Zwischen Leichtigkeit und Katastrophe
Komm Tanzen begleitet einen Abend und eine Nacht bei einer Party in einer Villa am Wannsee. Ein lauer Frühsommerabend, das Grundstück mit Seezugang, ausgelassene Stimmung, gute Musik, Freunde kommen zusammen, ...
Komm Tanzen begleitet einen Abend und eine Nacht bei einer Party in einer Villa am Wannsee. Ein lauer Frühsommerabend, das Grundstück mit Seezugang, ausgelassene Stimmung, gute Musik, Freunde kommen zusammen, um sich zu feiern, abzuschalten, die Einschränkungen des Lockdowns endlich hinter sich zu lassen und natürlich: zu tanzen!
Im Mittelpunkt steht Lotte, aus deren Perspektive wir den Abend durchgängig begleiten. Lotte selbst schreibt gerade an ihrer Promotion zum Thema Langeweile in der Gegenwartskunst, ist mit Peer liiert und hat gemeinsam mit ihm den Sohn Paul. Gastgeberin ist ihre große Schwester Cora. Lotte hat ihre Nachbarin Claire, deren Sohn eng mit Paul befreundet ist, mitgebracht. Die Freunde kennen sich ewig und so stellt sich auch schnell eine vorfreudige, ausgelassene Stimmung ein, die die Autorin wunderbar atmosphärisch einfängt.
Mit Lottes Promotionsthema wird bereits angedeutet, dass es an diesem Abend nicht nur ums Tanzen gehen wird, sondern auch philosophisch angehauchte Gespräche und Gedanken eine Rolle spielen. Und, zunächst nur wie Blitze, taucht mit diesen auch immer wieder eine unbestimmte Schwermut auf. Bei Lotte, mit Blick auf ihre Schwester und die Beziehung zu ihr, die Gedanken an Jona, und auch bei der besten Freundin Marta. Gerade in den Gedanken und Gesprächen an und über Jona, führt die Autorin die Klimakatastrophe als Gegenpol zur Leichtigkeit ein. Jona fühlt die Katastrophe physisch und nimmt damit die eigentliche Bedrohung vielleicht sogar realistischer wahr, als sein Umfeld. Was er nicht kann, ist verdrängen, die Leichtigkeit der Party, das Ausblenden, ist für ihn nicht möglich, und damit wird er gleichzeitig zum Mahner für sein Umfeld.
Und so nimmt dieser Abend seinen unheilvollen Lauf, bis zu einem Morgen, an dem für alle Beteiligten die Welt eine andere sein wird.
Ich habe diese kurze Erzählung sehr gern gelesen, die Leichtigkeit und das Tanzen sind wunderbar von der Autorin eingefangen. Die Verbindung dieser mit den ernsten Themen ist für mich jedoch nicht vollständig gelungen, da es mir insgesamt zu gewollt und bewusst mahnend erschien den Kontrast und die Klimakatastrophe in der Erzählung abzubilden. Eventuell wäre dies bei einem längeren Roman noch besser gelungen, da so mehr Raum zur Entwicklung besteht. Gerne gebe ich 3,5 Punkte, die ich aufgrund des insgesamt schönen Leseerlebnisses auf 4 aufrunde!