Ein zu Unrecht vergessenes Ritterepos
Alles beginnt mit einer Frau. Die schöne Angelica lockt wie ein Trugbild die Ritter an und führt sie durch die ganze Welt. Heroische Kämpfe gegen Ritter und Zauberer, Schicksalsfesseln und magische Bindungen ...
Alles beginnt mit einer Frau. Die schöne Angelica lockt wie ein Trugbild die Ritter an und führt sie durch die ganze Welt. Heroische Kämpfe gegen Ritter und Zauberer, Schicksalsfesseln und magische Bindungen leitet von einem Abenteuer zum anderen. Ihre Wege führen alle zurück zu Karl dem Großen, der mitten im Krieg ist und seine besten Leute braucht.
Ein außergewöhnliches Ritterepos, das großartig zeigt, wie sich in den alten Heldenepen ein Abenteuer aus dem anderen gebiert. Mal witzig, mal tragisch und immer spannend folgt der Leser dem liebeswahnsinnigen Roland und der fliehenden Angelica. Dabei begegnet der Leser heute längst vergessenen Helden und unglaublicher Magie, die auch in den Fantasywelten von heute ihresgleichen sucht. So wie rollende Steine zu Pferden werden als der Held eine Armee beritten machen muss oder fallende Blätter sich zu Segelbooten wandeln als ein Meer überquert werden soll. Einfach, linear und doch originell und immer wieder unerwartet. Das Ritterepos gehört zum karolingischen Erzählzyklus und ich wünschte wirklich, dass mehr mittelalterliche Heldenepen heutigen Lesern zugänglich gemacht werden.
Einen Stern Abzug gibt es, da das Epos in dieser Ausgabe von Italo Calvino nur nacherzählt wurde. Die einleitenden Worte zu Hintergründen und die humorvollen und fundierten Zusammenfassungen der dann doch abgedruckten Verse sind zwar unterhaltsam und hilfreich, ich bedaure aber, dass weder die zusammengefassten Verse vollständig abgedruckt wurden noch das ganze Epos nacherzählt wurde. Schade, denn dieses Ritterepos verdient eine vollständige und durchkommentierte Auflage, um dem Leser die ganze Farbenpracht der mittelalterlichen Epen zu offenbaren. Diese Ausgabe bietet nur einen Vorgeschmack.
Ein großartiges Werk in einer dürftigen Ausgabe, die zwar kommentiert aber stark gekürzt ist. Die Bleistiftzeichnungen, die es illustrieren haben ebenfalls nicht meinen Geschmack getroffen.