Trotz einiger Kritikpunkte, eine unterhaltsame und teilweise auch sehr amüsante historische Liebeskomödie, die allerdings in der zweiten Hälfte sehr erotiklastig ist und in der der Heldin ein wenig mehr Rückgrat nur gut getan hätte.
Louisa Stratton steckt in einem Dilemma. Die moderne und freiheitsliebende junge Frau, die gerne mit ihrem Automobil über die Lande braust, hat eine schrecklich unsympathische Familie. Und noch mehr als ...
Louisa Stratton steckt in einem Dilemma. Die moderne und freiheitsliebende junge Frau, die gerne mit ihrem Automobil über die Lande braust, hat eine schrecklich unsympathische Familie. Und noch mehr als das: Ihre Tante, die angeblich sehr krank sein soll, hofft darauf, dass Louisa sich endlich wieder zu Hause blicken lässt. Doch Louisa, die in dem Bewusstsein aufwuchs, dass ihre Tante Grace, die sie nach dem Tode ihrer Eltern erzog und der Rest der Familie, sie für untauglich und peinlich halten, scheut sich davor, sich allein in die Höhle des Löwen zu wagen, denn ihre Tante führt ein hartes Regiment, sieht Louisas Erbe und auch den Besitz Rosemont, als den ihrigen an und würde Louisa auch zu gerne in finanzieller Hinsicht an der kurzen Leine halten.
Überhaupt tauchten, in letzter Zeit, gewisse Unregelmäßigkeiten auf Louisas Bankkonto auf- ein weiterer Grund, der sie nach Rosemont führt.
Der aus einer Agentur engagierte ehemalige Soldat Charles, soll für einen Monat, also während des Aufenthalts in Rosemont, Louisas liebenden, frisch gebackenen Ehemann Maximilian North spielen, den Louisa bereits einige Zeit zuvor erfand, um nicht von ihrer Familie belästigt zu werden.
Als beide in Rosemont ankommen, stellen sie schnell fest, dass Louisas Familie ihnen alles abverlangt und das sie unbedingt zusammenhalten müssen, damit die Scharade nicht auffliegt. Und das ist gar nicht so einfach, denn Tante Grace scheut noch nicht einmal vor Bestechung zurück. Als auch noch Anschläge auf Charles verübt werden, ist das Maß langsam voll, doch Charles weigert sich Louisa im Stich zu lassen, da er sich längst in die junge Frau verliebt hat, die als einzige Frau im Stande zu sein scheint, ihn von seinen schrecklichen Kriegstraumata zu heilen. Werden sie das Komplott gegen Louisa aufdecken können und auch als Paar zueinander finden?
Der erste Teil der neuen „Ladies Unlaced“ Reihe von Maggie Robinson, die auch unter dem Pseudonym Margaret Rowe Liebesromane schreibt, spielt in einer, für eine Historical Romance untypische Zeitepoche; kurz nach der Jahrhundertwende im Jahre 1903. Die Geschichte lässt sich auf den ersten 200 Seiten sehr spritzig und kurzweilig an, die Dialoge des Heldenpaars sind amüsant und zwischen ihnen stimmt auch die Chemie.
Während die erste Hälfte des Romans dennoch sehr Historical-typisch geraten ist, verliert sich die Autorin in der zweiten Hälfte des Romans meiner Meinung nach ein wenig in den sehr zahlreich geschilderten Liebesszenen, die zwar durchaus für prickelnde Momente sorgen, aber mir schon ein wenig zu viel des Guten wurden- vor allem, weil die Story dadurch litt und belangloser wurde. Wurde anfangs noch die Spannung gehalten, weil jemand in Rosemont Charles nach dem Leben trachtete, erfuhr man viel zu früh und vor allem recht unspektakulär,
wer hinter den Anschlägen steckt, bis es plötzlich von anderer Seite zu weiteren kam. Aber selbst die Auflösung des anderen „Attentäters“ ließ mich dann so enttäuscht zurück, da es noch nicht einmal zu einer echten Bestrafung kommt, dass ich es wirklich kaum fassen konnte. Irgendwie scheint dann plötzlich scheinbar jede Demütigung, versuchte Vergewaltigung etc. gegenüber Louisa, verzeihbar zu sein, wenn es um Familienbande und ein gutes Verhältnis miteinander geht, was mir sehr sauer in dieser Geschichte aufstieß.
Enttäuscht wurde ich auch von Louisas Charakter. Erschien sie in der ersten Hälfte als taffe, selbstständige junge Frau, verwandelte sie sich in Rosemont plötzlich in eine ganz andere Person, die es zulässt, beleidigt und gedemütigt zu werden und sogar mit dem Gedanken spielt, feige das Feld zu räumen. Lediglich der Figur des Charles, kann man es verdanken, dass der Roman dennoch weiter unterhaltsam bleibt, da zumindest er „Tantchen“ und dem Rest von Louisas schrecklicher Familie die Stirn bietet.
Auch seine Kriegserlebnisse bringen ein wenig Ernsthaftigkeit in dem ansonsten sehr leichten Roman hinein, was der Geschichte sehr gut tut.
In Sachen Ausdruck wurde ich in der zweiten Hälfte des Romans des Öfteren unsanft aus der Geschichte herauskatapultiert, wenn die Protagonisten sich in zu modern geratener Umgangssprache austauschen. Ob das bereits im Originalroman der Fall war, oder der Übersetzung geschuldet ist, kann ich leider nicht sagen, doch ich empfand es als sehr störend, da der Roman ansonsten, sieht man einmal meine Kritikpunkte ab, sehr unterhaltsam war.
Kurz gefasst: Trotz einiger Kritikpunkte, eine unterhaltsame und teilweise auch sehr amüsante historische Liebeskomödie, die allerdings in der zweiten Hälfte sehr erotiklastig ist und in der der Heldin ein wenig mehr Rückgrat nur gut getan hätte.