Leider hat sich das im zweiten Teil für mich deutlich geändert. Wo vorher noch Hoffnung da war, scheint jetzt jeder Hoffnungsfunke verloren zu sein und eine gewisse Unzufriedenheit steht allem voran. Irgendwie habe ich da teilweise den Bezug zu den Charakteren und ihren Geschichten verloren. Plötzlich scheint die Sexualität der Schlüssel zu allem zu sein. Für mich persönlich war hier vieles einfach überhaupt nicht mehr nachvollziehbar und auch von den gebauten Brücken konnte ich nicht wirklich viel spüren. Auch wirken einige „Zufälle“ auf mich einfach zu sehr konstruiert. Schade, denn der Anfang war zwar traurig, aber für mich trotzdem stimmig und auch gut geschrieben.
Das Buch regt auf jeden Fall zum Nachdenken an und gerade die erste Hälfte zeigt einem was die Schrecken der Kriegszeit mit den Menschen gemacht haben. Leider lässt die Geschichte für mich im zweiten Teil stark nach und vieles wirkt nicht mehr nachvollziehbar. Für die Grundidee und den gelungenen ersten Teil, würde ich aber trotzdem 3 Sterne vergeben.