Eine unglaubliche Reise!
Der Plan von Ulli und Lena: Mit dem Land Rover ein halbes Jahr lang von Hamburg aus bis nach Südafrika zu fahren, dabei endlich mal zur Ruhe zu kommen und vom stressigen (Arbeits-) Alltag Abstand zu gewinnen. ...
Der Plan von Ulli und Lena: Mit dem Land Rover ein halbes Jahr lang von Hamburg aus bis nach Südafrika zu fahren, dabei endlich mal zur Ruhe zu kommen und vom stressigen (Arbeits-) Alltag Abstand zu gewinnen. Tatsächlich erreicht das Paar Südafrika nicht – obwohl es zwei Jahre lang unterwegs ist. Auf der Reise machen die beiden beeindruckende Bekanntschaften, geraten in gefährliche Situationen, wachsen über sich hinaus und finden zu sich selbst. Dabei verläuft bei weitem nicht alles harmonisch, da sich Lena mit ihrer „es wird schon alles gut gehen“-Einstellung die Auszeit ganz anders vorgestellt hat als Ulli, der gerne alles planen und sicher wissen möchte.
Aus der Reise ist ein Kinofilm entstanden, der mir vor der Lektüre dieses Buches jedoch offen gestanden kein Begriff war. Aufgrund von Lenas lebhaften Beschreibungen und Erzählungen konnte ich mir nichtsdestotrotz zahlreiche Abschnitte sehr gut vorstellen. In der Mitte des Buches finden sich zudem einige Seiten mit ansprechenden Farbfotografien, die im Buch Geschriebenes gekonnt veranschaulichen und die hochwertige Gestaltung des Buches schön ergänzen.
Beim Lesen war ich regelmäßig überrascht darüber, welche Risiken Lena unbedingt eingehen möchte und wie Ulli so häufig einfach mitzieht… Wenn es beispielsweise die Möglichkeit gibt, entweder ohne Karte durch die Wüste zu fahren oder eine geteerte Straße zu nutzen und Lena darauf beharrt, wenigsten das Abenteuer durch die Wüste zu wagen, wäre ich an Ullis Stelle sicherlich nicht ihrem Wunsch so leicht nachgekommen…
Generell würde ich die Erzählweise als sehr offen, ehrlich und unbesorgt beschreiben. Auch von Parasiten, die sich die beiden einfangen, von Tiefen in ihrer Beziehung und von den Ängsten oder Risiken zu Ebola-Zeiten wird berichtet. Gerade durch die vielen Gespräche mit Einheimischen erhält man viele neue Einblicke – zum Beispiel hätte ich nicht gedacht, dass nachts wegen der von Ebola ausgehenden Gefahr eine Ausgangssperre verhängt wurde, Schulen zwei Jahre lang geschlossen hatten, Fußballspielen und ähnliche schweißtreibenden Aktivitäten untersagt waren und so weiter. Auch mit dem Thema der islamistischen Terroranschläge werden Ulli und Lena auf ihrer Reise konfrontiert. Sehr beeindruckend war für mich des Weiteren, dass die beiden immer wieder wenn ihnen eine Gegend besonders gefällt einen Halt einlegen, dort arbeiten und ein Stück weit den Alltag dort kennenlernen dürfen. Von der Lebenseinstellung, den Ratschlägen und dem Alltag der ihnen Begegnenden war ich sehr beeindruckt. Diese Beschreibungen machten für mich den größten Reiz des Werkes aus, da ich ganz neue Perspektiven auf Afrika gewinnen konnte.
Das Buch habe ich ohne eine Pause einzulegen verschlungen, so packend waren die Erzählungen über diese unglaubliche Reise. Es hat dabei so derart viele Facetten, die ich unmöglich alle hätte nennen können, dass es einen nachdenklich und schwer beeindruckt zurück lässt. Manchmal war mir Lena mit ihrer positiven Einstellung, ihrem Enthusiasmus, ihrem Unverständnis gegenüber Ullis Bedenken, ihrer Abenteuerlust und ihrer Arglosigkeit etwas zu risikofreudig, doch lernt sie nach und nach die Perspektive zu wechseln und nachzugeben. Ohne diese Unbeschwertheit wäre sicherlich auch kein so beeindruckendes Werk entstanden, denn so reizvoll das Gelesene ist: Zum Nachmachen ist es wohl nur bedingt geeignet.
Von mir gibt es für dieses Werk volle 5 Sterne!