Wenn der König fällt, fallen wir alle.
"Diese Welt ist ein Gefängnis ohne Hoffnung ... Jemand muss die Mauern einreißen."
"Ophelia Scale - Die Welt wird brennen" ist der Auftakt einer dystopischen Trilogie und gleichzeitig das Debut der deutschen ...
"Diese Welt ist ein Gefängnis ohne Hoffnung ... Jemand muss die Mauern einreißen."
"Ophelia Scale - Die Welt wird brennen" ist der Auftakt einer dystopischen Trilogie und gleichzeitig das Debut der deutschen Autorin Lena Kiefer. Am Talent der Autorin bleibt kein Zweifel offen und die Geschichte ist einzigartig und bietet sehr viel Potential, mit der Protagonistin hatte ich aber so meine Probleme.
Inhalt: Ophelia lebt in einer Welt, in der die digitale Technik von einem Tag auf den anderen strengstens verboten wurde. Schuld daran ist der König, der diktatorisch jeden digitalen Fortschritt strengstens verfolgt. Verbittert schließt sich Ophelia dem Wiederstand an und als eine Auswahl zur Leibgarde der Monarchie ausgerufen wird, wittert sie ihre Chance dem König und der Tyrannei ein Ende zu setzen. Doch als sie den jungen und geheimnisvollen Lucien kennenlernt, scheint sich ihre ganze Welt und ihre Ansichten auf den Kopf zu stellen und sie muss sich Fragen welche Seite eigentlich im Recht ist.
Cover: Das Cover des Buches ist leider gar nicht ansprechend auf mich. Das Gesicht der jungen Frau wirkt unscheinbar und das Gesamtbild ist in meinen Augen nichtssagend. Das einzige spezielle Detail sind die Wolkenkratzer über dem Schriftzug, ansonsten könnte es das Cover jedes x-beliebigen Jugendbuches sein. Die Bearbeitung des Covers dieser Dystopie hätte mehr Aufmerksamkeit verdient, um genauso herauszustechen wie die einzigartige Geschichte, die sich dahinter verbirgt.
Meine Meinung: Der Schreibstil der Autorin ist wahnsinnig gut und da es sich hierbei um ihr Debüt handelt, kann man sofort das Talent von Lena Kiefer erkennen. Die Geschichte ist spannend, ideenreich, emotionsvoll und voller Gefühl. Die Seiten fliegen nur so dahin und es wird nie langweilig. Einige Plotttwists drehen die Story immer wieder in eine andere Richtung und als LeserIn steht man immer wieder vor der Frage, wer oder was nun eigentlich die "richtige" Seite ist? Die Autorin hat sehr gut dargestellt, dass es immer, auch in einem Krieg, zwei Seiten gibt, die beide glauben im Recht zu sein und das es eigentlich keine gute und schlechte Seite gibt. Jeder kämpft für seine Sache und Licht existiert nur mit Dunkelheit.
Die Idee hinter der Story ist neu und ich habe noch nichts vergleichbares gelesen. Der König des zukünftigen Europas hat die digitale Technik eingedämmt und strengstens verboten. Die Bevölkerung hat sich aber nicht, wie vermutet, rückschrittlich ins Mittelalter zurück katapultiert, sondern lebt zivilisiert und eigentlich recht zufrieden zusammen. Da sich aber vor allem die jugendliche Generation sehr stark von der modernen Technik abhängig gemacht hat, gibt es so einige Probleme als plötzlich nicht nur alle Bildschirme schwarz wurden, sondern auch im Körper eingebaute Hilfsmittel, wie z.B. für besseres Sehen oder zielstrebigeres Denken, zerstört wurden. Man kann sich vorstellen welch ein Chaos in so einer Situation ausbrechen sollte. Arbeitslosigkeit, Krankheiten und Hilflosigkeit waren die Folgen, welche von der dortigen Regierung aber sofort im Keim erstickt und gar nicht so schlecht gelöst wurden. Armut und Arbeitslosigkeit sinken auf ein Minimum und jeder muss seinen Beitrag leisten um in der Gemeinschaft einen Platz zu haben. An und für sich kein schlechtes System, das funktioniert, wäre da nicht die diktatorische Politik.
