Überalterung der Gesellschaft mal anders
Die Inhaltsangabe von Starters hat mich sofort angesprochen: Eine Zweiklassengesellschaft, geteilt durch das Alter, in der die Älteren alles haben, aber unbedingt noch einmal jung sein wollen und in Teenagerkörper ...
Die Inhaltsangabe von Starters hat mich sofort angesprochen: Eine Zweiklassengesellschaft, geteilt durch das Alter, in der die Älteren alles haben, aber unbedingt noch einmal jung sein wollen und in Teenagerkörper schlüpfen, um das zu erreichen. Eine extreme Entwicklung, zwar durch einen biologischen Angriff ausgelöst, aber dennoch schon in unserer Zeit spürbar. Der verzweifelte Wunsch, unbedingt mit allen Mitteln wieder jung zu sein, die Sehnsucht nach körperlicher Perfektion und die Überalterung der Gesellschaft, in der die Jugend kaum bis gar keine Rechte besitzt, sind dabei die markantesten Themen, die die Autorin in ihrem Roman verarbeitet. Und sie verarbeitet sie überraschend sozialkritisch auf sehr überzeugende Art und Weise. Sofort hat man den einen oder anderen Superstar vor Augen, der mit allen Mitteln gegen das Altern kämpft. Ebenso mutet die dargestellte Unmündigkeit der Jugend wie eine schwere Folge der Verachtung der jüngeren Generation an: Körperlich seien sie imstande, soviel zu leisten, doch würden sie genau das verschwenden, um immer wieder vermeidbare Fehler zu machen. Eines der Hauptargumente der Mieter und Mitarbeiter der Body Bank, die sich nicht scheuen, Teenagern die Zukunft zu stehlen.
Getragen wird diese Geschichte von einer Heldin, deren innerer Zwiespalt wunderbar geschildert wird: Soll sie ihrem Gewissen folgen und riskieren, dass ihr der Lohn für ihre Dienste verwehrt wird? Über ihre Gedanken- und Gefühlswelt erfährt man reichlich, denn sie wird zum Hauptbezugspunkt für den Leser. Durch sie erfährt man alles, was die Autorin über ihre Welt preisgeben will, und sie ist auch die Figur, die mit Abstand am Detailliertesten beschrieben wird. Dagegen wirken die übrigen Charaktere manchmal sogar etwas blass.
Unterstützt wird das zudem durch den einfachen Schreibstil, der zwar sehr flüssig zu lesen ist, aber in manchen Szenen zu wenig Atmosphäre aufbaut. Das ist besonders im Hinblick auf den Old Man, Callies Gegenspieler, sehr schade. An sich beruht er auf einer tollen Idee mit viel Potential, doch sein Handeln hätte bestimmt viel beklemmender gewirkt, hätte man die richtige Stimmung erzeugt.
Allerdings bietet der zweite Band der Dilogie dafür noch reichlich Gelegenheit.
Fazit
Starters ist ein gelungener Debütroman der Autorin Lissa Price. Er überzeugt vor allem durch seine scharfe Sozialkritik, die wichtige Probleme unserer heutigen Gesellschaft anspricht: Ewige Jugend um jeden Preis, perfekte Körper bis zur Selbstaufgabe, Zweiklassenverteilung und der Machtmissbrauch gegenüber Schutzbefohlenen. Diese Themen werden jugendlichen Lesern mit Hilfe eines einfachen Schreibstils und einer sympathischen Hauptfigur näher gebracht, die die übrigen Protagonisten beinahe in den Hintergrund drängt. Daneben macht besonders der perfide Bösewicht Lust auf mehr. Für mich ist der Old Man eine der Hauptgründe, mir so schnell wie möglich den Nachfolgeband zu besorgen!