Cover-Bild Und wieder Februar
Band 833 der Reihe "Wagenbachs andere Taschenbücher"
15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Wagenbach, K
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 24.09.2020
  • ISBN: 9783803128331
Lisa Moore

Und wieder Februar

Kathrin Razum (Übersetzer)

Als am Valentinstag 1982 ein gewaltiger Sturm die Bohrinsel »Ocean Ranger« umtost, vertäuen sich die 87 Männer der Besatzung mit Rettungsseilen selbst. Die Seile erstarren im Frost, die Männer versinken in den Fluten mitsamt der Bohrinsel. Ihre Familien erfahren davon aus den Medien. Die Ölgesellschaft ist überfordert, die Entschädigungen werden erst drei Jahre später gezahlt. Die hochschwangere Witwe Helen kann so lange nicht warten, sie muss ihre Familie durchbringen, in Bars arbeiten, Kleider nähen, ihre Kinder erziehen, Autofahren lernen, ihr Haus renovieren, Yoga ausprobieren, kurz: Sie muss leben. Das gelingt ihr dreißig Jahre lang passabel und dann plötzlich erstaunlich gut.
Wie sich eine Frau zurückkämpft aus dem Exil der Trauer, das beschreibt Lisa Moore in vielen Alltagsepisoden nüchtern und unsentimental. Sie hebt die damit verbundenen körperlichen Reaktionen und Gefühle an die Oberfläche, in all ihrer Banalität und ihrer Tiefe, und sie erzählt eine große Liebesgeschichte mit abwesender männlicher Hauptrolle.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2021

Emotionale Familiengeschichte auf hohem Niveau?

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Helen ist eine Frau, die in recht jungen Jahren einen riesigen Verlust erlebt hat: als junge Mutter von drei Kindern und - damals noch unwissentlich - schwanger mit dem vierten, steht sie alleine da, nachdem ...

Helen ist eine Frau, die in recht jungen Jahren einen riesigen Verlust erlebt hat: als junge Mutter von drei Kindern und - damals noch unwissentlich - schwanger mit dem vierten, steht sie alleine da, nachdem ihr Mann Cal in den frühen 1980er Jahren auf einer Ölbohrinsel tödlich verunglückt.

Wir lernen Helen als ältere, umsichtige Frau, Mutter von erwachsenen Kindern und Großmutter kennen: ihre traurige Geschichte wird uns in Form von Rückblenden vermittelt. Der Einblick in Helens Lebens, das stark von der Sorge um die nun erwachsenen Kinder geprägt ist, zeigt ein Leben, das von Trauer und Einsamkeit, doch auch von positiven Momenten: enge familiäre Einbindung, Kinder, die sich nach einer schwierigen Jugend berappeln. Und nach fast 30 Jahren findet auch eine neue Liebe Einzug in ihr Leben.

Zudem lernen wir Helens Sohn John und seine Lebenssituation kennen - er wird bald Vater eines von ihm ungewollten Kindes. Gespannt darf der Leser die Reaktion von Mutter Helen und die Bewältigung der Situation im Familienverband verfolgen.

Etwas wortreich und umständlich ist der Erzählstil von Lisa Moore, doch trotzdem einfühlsam und packend. Da sich zwar nicht die gesamte Erzählperspektive, aber doch die Rolle der Figuren und ihre Position innerhalb der Geschichte häufig ändern, wirkt der Roman gelegentlich etwas konfus. Ein Ansatz, der Aufmerksamkeit erregen wird: dieser Familienroman hat mit dem Kitsch einer Rosamunde Pilcher, der teilweisen Oberflächlichkeit einer Anna Gavalda nichts gemein - diese Autorin versteht ihr Handwerk! Auf der anderen Seite hapert es am "gewissen Etwas": aus meiner Sicht fehlt die Kraft und Intensität der großen Meeresromane der letzten Jahren wie "Rubinrotes Herz, eisblaue See" von Morgan Callan Rogers oder auch "Brandungswelle", einem Roman der Französin Claudie Galley.

Fazit: ein netter Familienroman, dem von Zeit zu Zeit ein wenig die Puste ausgeht. Es ist eine emotionale Familiengeschichte mit Höhen und Tiefen, insgesamt jedoch auf eher mittelmäßigem Niveau.