Erläuterungen und Erfahrungen von der "Amerikanischen Geisha"
Im Jahr 1975 lässt sich die Ethnologin Liza Dalby zu Feldforschungszwecken im Hanamachi (jap. "Blumenviertel") Pontocho in Kyoto, Japans kulturell bedeutendster Stadt, zur Geisha ausbilden.
Sie führte ...
Im Jahr 1975 lässt sich die Ethnologin Liza Dalby zu Feldforschungszwecken im Hanamachi (jap. "Blumenviertel") Pontocho in Kyoto, Japans kulturell bedeutendster Stadt, zur Geisha ausbilden.
Sie führte ein Jahr lang (1975-1976) das Leben einer Geisha und arbeitete unter dem Namen Ichigiku in den Teehäusern von Pontocho. Ihre Studien führten sie quer durch die Geisha-Kultur in ganz Japan. Sie erläutert die Unterschiede zwischen in Städten wie Tokio (Akasaka oder Shimbashi) und Kyoto (Gion, Miyagawa-cho, Pontocho oder Kamishichiken) arbeitenden Geishas, und denen, die auf dem Lande in Kur- oder Badeorten wie Atami arbeiten.
Zu den eigenen Erfahrungen, die Liza Dalby während ihrer Zeit in Japan gemacht hat, fließen in ihr Buch Gespräche mit Geishas, ehemaligen Geishas, Besitzerinnen von Ochayas (Teehäuser), Inhaberinnen von Okiyas (Geisha-Häuser) und Beamten in den Meldeämtern von Geisha-Gemeinschaften in verschiedenen Teilen Japans ein.
"Geisha" ist größtenteils sehr sachlich und objektiv geschrieben und beinhaltet viele interessante Details über die Kunst, Ansichten, Traditionen und Ausbildung der Geishas. Sie verweist auf Unterschiede zwischen wahren Geishas und Prostituierten, und erzählt die Geschichte um die Entstehung, Bedeutung und den manchmal steinigen Weg der Geishas durch die Jahrhunderte. Liza Dalby erklärt bereits im Vorwort, dass es ebenso auch ein sehr persönliches Buch nicht zuletzt durch ihre Begeisterung für die Geisha-Kultur geworden ist, und sie durch ihre Einbindung zum Karyukai (das "Reich der Blumen und Weiden", wie die Welt der Geishas im Japanischen genannt wird) nicht zur Gänze objektiv sein konnte und wollte.
Als Amerikanerin, die in Japan gelebt und gearbeitet hat, versteht Liza Dalby auch die Missverständnisse und Unterschiede zu beleuchten, die zwischen der westlichen und der japanischen Kultur im Hinblick auf die japanischen Traditionen und Anschauungen herrschen.
Vielleicht ist es gerade diese Mischung zwischen einem Erfahrungsbericht und einem Sachbuch, die Liza Dalby's "Geisha" so abwechslungsreich innerhalb des Buches macht, wenn dem Leser nach einem als trocken empfundenen sachlichen Kapitel wieder ein Erlebnis der Geisha Ichigiku geschildert wird.
"Geisha" sollte in keinem Regal fehlen, wenn man sich für das japanische Kulturgut, die Geisha, interessiert.