Das Buch "Food Pharmacy - Essen ist die beste Medizin" ist einer der unzähligen Ratgeber, die ich nun bereits zum Thema Ernährung, Darm und Gesundheit gelesen habe. Dass Lebensmittel einen hohen Einfluss auf unsere Gesundheit und Gefühlslage haben, war mir bereits vor dem Lesen klar und gerade in diesem Bereich gibt es zahlreiche wirklich gute Bücher und Ratgeber. Neu und spannend ist für mich in diesem Fall die Ausrichtung auf den Punkt Entzündungen, die für zahlreiche weitere Symptome und Zellveränderungen, dessen schwerste Art dann auch Krebs darstellt, Einfluss nehmen. Food Pharmacy sagt also Entzündungen im Körper und damit einhergehender Müdigkeit, Schlafstörungen, Haar-, Haut- und Nagelproblemen, sowie Depressionsursachen und Co den Kampf an.
"Dann fuhren wir unsere Computer hoch und lasen, dass chronische Erkrankungen weltweit immer mehr zunehmen, dass Zucker schädlich für unsere Kinder ist, dass wir viel zu wenig Ballaststoffe essen, dass man auf der Stelle tot umfällt, wenn man eine Scheibe Bacon auch nur ansieht, und dass die Anzahl der Krebsdiagnosen bis 2050 schätzungsweise um bis zu 50 Prozent zunehmen wird."
Die Autoren Lina Nertby Aurell und Mia Clase sind, ich möchte beinahe sagen, klassische Ernährungs- und Gesundheitsbloggerinnen, die sich in Schweden seit längerem mit verschiedenen Themen auseinandersetzen. In diesem Buch geht es wie bereits gesagt, hauptsächlich um die entzündungshemmende Küche und ihre Lebensmittel im Allgemeinen. So stellen sie insgesamt 9 'Wundermittel' in Sachen Gewürze vor, die reich an Antioxidantien, Ballaststoffen und anderen wichtigen Nährstoffen sind. In einem wirklich schön gestalteten Rahmen stellen sie ihre Erkenntnisse und einige hilfreiche Rezepte für den Tag vor - vom Müsli bis zur Suppe, zuckerfrei und voller Nährstoffe.
"Bei der Jagd nach Nahrungsmitteln, die sich kostengünstig herstellen lassen, hat uns die Lebensmittelindustrie von Produkten abhängig gemacht, für die unser Körper einfach nicht geschaffen ist. Industriell vorverarbeitete Lebensmittel, die kaum Ballaststoffe, Antioxidantien und Mineralstoffe enthalten und stattdessen vor Zucker, chemischen Zusatzstoffen und schlechten Fetten strotzen."
Zu Beginn war ich von diesem kleinen Buch mehr als angetan. Für mich als Designmensch ist die Aufmachung beinahe ein Highlight in Sachen Ratgebern, wobei ich ein Hardcover in diesem Fall einfach schöner gefunden hätte, aber Kleinkram. Es ist ein sehr kluges Buch und sicherlich für viele Menschen Anreiz sich über ihre Ernährung Gedanken zu machen und es liefert ja auch den ein oder anderen Ratschlag gleich mit dazu. Allerdings war ich relativ schnell genervt. Es wird stets betont was negativ ist und einem gesagt, dass Kartoffeln, Brot, Nudeln und Reis nicht gut sind. Doch dann stellt sich bereits für mich die Frage und das gilt wahrscheinlich für die große Masse: Was wären dann die Alternativen? Was soll man Essen? Mit dem vorgeschlagenen grünen Smoothie mit Salat und zwei Avocados werde ich jedenfalls nicht glücklich.
Dennoch gibt es auch in Sachen Brot, Nudeln und Reis, verschiedene Formen - Hefe, Sauerteig, Weizen, Dinkel, Hafer, Natur oder Weiß - auf diese Unterschiede wird gar nicht erst eingegangen, sondern alles über einen Kamm geschert. Die Lösung: Wegwerfen! Auch eine beliebte Aussage in diesem Buch: Sofern es keine Avocado ist, weg! Dass eine Avocado zwar gesund ist, aber in Sachen Klima und Umwelt nicht gerade optimal ist... kein Wort. Eine Walnuss ist übrigens ähnlich gut und sogar regional. Auch Anekdoten, Wiederholungen und sonstige Labereien, fand ich einfach nicht toll. Man kann zwar auch online Lebensmittel bestellen, aber bitte? Wenn man auf die Ernährung und bewussten Umgang mit Lebensmitteln aufmerksam machen möchte, ist dies der falsche Weg. Die Hauptaussage war für mich am Ende ein Hauch von: Kein Zucker, lieber Smoothies und kalte Suppe, viele Gewürze und generell lieber alles kalt, maximal lauwarm.
Als generelle Ergänzungsliteratur ist es ein tolles Buch, welches dennoch auch hinterfragt werden sollte und sogar muss! Auch wenn einige Fakten und Informationen wirklich nützlich sind, würde ich in diesem Fall eher auf die Ayurvedische Küche, voller Gewürze und damit auch entzündungshemmender Zutaten verweisen. Es gibt unzählige andere tolle Ratgeber die einiges in Sachen Ernährung drauf haben und nicht gerade schwedischen Ursprungs sind. So gibt es hier z.B. Grünkohl nicht rund ums Jahr zu kaufen oder Knäckebrot als Nationallebensmittel. Ich könnte an dieser Stelle wahrscheinlich noch ellenlang weitermachen. Im Sinne der Autoren würde ich an dieser Stelle dann sagen: Weg damit, braucht kein Mensch! Wirklich schade, ich hatte mir hier einfach mehr erhofft.