Sie ist ein Vorbild für jede gewaltbereite Frau
Magdalena, eine unabhängige Frau und siebenfache Männermörderin, kurzum der Schrecken der katholischen Welt, entführt einen Priester in einem österreichischen Alpendorf. Sie braucht ihn als Beichtvater, ...
Magdalena, eine unabhängige Frau und siebenfache Männermörderin, kurzum der Schrecken der katholischen Welt, entführt einen Priester in einem österreichischen Alpendorf. Sie braucht ihn als Beichtvater, damit ihr endlich einmal ein Priester zuhört, damit sie endlich ihre Geschichte erzählen kann. Für den artigen Pfarrer ist seine Entführung anfangs eine komplette Katastrophe, aus der sich zu befreien er versucht, doch nach und nach, nachdem er mehr aus dem Leben der Sünderin erfahren hat, wandeln sich seine Emotionen hin zu einer für ihn bisher komplett neuen Empfindungswelt.
Lilian Faschinger schafft mit diesem Roman ein urösterreichisches Buch, dass den Finger in die Wunde der Probleme der ländlichen Regionen Österreichs liegt. Fehlende Frauenemanzipation, familiärer Druck und der Umgang mit denjenigen, die nicht in die Vorstellungen der Mehrheitsgesellschaft passen werden hier minutiös aufgearbeitet, und der Gedanke liegt nahe, dass hier auch autobiographische Hintergründe eine Rolle spielen, da es sich bei der Autorin ja um eine Kärntnerin handelt. Darüber hinaus werden anhand der Lebensgeschichte und der unterschiedlichen Männer, denen Magdalena begegnet, die unterschiedlichsten menschlichen Emotionen aufgerollt und deutlich vor Augen geführt, wie diese die menschliche Psyche beeinflussen können. Denn Obwohl Magdalena eine Sünderin ist, 7 vor dem Gesetz unschuldige Männer getötet hat, ist sie die Heldin der Geschichte, das aber ungezwungen, die Leserschaft hat es selbst in der Hand sich ein Urteil zu fällen. Das Interessante hierbei ist nämlich der stilistische Aspekt. Leserschaft und der Priester geraten in eine passive, zuhörende Rolle, während auf beinahe zeitdeckende Art und Weise mittels ewig langen Monologen Magdalenas die Geschichte erzählt wird. Nur ab und zu werden Gedanken des gefesselten Priesters mit eingeschoben, in denen dessen schleichender Geisteswandel festgehalten wird. Darüber hinaus bedient sich die Autorin einer komplexen und intellektuellen Sprache, die mich sehr stark an diejenige Thomas Bernhards erinnert hat. Generell habe ich hin und wieder Parallelen zwischen den beiden gezogen, da sie abgesehen von ihren komplexen sprachlichen, von Übertreibungen und Neologismen strotzenden Wortgebilden, auch in ihrer Österreich-, Gesellschafts- und Katholizismuskritik übereinstimmen.
Das Buch bietet demnach sehr viele Einblicke in einen intellektuellen, inneralpinen Geist, regt zum Nachdenken an und fasziniert, hat dennoch einige langatmige Stellen und erfordert bei der Lektüre hohe Konzentration.