Facettenreiche und unterhaltsame Zeitreise in die 1960er Jahre
Wir sind in München im Jahr 1965 und erleben die Familie Sonnlechner, die einen Friseursalon betreibt. Die Töchter Anna und Elsie, 17 und 16 Jahre alt, erlernen beide ebenfalls den Friseurberuf und sollen ...
Wir sind in München im Jahr 1965 und erleben die Familie Sonnlechner, die einen Friseursalon betreibt. Die Töchter Anna und Elsie, 17 und 16 Jahre alt, erlernen beide ebenfalls den Friseurberuf und sollen den Salon der Familie einmal weiterführen. Elsie teilt die Liebe ihrer Eltern zu diesem Beruf während Anna ihn eigentlich verabscheut und nur erlernt, weil die Eltern das von ihr erwarten. Anna ist mehr künstlerisch veranlagt und liebt das Malen und Zeichnen.
Als sie eines Tages durch den Fund eines alten Briefes erfährt, dass sie nicht die leibliche Tochter der Sonnlechners ist sondern ein Findelkind, bricht sie mit ihrer Familie. Schon immer hatte sie so ein merkwürdiges Gefühl, nicht richtig dazu zu gehören, so dass sie sich nun auf die Suche nach ihren Wurzeln macht.
An der Leopoldstraße verkaufen viele Künstler, besonders Maler, ihre Werke. Dort hat Anna den Maler Clemens Altmann kennengelernt, sich verliebt und zieht dann zu ihm. Beide träumen davon mit ihrer Malerei von einem Galeristen in seine Galerie aufgenommen zu werden, so dass sie ihre Werke bekannter machen können.
Anna und Clemens ergänzen sich wunderbar und werden ein tolles Paar. Auch Clemens, der aus einem wohlhabenden Elternhaus stammt, hat seiner Familie den Rücken gekehrt, weil er deren Vorstellungen nicht erfüllen wollte.
Die beiden leben zusammen in Clemens Wohnung in Schwabing und kämpfen für ihren Traum. Sie malen, verkaufen ihre Bilder auf der Straße und finanzieren sich so ein sehr bescheidenes Leben.
Sie waren mir beide sehr sympathisch, da sie nie aufgeben und für ihre Ziele und Träume nicht nur kämpfen sondern auch arbeiten.
Ich habe mit beiden mitgefiebert, gebangt und gehofft und miterlebt, wie sehr sie sich lieben und gemeinsam alle Schwierigkeiten und Hindernisse irgendwie meistern. Auch Annas Gefühle, nicht zur Familie Sonnlechner zu gehören, sind gut bei mir angekommen. Ich konnte beim Lesen spüren, dass sie dort nicht hingehört und sich auch nicht richtig wohl fühlt, obwohl man alles für sie getan hat. Daher habe ich mit ihr gehofft, dass sie ihre Herkunft aufklären kann.
Lilli Beck hat mich mit ihrem wunderbaren, lebendigen Schreibstil mitgenommen in Annas Leben und in das München der 1960er Jahre.
Sie schafft ein authentisches Zeitbild dieser Zeit und lässt Ereignisse wie z. B. den Studentenprotest und andere politische Ereignisse in ihre Geschichte einfließen. Aber wir erleben auch die Musik, die Mode und das Lebensgefühl der Jugend dieser Zeit. Sexuelle Aufklärung, Selbständigkeit und Selbstbewusstsein der Frauen sind ebenfalls Themen.
Die eigentliche Geschichte von Annas leiblicher Mutter und deren Schicksal kam mir ein kleines bisschen zu kurz aber letztendlich klärt sich alles auf.
Das Setting im München der 1960er Jahre ist gut gewählt und sehr bildhaft dargestellt. Einige der beschriebenen Orte kenne ich zur heutigen Zeit und konnte mir gut vorstellen, wie es damals dort gewesen sein könnte.
„Die Farben unserer Träume“ erzählt von einer jungen Frau auf der Suche nach sich selbst und ihren Wurzeln, deren Liebe und Leidenschaft zur Kunst ihren Weg zeichnet und sie mit ihrer großen Liebe verbindet. Eine bewegende Handlung und ein authentisches Zeitbild machen den Roman zu einer unterhaltsamen Zeitreise!
Fazit: 4 von 5 Sternen
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