Zwei Schwestern kämpfen um ihre Bäckerei
München, 1948: Die beiden Simmerl-Schwestern Anita und Emmi stehen nach dem Zweiten Weltkrieg nun vor den Trümmern ihrer Existenz. Denn das Wohnhaus, indem auch die Wurzeln ihrer Bäckerei lagen, wurde ...
München, 1948: Die beiden Simmerl-Schwestern Anita und Emmi stehen nach dem Zweiten Weltkrieg nun vor den Trümmern ihrer Existenz. Denn das Wohnhaus, indem auch die Wurzeln ihrer Bäckerei lagen, wurde bis auf das Ladengeschäft selbst zerstört. Um sich weiterhin über Wasser zu halten, betreiben sie nun einen Ramschladen, hoffen aber immer darauf, irgendwann ihre Bäckerei wiedereröffnen zu können. Da Anitas Mann Theo bereits im Krieg gefallen ist und Emmis Mann sich in Russland in Kriegsgefangenschaft befindet, kämpfen die beiden Schwestern allein. Einen Lichtblick stellt daher auch Roberts Werben um Anita dar, der sehr höflich und liebenswürdig scheint und außerdem die nötigen finanziellen Mittel für einen Wiederaufbau der Bäckerei und der zugehörigen Backfabrik hat. Schließlich willigt Anita in die Heirat ein und schnell bemerkt sie die dunklen Charakterzüge Roberts, die immer nach dem Genuss von Alkohol auftauchen und seine Hand gegen Anita erheben lassen. Die Schwestern sind verzweifelt, denn eine Scheidung kommt nicht in Frage, ohne die gesamte Bäckerei zu verlieren. Doch wie soll sich die Zukunft entwickeln?
Lena Pauli beginnt den Roman ohne große Einführung in die Familie, sodass sich der Leser direkt mitten in der Handlung wiederfindet. Ihre Protagonistinnen Anita und Emmi sind starke Frauen, die aufgrund des Krieges dazu gezwungen sind, einen Neuanfang zu wagen und bereit sind, hart dafür zu arbeiten. Auch Franzi, die Angestellte und gleichzeitig mütterliche Freundin der Beiden, ist sehr sympathisch und muss von den Lesern für ihre direkte und dennoch einfühlsame Art einfach gemocht werden. Während Robert den Frauen eher Probleme bereitet und nach der ersten Zeit kaum mehr der Ritter in der glänzenden Rüstung ist, wie er anfangs zu sein schien, ist er doch wichtig für die Firma und sorgt für so manchen schwierigen Moment.
Dieser Roman hat mir von der ersten Seite an gefallen und ich war sofort mitgerissen vom Schicksal der Frauen, deren Lebens- und Firmengeschichte zum Teil auf wahren Begebenheiten beruht. Da sich der Schreibstil der Autorin sehr flüssig liest, sind die Seiten nur so dahingeflogen. Besonders gut hat mir auch gefallen, dass jedes Kapitel mit einer Zeitangabe versehen ist, sodass eine zeitliche Orientierung durchgehend gegeben ist. Natürlich habe ich auch die Simmerl-Semmeln nach dem Rezept am Ende des Buches ausprobiert und war sehr positiv überrascht, denn obwohl mir das Aussehen noch nicht so gut gefallen hat, waren sie geschmacklich richtig gut. Somit ein empfehlenswerter historischer Roman!