Youtuber PhoenixZ stellt sich gegen die russische Regierung und ihre Trollarmee
Irgendwie habe ich aktuell einen starken Hang zu Gegenwartsthrillern. Dass nun auch der Loewe-Verlag Bücher in diesem Genre herausbringt, zeigt mir, dass ich damit zumindest nicht alleine bin.
In „Uncover“, ...
Irgendwie habe ich aktuell einen starken Hang zu Gegenwartsthrillern. Dass nun auch der Loewe-Verlag Bücher in diesem Genre herausbringt, zeigt mir, dass ich damit zumindest nicht alleine bin.
In „Uncover“, dem heute erscheinenden Buch vom Politologen Manfred Theisen, begleiten wir den jungen PhoenixZ, seines Zeichens ein relativ erfolgreicher Youtuber. Gemeinsam mit Techniknerd Khalil und seiner russischsprachigen Freundin Sarah ist er kurz davor brisantes Material auf seinem Kanal vorzustellen, das Russland schwer belasten wird.
Der zweite Handlungsstrang beginnt in Estland, wo der ehrgeizige und leicht reizbare Leonid in einer Trollfabrik arbeitet. Als Callcenter getarnt, widmet sich die Firma politischer Meinungsmache in Westeuropa. Im Bereich Deutschland gibt es einiges zu tun, denn die Veröffentlichung des Materials von Phoenix muss mit allen Mitteln verhindert werden. Mit ALLEN Mitteln! Kollateralschäden auf Kosten eines Flüchtlings oder volksverhetzende Parolen sind in Zeiten des Internets vorprogrammiert.
Die drei Teenager aus Berlin hingegen begeben sich auf Spurensuche. Dabei lassen sie sich weder von gefühllosen Killern, russischen Oligarchen oder attraktiven Unternehmerinnen langfristig aufhalten.
Mit „Uncover“ ist Theisen ein echter Pageturner gelungen. Sicherlich an manchen Stellen leicht überspitzt und (hoffentlich) weitestgehend fiktiv, erlaubt das Buch Einblicke in die Welt der sozialen Netzwerke. Algorithmen und Trolle sorgen für eine zunehmende Radikalisierung, alles gesteuert von finsteren Mächten, die durch ihre Profitgier jede Menschlichkeit verloren zu haben scheinen.
Die Perspektivenwechsel im Laufe der Geschichte, sowohl bei den „Guten“ als auch bei den „Bösen“ haben mir sehr gut gefallen und ermöglichen ein umfassendes Bild auf die Motive der Einzelnen.
Trotz so mancher Gewalt bleibt der Thriller im jugendtauglichen Rahmen und ist sehr spannend. Allgegenwärtig ist die Frage: Wem kann ich trauen, was ist echt und was gestellt? Die dunkle Seite der fortschreitenden Digitalisierung tritt hier in enormem Maße zum Vorschein. Die kleineren Streitereien zwischen Phoenix und Sarah bzw. die Konflikte mit Sarahs Eltern sind erfrischend und zeigen eine gesunde Normalität bei den oft so heldenhaften Protagonisten.
Kleiner Kritikpunkt ist der „Auslandsaufenthalt“ der drei und allgemein die Professionalität der Gegenseite. Dafür, dass die Mittel und Möglichkeiten schier unendlich zu sein scheinen, stellen sich Leonid, Jonathan und Co. doch sehr stümperhaft an. Bisweilen so sehr, dass die Szenen fast schon unlogisch wirken.
Ansonsten ist von der ersten bis zur letzten Seite spürbar, wie viel Ahnung Manfred Theisen im Bereich Gesellschaftspolitik hat. Ihm ist ein brisanter, aktueller und jugendlicher Thriller gelungen, der der Wahrheit vielleicht gar nicht so fern ist wie man glauben möchte.