Wir verfolgen die Geschichte aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Ophelia Scale, der ich leider nicht so viel abgewinnen konnte. Ophelia ist stur, zickig, glaubt alles besser zu wissen und hat keine eigene Meinung. Bereits zu Beginn war sie mir mit ihren engstirnigen und zum Teil gemeinen Ansichten total unsympathisch. Sie hält sich für was Besseres als ihre Stiefmutter, weil diese sich gut in die neue Gesellschaft eingewöhnt hat und einen ökologischen Beitrag leisten will. Menschen, die auf die Natur und den Ackerbau, anstatt moderner Technik, setzen, werden von ihr belächelt und synthetische Lebensmittel sind ihr lieber als eine reife Tomate. Ophelia hält stur an ihren Ansichten fest, die in meinen Augen zum Teil lächerlich sind, und rebelliert still und heimlich in einer Widerstandsbewegung. Zuerst lässt sie sich nichts sagen, außer dieser jemand ist wichtig, dann ändert sie plötzlich ihre Meinung von 0 auf 100, bevor sie nach einem Rückschlag wieder engstirnig herumschmollt. Die Makel ihres Charakters macht sie zwar mit Mut und Entschlossenheit wieder weg, genervt hat sie mich aber dennoch oft. Ich weiß auch nicht ... Ophelia war einfach nicht mein Liebling und ich werde mich wohl niemals mit ihrem wankelmütigen und naiven Charakter identifizieren können. Dennoch habe ich die Geschichte aus ihrer Sicht sehr gerne verfolgt, wer weiß also, was die Fortsetzungen noch bringen werden und ob ihr Charakter nicht doch noch eine positive Entwicklung haben wird. Immerhin ist sie noch ein Teenager, der aus ihren Fehlern lernen kann.
Die eingebaute Liebesgeschichte ging mir persönlich etwas zu schnell, war aber sehr gefühlvoll und voll tiefer Emotionen. Der erste Kuss ging so schnell, dass ich wirklich gar nicht damit gerechnet habe und Schwupps-die-Wupps ... landeten die Beiden auch schon im Bett. Einerseits sehr erfrischend, weil es kein ewiges Hin und Her gab, andererseits aber doch etwas verwunderlich. Dabei bleibt es aber jugendfrei, detaillierte Sexszenen gibt es keine. Obwohl die Lovestory mich nicht ganz abgeholt hat und ich mich gerne mehr in Lucien verliebt hätte, hat mein Herz doch tiefe Emotionen erfahren und ich habe sehr mit den Charakteren mitgelitten.
Die Story der Geschichte lässt sich in zwei Teilen aufspalten. Zu Beginn lernen wir die dystopische Welt kennen und bekommen einen sehr überschaubaren und umfangreichen Einblick in diese futuristische Welt. Maia nimmt an einem Auswahlverfahren teil, der aber trotz den Wettkämpfen noch zum Einblick in die Geschichte dient und recht schnell abgehandelt wird. Danach kommt der größere Teil, der sich in der Hauptstadt des Königreichs, im Herzen der Monarchie, abspielt. Und ab diesem Moment wird es richtig spannend und auch geheimnisvoll. Mir hat die dystopische Welt, die politischen Ansichten und der Einbau von Geheimdiensten sehr gut gefallen. Zwischen all den Dystopien bietet Lena Kiefer Abwechslung und bereitet einige spannende Lesestunden.
Wie bereits erwähnt bietet die Handlung einige Plotttwists, aber auch einen gemeinen Cliffhänger. Das Ende spaltet einen das Herz und hat mich sehr betrübt zurück gelassen, hinterlässt aber auch Vorfreude auf die Fortsetzung. Man sollte Teil 2 also unbedingt gleicht zur Hand haben. 😉
Ich kann diese Reihe, trotz der gewöhnungsbedürftigen Protagonistin, wirklich empfehlen. "Ophelia Scale" sticht bei all den Jugend-Dystopien mit der einzigartigen und wendungsreichen Handlung heraus. Es gab zwar einige Makel, die mir unlogisch erschienen, über die konnte ich aber getrost hinwegsehen und ich war an den Seiten gefesselt. Ein tolles Buch für einige atemberaubende Lesestunden.