Einfach nur beeindruckend
Selten hat mich der Einstieg in eine Geschichte so gepackt wie dieser. Alles beginnt mit der Taubenplage (Originaltitel „The plague of doves“) in North Dakota Ende des 19. Jahrhunderts, als die Vögel überall ...
Selten hat mich der Einstieg in eine Geschichte so gepackt wie dieser. Alles beginnt mit der Taubenplage (Originaltitel „The plague of doves“) in North Dakota Ende des 19. Jahrhunderts, als die Vögel überall waren und ihr charakteristisches, nie enden wollendes Gurren erklingen ließen, ja, sogar in den Plumpsklos versanken und qualvoll verendeten - und mit den Lieben und Leidenschaften der verrückten Männer der Milk-Familie. Ein furchtbares, nie gesühntes Verbrechen überschattet die kleine Stadt Pluto, doch die Zeit lässt die Grenzen zwischen Tätern und Opfern verschwimmen; wirbelt sie über Generationen hinweg durcheinander und lässt die Wahrheit als Musik in die Welt zurück klingen.
Der Roman bildet den Auftakt der JUSTICE TRILOGY und ist in meinen Augen der stärkste Teil und nicht weniger als ein Meisterwerk der Erzählkunst. Ein großes Familienepos und wichtiges Stück ethnischer Zeitgeschichte vereint die Autorin in diesem Roman, brillant und in intensiven, mitreißenden Bildern erzählt; eine Gründergeschichte, abenteuerlich und lebendig wie Téa Obrehts „Herzland“, das mich letztes Jahr auch ganz arg begeistern konnte.
Erdrichs Figuren haftet stets etwas Wahrhaftes an, etwas Reines, obwohl sie alles andere als perfekt sind. Es sind gute, einfache Menschen, die ich gerne in meiner Nähe hätte und deren Aura um mich herum zu bleiben scheint, in mir weiter leuchtet wenn ich das Buch schon längst beendet habe.
Wenn ihr nur einer Stimme zuhören wollt, die den Native Americans Gehör verschafft, nur einen Roman über die amerikanische Geschichte lesen wollt, dann lasst es Louise Erdrichs „Solange du lebst“ sein - und viele weitere ihrer Bücher folgen!