Cover-Bild Die Geheimnisse der Welt
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10,99
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Familienleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 19.07.2016
  • ISBN: 9783832163693
Lisa O'Donnell

Die Geheimnisse der Welt

Roman
Stefanie Jacobs (Übersetzer)

Der elfjährige Michael Murray kann zwei Dinge am allerbesten: Ballhochhalten und Geheimnisse bewahren. Seine Familie findet, dass er für Erwachsenenangelegenheiten noch zu jung ist, also lauscht er an Türen. Es ist der einzige Weg, um irgendetwas mitzubekommen. Und Michael hat ein Geheimnis mitbekommen – eines, das vielleicht die Prellungen im Ge-sicht seiner Mutter erklärt.
Als das Flüstern zu Hause und in der Nachbarschaft zu laut wird, um es zu ignorieren, fragt sich Michael, ob hinter der ganzen Sache doch mehr steckt, als er dachte. Also macht er sich daran, die Wahrheit herauszufinden, in der Hoffnung, dass dann endlich alles wieder normal wird.
Er darf dabei nur ein paar Sachen nicht vergessen: sich auf den bevorstehenden Talentwettbewerb im Dorf vorzubereiten, ein Auge auf seine
Erzfeindin »Dirty Alice« zu haben und auf jeden Fall die wässrigen Eintöpfe seiner Granny zu vermeiden.
›Die Geheimnisse der Welt‹ beschwört in einfühlsamer Weise die Ängste und Freiheiten der Kindheit. Es ist ein eindringlicher Roman über die Liebe, den Verlust der Unschuld und die Bedeutung der Familie in schwierigen Zeiten.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2020

Ein kleines Meisterwerk

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Inhalt:

Mit dem Tod von Michaels Großvater hat sich in seiner Familie einiges verändert. Er sieht seine Großmutter ständig weinen. Letztendlich kommt es zu einer Familienzusammenführung unter dem Dach ...

Inhalt:

Mit dem Tod von Michaels Großvater hat sich in seiner Familie einiges verändert. Er sieht seine Großmutter ständig weinen. Letztendlich kommt es zu einer Familienzusammenführung unter dem Dach seiner Eltern und Granny zieht ein. Mutter-Tochter-Beziehungen gelten zuweilen als problematisch, hier profitieren jedoch beide von der familiären Wiedervereinigung.

Michaels Heim bleibt jedoch eine Konfliktzone. Streit gibt es häufig. Michaels Vater ist weder einem sinnlosem Streit noch dem Alkohol abgeneigt. Die vier sind eine "schrecklich" normale Familie.

Doch dann kommt es zu dem Tag, der offensichtlich eine Zäsur in seinem Leben markiert. Einem Tag, an dem seine Mutter nach einem Spaziergang durch den Park weinend heimkommt. Alle weinen. Nur Michael nicht, der gar nicht versteht, was überhaupt passiert ist.

Nach und nach bekommt Michael Wortfetzen aus Gesprächen mit. Er erfährt, dass Ma einem Exhibitionisten begegnet sein soll. Die Antwort auf die Frage, was ein Exhibitionist ist, muss sich Michael hart erkämpfen. Ein Exhibitionist sei ein Mann, der anderen seinen Schniepel zeigt, wird er beschieden. Michael zweifelt die Geschichte jedoch zunehmend an.



Im Detail:

Nach dem Vorfall, den seine Mutter im Park erlitten hat, spürt Michael, dass sich alles verändert hat. Jeder in der Familie scheint ein Geheimnis zu haben. Sicherlich ist es nicht schön, einem Exhibitionisten zu begegnen. Aber rechtfertigt es das distanzierte Verhalten der Mutter, die ständige Traurigkeit und unterschwellige Aggression, die diese umgibt?

Michael versucht weitere Gespräche von Pa, Granny und Ma aufzuschnappen. Er lauscht an Türen und stellt Fragen. Doch keiner will ihm etwas verraten. Stattdessen beschwören Granny, Pa und Ma ihren Sohn, dass er niemandem etwas von dem Vorfall und von all dem, was fortan in der Familie gesagt und getan wird, verraten solle. Als Granny und Pa andeuten, dass Ma zur Polizei gehen solle, wird diese wütend. Auf keinen Fall wird sie das tun. Die Nachbarn würden schlecht über sie reden. Michael versteht die Welt nicht mehr. Jemand, der so böse ist wie der Exhibitionist, muss doch bestraft werden. Findet jedenfalls Michael.



Eigene Meinung:

Lisa O' Donnell erzählt aus der Sicht des 11-jährigen Michael die Geschichte einer Familie, die auf einer kleinen schottischen Insel lebt. Auf dieser scheint viel piefig, unerträglich und provinziell. Jeder steht im Licht der Öffentlichkeit – eine Privatsphäre bleibt meist verwehrt.

Während der Vater nach den Geschehnissen immer netter und umgänglicher wird, kapselt sich die Mutter immer weiter von der Familie ab. Nur Granny verhält sich wie immer. Ihr Essen schmeckt grässlich und sie schimpft mit Michael, wenn sie ihn beim heimlichen Belauschen der Gespräche erwischt oder wenn er schlimme Worte in den Mund nimmt.

Geschickt lässt die Autorin die Gedanken der Erwachsenen in ihre Geschichte einfließen. Der Leser schaut in die Psyche der Personen, deren Leben unter Druck steht.

Die Familienmitglieder werden zu Experten im Improvisieren und Sich-Durchwursteln. Aber dadurch, dass sie der Mutter bestmöglich zu helfen versuchen, vernachlässigen sie zugleich den heranwachsenden Jungen. Sie verlangen von Michael, dass er ein Geheimnis hüten soll, das er selbst aber noch gar nicht richtig begreifen kann, weil ihm ein wichtiges Detail in der Geschichte zu fehlen scheint.

Michael selbst versucht sich der Situation anzupassen. Natürlich möchte er die beste Freundin der Mutter beschützen, als diese beschließt, durch den Park nach Haus zu gehen. Schließlich soll sie ja nicht auch diesem bösen Exhibitionisten begegnen. Die Familie droht für immer im Abgrund des Geheimnisses zu versinken.



Fazit:

Lisa O' Donnell schreibt mit „Die Geheimnisse der Welt“ eine Reportage aus dem Inneren einer Katastrophe. Ein kleines Meisterwerk. Die Bewohner der kleinen schottischen Insel, auf der diese Geschichte spielt, haben sich der zwanghaften Einhaltung einer repressiven Moral verschrieben.

Der 11-jährige Protagonist des Buches, Michael, kann sich kaum noch eine Kindheit erlauben.
Er trägt schwer an diesem Geheimnis, das direkt in den Abgrund der Geschichte führt, und alle Figuren überfordert.

Für mich ist dieses Buch – wie gesagt - ein kleines Meisterwerk. Lisa O' Donnell gelingt es, einen unglaublichen Facettenreichtum in ihrer Geschichte zu zeigen, was so beklemmend wie beeindruckend nachwirkt.

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